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Stenographisches Protokoll

 

 

 

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792. Sitzung des Bundesrates der Republik Österreich

 

 

Donnerstag, 23. Dezember 2010

 

 


Stenographisches Protokoll

792. Sitzung des Bundesrates der Republik Österreich

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Dauer der Sitzung

Donnerstag, 23. Dezember 2010: 11.02 – 15.34 Uhr

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Tagesordnung

1. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Verfassungsgerichtshofgesetz 1953, das Ver­wal­tungsgerichtshofgesetz 1985, das Rechnungshofgesetz 1948, das Parteiengesetz, das Publizistikförderungsgesetz 1984, das KommAustria-Gesetz, das Allgemeine Ver­wal­tungsverfahrensgesetz 1991, das Verwaltungsstrafgesetz 1991, das Zustellgesetz, das E-Government-Gesetz, das Bundesstatistikgesetz 2000, das Konsularge­bühren­ge­setz 1992, das Aktiengesetz, das Arbeits- und Sozialgerichtsgesetz, das Außer­streit­gesetz, das Baurechtsgesetz, das Eisenbahn-Enteignungsentschädigungsgesetz, die Exe­kutionsordnung, das Firmenbuchgesetz, das Fortpflanzungsmedizingesetz, das Gebührenanspruchsgesetz, das Gerichtliche Einbringungsgesetz, das Gerichtsgebüh­rengesetz, das GmbH-Gesetz, die Insolvenzordnung, die Jurisdiktionsnorm, die Nota­riatsordnung, das Privatstiftungsgesetz, die Rechtsanwaltsordnung, das Rechtsan­waltsprüfungsgesetz, das Rechtspflegergesetz, das Gesetz über das Statut der Euro­päischen Gesellschaft, das Strafrechtliche Entschädigungsgesetz 2005, das Unter­nehmensgesetzbuch, das Urkundenhinterlegungsgesetz, das Wohnungseigentums­ge­setz 2002, die Zivilprozessordnung, das Strafgesetzbuch, das Suchtmittelgesetz, die Strafprozessordnung 1975, das Jugendgerichtsgesetz, das Strafvollzugsgesetz, das Strafregistergesetz, das Gerichtsorganisationsgesetz, das Rechtspraktikantengesetz, das Staatsanwaltschaftsgesetz, das Garantiegesetz 1977, das Unternehmens­service­portalgesetz, das Finanzprokuraturgesetz, das Erdölbevorratungs-Förderungsgesetz, das Einkommensteuergesetz 1988, das EU-Quellensteuergesetz, das Körperschaft­steuergesetz 1988, das Umgründungssteuergesetz, das Umsatzsteuergesetz 1994, das Bewertungsgesetz 1955, das Gebührengesetz 1957, das Grunderwerb­steuer­ge­setz 1987, das Kapitalverkehrsteuergesetz, das Versicherungssteuergesetz 1953, das Feuerschutzsteuergesetz 1952, das Kraftfahrzeugsteuergesetz 1992, das Wohnhaus-Wiederaufbaugesetz, das Bundesgesetz betreffend die Gewährung von Gebühren­be­freiungen für Anleihen von Gebietskörperschaften, das Energieabgabenver­gütungs­ge­setz, das Investmentfondsgesetz, das Immobilien-Investmentfondsgesetz, das Norm­ver­brauchsabgabegesetz 1991, das Kommunalsteuergesetz 1993, die Bundesab­gaben­ord­nung, das Abgabenverwaltungsorganisationsgesetz 2010, die Abgabenexe­kutionsordnung, das Glücksspielgesetz, das Tabaksteuergesetz 1995, das Tabak­monopolgesetz 1996, das Mineralölsteuergesetz 1995, das Finanzausgleichs­ge­setz 2008, das Zivildienstgesetz 1986, das Vereinsgesetz 2002, das Bundes-Stiftungs- und Fondsgesetz, das Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz, das Wehrgesetz 2001, das


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 2

Heeresdisziplinargesetz 2002, das Heeresgebührengesetz 2001, das Auslandseinsatz­gesetz 2001, das Wettbewerbsgesetz, das Mineralrohstoffgesetz, das KMU-Förde­rungs­gesetz, die Gewerbeordnung 1994, das Bundespflegegeldgesetz, das Kriegs­ge­fan­genenentschädigungsgesetz, das Bundesbahngesetz, das Behinderteneinstellungs­gesetz, das Bundesbehindertengesetz, das Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz, das Bundessozialamtsgesetz, das Hausbesorgergesetz, das Arbeitsverfassungs­ge­setz, das Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977, das Arbeitsmarktservicegesetz, das Arbeitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetz, das Insolvenz-Entgeltsicherungsgesetz, das Sonderunterstützungsgesetz, das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Gewerb­liche Sozialversicherungsgesetz, das Bauern-Sozialversicherungsgesetz, das Allge­meine Pensionsgesetz, das Beamten-Kranken- und Unfallversicherungsgesetz, das Bundesgesetz über einen Kassenstrukturfonds für die Gebietskrankenkassen, das Beamten-Dienstrechtsgesetz 1979, das Gehaltsgesetz 1956, das Vertragsbedienste­tengesetz 1948, das Richter- und Staatsanwaltschaftsdienstgesetz, die Reisegebüh­renvorschrift, das Pensionsgesetz 1965, das Bundes-Personalvertretungsgesetz, das Landeslehrer-Dienstrechtsgesetz, das Land- und forstwirtschaftliche Landeslehrer-Dienstrechtsgesetz, das Land- und Forstarbeiter-Dienstrechtsgesetz, das Post­struktur­gesetz, das Asylgerichtshofgesetz, das Bundestheaterpensionsgesetz, das Bundes­bahn-Pensionsgesetz, das Familienlastenausgleichsgesetz 1967, das Universitäts­ge­setz 2002, das Bundesmuseen-Gesetz 2002, das Bundestheaterorganisationsgesetz, das Gesundheits- und Ernährungssicherheitsgesetz, das Altlastensanierungsgesetz, das Emissionszertifikategesetz, das Vermarktungsnormengesetz, das Umweltförde­rungsgesetz, das Bundesgesetz über das Bundesamt für Wasserwirtschaft und Ände­rung des Wasserbautenförderungsgesetzes, das Weingesetz 2009, das Patentamts­gebührengesetz, das Fernmeldegebührengesetz, das Fernsprechentgeltzuschuss­ge­setz, das Postmarktgesetz, das Straßentunnel-Sicherheitsgesetz, das Luftfahrtgesetz, das Schieneninfrastrukturfinanzierungsgesetz, das Schifffahrtsgesetz und das Wasser­straßengesetz geändert sowie ein Verwahrungs- und Einziehungsgesetz, ein Bun­desgesetz zur Rückführung der Kühlgeräteentsorgungsbeiträge der Konsumenten, ein Bundesgesetz betreffend die vergleichsweise Bereinigung des Vollzuges des Bun­despflegegeldgesetzes für die Jahre 1993 bis 2009, ein Stabilitätsabgabegesetz, ein Flugabgabegesetz, ein Luftfahrtsicherheitsgesetz 2011, ein Bundesgesetz, mit dem das Personal der Heeresforstverwaltung Allentsteig einem anderen Rechtsträger über­lassen wird, ein Arbeit-und-Gesundheit-Gesetz, ein Agrarkontrollgesetz und ein Bun­desgesetz, mit dem die Begründung weiterer Vorbelastungen durch die Bundes­ministerin für Verkehr, Innovation und Technologie genehmigt wird, erlassen werden und das Stempelmarkengesetz aufgehoben wird (Budgetbegleitgesetz 2011)

2. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Beschäftigung parla­mentarischer Mitarbeiter (Parlamentsmitarbeitergesetz) sowie das Bundesgesetz über die Bezüge der obersten Organe des Bundes, der Mitglieder des Nationalrates und des Bundesrates und der von Österreich entsandten Mitglieder des Europäischen Parla­ments (Bundesbezügegesetz – BBezG) geändert werden

*****

Inhalt

Bundesrat

Absehen von der 24-stündigen Frist für das Aufliegen der gegenständlichen schriftlichen Ausschussberichte gemäß § 44 (3) GO-BR .................................................................................................... 7


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 3

Antrag der Bundesräte Gottfried Kneifel, Mag. Gerald Klug, Kolleginnen und Kollegen gemäß § 47 Abs. 5 GO-BR auf Beschränkung der Redezeit – Annahme .............................................  10, 10

Verlesung der vorgesehenen Fassung eines Teiles des Amtlichen Protokolls die­ser Sitzung durch Präsidenten Martin Preineder ..................................................................................... 76

Genehmigung des verlesenen Teiles des Amtlichen Protokolls ................................. 79

Schlussansprache des Präsidenten Martin Preineder ............................................ 79

Personalien

Verhinderungen ................................................................................................................ 7

Nationalrat

Beschlüsse und Gesetzesbeschlüsse ............................................................................ 7

Ausschüsse

Zuweisungen .................................................................................................................... 7

Verhandlungen

Gemeinsame Beratung über

1. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 20. Dezember 2010 betreffend ein Bun­desgesetz, mit dem das Verfassungsgerichtshofgesetz 1953, das Ver­wal­tungsgerichtshofgesetz 1985, das Rechnungshofgesetz 1948, das Parteien­ge­setz, das Publizistikförderungsgesetz 1984, das KommAustria-Gesetz, das Allge­meine Verwaltungsverfahrensgesetz 1991, das Verwaltungsstrafgesetz 1991, das Zustellgesetz, das E-Government-Gesetz, das Bundesstatistikgesetz 2000, das Konsulargebührengesetz 1992, das Aktiengesetz, das Arbeits- und Sozial­gerichtsgesetz, das Außerstreitgesetz, das Baurechtsgesetz, das Eisenbahn-Enteignungsentschädigungsgesetz, die Exekutionsordnung, das Firmenbuch­ge­setz, das Fortpflanzungsmedizingesetz, das Gebührenanspruchsgesetz, das Ge­richtliche Einbringungsgesetz, das Gerichtsgebührengesetz, das GmbH-Gesetz, die Insolvenzordnung, die Jurisdiktionsnorm, die Notariatsordnung, das Privat­stiftungsgesetz, die Rechtsanwaltsordnung, das Rechtsanwaltsprüfungsgesetz, das Rechtspflegergesetz, das Gesetz über das Statut der Europäischen Gesell­schaft, das Strafrechtliche Entschädigungsgesetz 2005, das Unternehmens­ge­setzbuch, das Urkundenhinterlegungsgesetz, das Wohnungseigentums­ge­setz 2002, die Zivilprozessordnung, das Strafgesetzbuch, das Suchtmittelgesetz, die Strafprozessordnung 1975, das Jugendgerichtsgesetz, das Strafvollzugs­ge­setz, das Strafregistergesetz, das Gerichtsorganisationsgesetz, das Rechtsprakti­kantengesetz, das Staatsanwaltschaftsgesetz, das Garantiegesetz 1977, das Unternehmensserviceportalgesetz, das Finanzprokuraturgesetz, das Erdölbevor­ratungs-Förderungsgesetz, das Einkommensteuergesetz 1988, das EU-Quellen­steuergesetz, das Körperschaftsteuergesetz 1988, das Umgründungssteuer­ge­setz, das Umsatzsteuergesetz 1994, das Bewertungsgesetz 1955, das Gebüh­rengesetz 1957, das Grunderwerbsteuergesetz 1987, das Kapitalverkehrsteuer­gesetz, das Versicherungssteuergesetz 1953, das Feuerschutzsteuer­gesetz 1952, das Kraftfahrzeugsteuergesetz 1992, das Wohnhaus-Wiederaufbaugesetz, das Bundesgesetz betreffend die Gewährung von Gebührenbefreiungen für Anleihen von Gebietskörperschaften, das Energieabgabenvergütungsgesetz, das Invest­mentfondsgesetz, das Immobilien-Investmentfondsgesetz, das Normverbrauchs­abgabegesetz 1991, das Kommunalsteuergesetz 1993, die Bundesabgabenord­


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 4

nung, das Abgabenverwaltungsorganisationsgesetz 2010, die Abgabenexe­ku­tions­ordnung, das Glücksspielgesetz, das Tabaksteuergesetz 1995, das Tabak­monopolgesetz 1996, das Mineralölsteuergesetz 1995, das Finanzausgleichs­ge­setz 2008, das Zivildienstgesetz 1986, das Vereinsgesetz 2002, das Bundes-Stiftungs- und Fondsgesetz, das Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz, das Wehrgesetz 2001, das Heeresdisziplinargesetz 2002, das Heeresgebühren­ge­setz 2001, das Auslandseinsatzgesetz 2001, das Wettbewerbsgesetz, das Mine­ralrohstoffgesetz, das KMU-Förderungsgesetz, die Gewerbeordnung 1994, das Bundespflegegeldgesetz, das Kriegsgefangenenentschädigungsgesetz, das Bun­desbahngesetz, das Behinderteneinstellungsgesetz, das Bundesbehinderten­ge­setz, das Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz, das Bundessozialamtsge­setz, das Hausbesorgergesetz, das Arbeitsverfassungsgesetz, das Arbeitslosen­versicherungsgesetz 1977, das Arbeitsmarktservicegesetz, das Arbeitsmarkt­po­litik-Finanzierungsgesetz, das Insolvenz-Entgeltsicherungsgesetz, das Sonder­unterstützungsgesetz, das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Gewerb­liche Sozialversicherungsgesetz, das Bauern-Sozialversicherungsgesetz, das All­gemeine Pensionsgesetz, das Beamten-Kranken- und Unfallversicherungs­ge­setz, das Bundesgesetz über einen Kassenstrukturfonds für die Gebietskran­kenkassen, das Beamten-Dienstrechtsgesetz 1979, das Gehaltsgesetz 1956, das Vertragsbedienstetengesetz 1948, das Richter- und Staatsanwaltschafts­dienst­ge­setz, die Reisegebührenvorschrift, das Pensionsgesetz 1965, das Bundes-Per­sonal­vertretungsgesetz, das Landeslehrer-Dienstrechtsgesetz, das Land- und forstwirtschaftliche Landeslehrer-Dienstrechtsgesetz, das Land- und Forstar­beiter-Dienstrechtsgesetz, das Poststrukturgesetz, das Asylgerichtshofgesetz, das Bundestheaterpensionsgesetz, das Bundesbahn-Pensionsgesetz, das Fa­milienlastenausgleichsgesetz 1967, das Universitätsgesetz 2002, das Bundes­museen-Gesetz 2002, das Bundestheaterorganisationsgesetz, das Gesundheits- und Ernährungssicherheitsgesetz, das Altlastensanierungsgesetz, das Emis­sionszertifikategesetz, das Vermarktungsnormengesetz, das Umweltförderungs­gesetz, das Bundesgesetz über das Bundesamt für Wasserwirtschaft und Ände­rung des Wasserbautenförderungsgesetzes, das Weingesetz 2009, das Patent­amtsgebührengesetz, das Fernmeldegebührengesetz, das Fernsprechentgeltzu­schussgesetz, das Postmarktgesetz, das Straßentunnel-Sicherheitsgesetz, das Luftfahrtgesetz, das Schieneninfrastrukturfinanzierungsgesetz, das Schifffahrts­gesetz und das Wasserstraßengesetz geändert sowie ein Verwahrungs- und Einziehungsgesetz, ein Bundesgesetz zur Rückführung der Kühlgeräte­entsor­gungsbeiträge der Konsumenten, ein Bundesgesetz betreffend die vergleichs­weise Bereinigung des Vollzuges des Bundespflegegeldgesetzes für die Jahre 1993 bis 2009, ein Stabilitätsabgabegesetz, ein Flugabgabegesetz, ein Luftfahrtsicherheitsgesetz 2011, ein Bundesgesetz, mit dem das Personal der Heeresforstverwaltung Allentsteig einem anderen Rechtsträger überlassen wird, ein Arbeit-und-Gesundheit-Gesetz, ein Agrarkontrollgesetz und ein Bundes­gesetz, mit dem die Begründung weiterer Vorbelastungen durch die Bundes­ministerin für Verkehr, Innovation und Technologie genehmigt wird, erlassen werden und das Stempelmarkengesetz aufgehoben wird (Budgetbegleit­ge­setz 2011) (981 d.B. und 1026 d.B. sowie 8437/BR d.B. und 8439/BR d.B.) .......................................................... 8

Berichterstatter: Michael Lampel ................................................................................... 9

2. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 20. Dezember 2010 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Beschäftigung parlamen­tarischer Mitarbeiter (Parlamentsmitarbeitergesetz) sowie das Bundesgesetz über die Bezüge der obersten Organe des Bundes, der Mitglieder des National­rates und des Bundesrates und der von Österreich entsandten Mitglieder des Europäischen Parlaments (Bundesbezügegesetz – BBezG) geändert werden (1027 d.B. sowie 8438/BR d.B. und 8440/BR d.B.)              ................................................................................................................................. 9


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 5

Berichterstatter: Michael Lampel ................................................................................... 9

Redner/Rednerinnen:

Monika Mühlwerth .................................................................................................. ..... 10

Gottfried Kneifel ..................................................................................................... ..... 15

Efgani Dönmez, PMM ...........................................................................................  17, 75

Mag. Gerald Klug .................................................................................................... ..... 21

Hans-Jörg Jenewein ............................................................................................... ..... 24

Martina Diesner-Wais ............................................................................................. ..... 27

Dr. Jennifer Kickert ................................................................................................ ..... 29

Ana Blatnik .............................................................................................................. ..... 32

Staatssekretär Mag. Andreas Schieder ............................................................... ..... 35

Bundesminister Dr. Reinhold Mitterlehner ......................................................... ..... 38

Gerd Krusche .......................................................................................................... ..... 41

Christoph Kainz ...................................................................................................... ..... 45

Elisabeth Kerschbaum ........................................................................................... ..... 49

Reinhard Todt ......................................................................................................... ..... 59

Mag. Reinhard Pisec .............................................................................................. ..... 63

Hermann Brückl ...................................................................................................... ..... 66

Cornelia Michalke ................................................................................................... ..... 68

Johann Ertl .............................................................................................................. ..... 69

Peter Zwanziger ...................................................................................................... ..... 72

Antrag der Bundesräte Elisabeth Kerschbaum, Kolleginnen und Kollegen, gegen den Beschluss des Nationalrates vom 20. Dezember 2010 betreffend das Budgetbegleitgesetz 2011 (981 d.B. und 1026 d.B.) gemäß § 43 Abs. 1 GO-BR Einspruch zu erheben – Ablehnung ...........................  55, 76

Annahme des Antrages des Berichterstatters zu Punkt 1, gegen den vorlie­genden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben .................................................................. 76

Annahme des Antrages des Berichterstatters zu Punkt 2, gegen den vorlie­genden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben .................................................................. 76

Eingebracht wurden

Anfragen der Bundesräte

Gottfried Kneifel, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend laufende und bis 2013 geplante Infrastruk­turprojekte im Bundesland Wien (2783/J-BR/2010)

Gottfried Kneifel, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend laufende und bis 2013 geplante Infrastruk­turprojekte im Bundesland Tirol (2784/J-BR/2010)

Gottfried Kneifel, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend laufende und bis 2013 geplante Infrastruk­turprojekte im Bundesland Vorarlberg (2785/J-BR/2010)

Gottfried Kneifel, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend laufende und bis 2013 geplante Infrastruk­turprojekte im Bundesland Steiermark (2786/J-BR/2010)

Gottfried Kneifel, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend laufende und bis 2013 geplante Infrastruk­turprojekte im Bundesland Salzburg (2787/J-BR/2010)


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 6

Gottfried Kneifel, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend laufende und bis 2013 geplante Infrastruk­turprojekte im Bundesland Oberösterreich (2788/J-BR/2010)

Gottfried Kneifel, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend laufende und bis 2013 geplante Infra­struktur­projekte im Bundesland Niederösterreich (2789/J-BR/2010)

Gottfried Kneifel, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend laufende und bis 2013 geplante Infrastruktur­projekte im Bundesland Kärnten (2790/J-BR/2010)

Gottfried Kneifel, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend laufende und bis 2013 geplante Infrastruktur­projekte im Bundesland Burgenland (2791/J-BR/2010)

Efgani Dönmez, PMM, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirt­schaft, Familie und Jugend betreffend den Handel zwischen Österreich und dem Iran (2792/J-BR/2010)

Gottfried Kneifel, Reinhard Todt, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Stand der Umsetzung des Projekts „Welt­kulturerbe Donau Limes“ (2793/J-BR/2010)


 


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 7

11.02.03Beginn der Sitzung: 11.02 Uhr

 


Präsident Martin Preineder: Geschätzte Damen und Herren! Werte Mitglieder des Bundesrates! Ich eröffne die 792. Sitzung des Bundesrates.

Das Amtliche Protokoll der 791. Sitzung des Bundesrates vom 17. Dezember 2010 ist aufgelegen, unbeanstandet geblieben und gilt daher als genehmigt-

Als verhindert gemeldet sind die Mitglieder des Bundesrates Notburga Astleitner, Johann Kraml, Kurt Strohmayer-Dangl und Sonja Zwazl.

11.02.22Einlauf und Zuweisungen

 


Präsident Martin Preineder: Eingelangt ist der Gemeinwirtschaftliche Leistungs­bericht 2009 der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie, der dem Ausschuss für Verkehr, Innovation und Technologie zur Vorberatung zugewiesen wur­de.

Weiters ist der Nationale Gewässerbewirtschaftungsplan 2009 des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft eingelangt, der dem Aus­schuss für Land-, Forst- und Wasserwirtschaft zur Vorberatung zugewiesen wurde.

Eingelangt sind und dem zuständigen Finanzausschuss zugewiesen wurden jene Be­schlüsse des Nationalrates, die jeweils Gegenstand der heutigen Tagesordnung sind. Der Ausschuss hat seine Vorberatungen abgeschlossen und schriftliche Ausschuss­berichte erstattet.

Absehen von der 24-stündigen Aufliegefrist

 


Präsident Martin Preineder: Es ist mir der Vorschlag zugekommen, von der 24-stündigen Aufliegefrist der gegenständlichen Ausschussberichte Abstand zu nehmen.

Ich bitte jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die mit dem Vorschlag der Abstand­nahme von der 24-stündigen Aufliegefrist der gegenständlichen Ausschussberichte ein­verstanden sind, um ein Handzeichen. – Es ist dies die Stimmenmehrheit.

Der Vorschlag ist mit der nach § 44 Abs. 3 der Geschäftsordnung des Bundesrates erforderlichen Zweidrittelmehrheit angenommen.

*****

Ich habe die zuvor genannten Verhandlungsgegenstände auf die Tagesordnung der heutigen Sitzung gestellt.

Wird zur Tagesordnung das Wort gewünscht? – Das ist nicht der Fall.

Behandlung der Tagesordnung

 


Präsident Martin Preineder: Aufgrund eines mir zugekommenen Vorschlages beabsichtige ich, die Debatte über die Tagesordnungspunkte 1 und 2 unter einem zu verhandeln.

Wird dagegen ein Einwand erhoben? – Das ist nicht der Fall.

Wir werden daher so vorgehen.


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 8

11.04.341. Punkt

Beschluss des Nationalrates vom 20. Dezember 2010 betreffend ein Bundes­gesetz, mit dem das Verfassungsgerichtshofgesetz 1953, das Verwaltungs­ge­richtshofgesetz 1985, das Rechnungshofgesetz 1948, das Parteiengesetz, das Publizistikförderungsgesetz 1984, das KommAustria-Gesetz, das Allgemeine Verwaltungsverfahrensgesetz 1991, das Verwaltungsstrafgesetz 1991, das Zu­stellgesetz, das E-Government-Gesetz, das Bundesstatistikgesetz 2000, das Konsulargebührengesetz 1992, das Aktiengesetz, das Arbeits- und Sozialge­richtsgesetz, das Außerstreitgesetz, das Baurechtsgesetz, das Eisenbahn-Ent­eignungsentschädigungsgesetz, die Exekutionsordnung, das Firmenbuchgesetz, das Fortpflanzungsmedizingesetz, das Gebührenanspruchsgesetz, das Gericht­liche Einbringungsgesetz, das Gerichtsgebührengesetz, das GmbH-Gesetz, die Insolvenzordnung, die Jurisdiktionsnorm, die Notariatsordnung, das Privatstif­tungsgesetz, die Rechtsanwaltsordnung, das Rechtsanwaltsprüfungsgesetz, das Rechtspflegergesetz, das Gesetz über das Statut der Europäischen Gesellschaft, das Strafrechtliche Entschädigungsgesetz 2005, das Unternehmensgesetzbuch, das Urkundenhinterlegungsgesetz, das Wohnungseigentumsgesetz 2002, die Zivilprozessordnung, das Strafgesetzbuch, das Suchtmittelgesetz, die Straf­prozessordnung 1975, das Jugendgerichtsgesetz, das Strafvollzugsgesetz, das Strafregistergesetz, das Gerichtsorganisationsgesetz, das Rechtsprak­ti­kan­tengesetz, das Staatsanwaltschaftsgesetz, das Garantiegesetz 1977, das Unter­nehmensserviceportalgesetz, das Finanzprokuraturgesetz, das Erdölbevor­ra­tungs-Förderungsgesetz, das Einkommensteuergesetz 1988, das EU-Quellen­steuergesetz, das Körperschaftsteuergesetz 1988, das Umgründungssteuer­ge­setz, das Umsatzsteuergesetz 1994, das Bewertungsgesetz 1955, das Gebüh­rengesetz 1957, das Grunderwerbsteuergesetz 1987, das Kapitalverkehrsteuer­gesetz, das Versicherungssteuergesetz 1953, das Feuerschutzsteuergesetz 1952, das Kraftfahrzeugsteuergesetz 1992, das Wohnhaus-Wiederaufbaugesetz, das Bundesgesetz betreffend die Gewährung von Gebührenbefreiungen für Anleihen von Gebietskörperschaften, das Energieabgabenvergütungsgesetz, das Invest­mentfondsgesetz, das Immobilien-Investmentfondsgesetz, das Normverbrauchs­abgabegesetz 1991, das Kommunalsteuergesetz 1993, die Bundesabgaben­ord­nung, das Abgabenverwaltungsorganisationsgesetz 2010, die Abgabenexe­ku­tions­ordnung, das Glücksspielgesetz, das Tabaksteuergesetz 1995, das Tabak­monopolgesetz 1996, das Mineralölsteuergesetz 1995, das Finanzausgleichs­ge­setz 2008, das Zivildienstgesetz 1986, das Vereinsgesetz 2002, das Bundes-Stiftungs- und Fondsgesetz, das Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz, das Wehrgesetz 2001, das Heeresdisziplinargesetz 2002, das Heeresgebühren­ge­setz 2001, das Auslandseinsatzgesetz 2001, das Wettbewerbsgesetz, das Mine­ralrohstoffgesetz, das KMU-Förderungsgesetz, die Gewerbeordnung 1994, das Bundespflegegeldgesetz, das Kriegsgefangenenentschädigungsgesetz, das Bundesbahngesetz, das Behinderteneinstellungsgesetz, das Bundesbehin­der­tengesetz, das Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz, das Bundessozial­amtsgesetz, das Hausbesorgergesetz, das Arbeitsverfassungsgesetz, das Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977, das Arbeitsmarktservicegesetz, das Ar­beitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetz, das Insolvenz-Entgeltsicherungs­ge­setz, das Sonderunterstützungsgesetz, das Allgemeine Sozialversiche­rungs­gesetz, das Gewerbliche Sozialversicherungsgesetz, das Bauern-Sozialver­siche­rungs­gesetz, das Allgemeine Pensionsgesetz, das Beamten-Kranken- und Unfall­versicherungsgesetz, das Bundesgesetz über einen Kassenstrukturfonds für die Gebietskrankenkassen, das Beamten-Dienstrechtsgesetz 1979, das Gehaltsge­setz 1956, das Vertragsbedienstetengesetz 1948, das Richter- und Staats­anwalt­


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 9

schaftsdienstgesetz, die Reisegebührenvorschrift, das Pensionsgesetz 1965, das Bundes-Personalvertretungsgesetz, das Landeslehrer-Dienstrechtsgesetz, das Land- und forstwirtschaftliche Landeslehrer-Dienstrechtsgesetz, das Land- und Forstarbeiter-Dienstrechtsgesetz, das Poststrukturgesetz, das Asylgerichtshof­gesetz, das Bundestheaterpensionsgesetz, das Bundesbahn-Pensionsgesetz, das Familienlastenausgleichsgesetz 1967, das Universitätsgesetz 2002, das Bun­desmuseen-Gesetz 2002, das Bundestheaterorganisationsgesetz, das Gesund­heits- und Ernährungssicherheitsgesetz, das Altlastensanierungsgesetz, das Emissionszertifikategesetz, das Vermarktungsnormengesetz, das Umweltförde­rungsgesetz, das Bundesgesetz über das Bundesamt für Wasserwirtschaft und Änderung des Wasserbautenförderungsgesetzes, das Weingesetz 2009, das Patentamtsgebührengesetz, das Fernmeldegebührengesetz, das Fernsprechent­geltzuschussgesetz, das Postmarktgesetz, das Straßentunnel-Sicherheitsgesetz, das Luftfahrtgesetz, das Schieneninfrastrukturfinanzierungsgesetz, das Schiff­fahrtsgesetz und das Wasserstraßengesetz geändert sowie ein Verwahrungs- und Einziehungsgesetz, ein Bundesgesetz zur Rückführung der Kühlge­räte­entsorgungsbeiträge der Konsumenten, ein Bundesgesetz betreffend die ver­gleichsweise Bereinigung des Vollzuges des Bundespflegegeldgesetzes für die Jahre 1993 bis 2009, ein Stabilitätsabgabegesetz, ein Flugabgabegesetz, ein Luft­fahrtsicherheitsgesetz 2011, ein Bundesgesetz, mit dem das Personal der Heeresforstverwaltung Allentsteig einem anderen Rechtsträger überlassen wird, ein Arbeit-und-Gesundheit-Gesetz, ein Agrarkontrollgesetz und ein Bundes­ge­setz, mit dem die Begründung weiterer Vorbelastungen durch die Bundes­ministerin für Verkehr, Innovation und Technologie genehmigt wird, erlassen werden und das Stempelmarkengesetz aufgehoben wird (Budgetbegleit­ge­setz 2011) (981 d.B. und 1026 d.B. sowie 8437/BR d.B. und 8439/BR d.B.)

2. Punkt

Beschluss des Nationalrates vom 20. Dezember 2010 betreffend ein Bundes­gesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Beschäftigung parlamentarischer Mit­arbeiter (Parlamentsmitarbeitergesetz) sowie das Bundesgesetz über die Bezüge der obersten Organe des Bundes, der Mitglieder des Nationalrates und des Bundesrates und der von Österreich entsandten Mitglieder des Euro­pä­ischen Parlaments (Bundesbezügegesetz – BBezG) geändert werden (1027 d.B. sowie 8438/BR d.B. und 8440/BR d.B.)

 


Präsident Martin Preineder: Wir gehen in die Tagesordnung ein, und ich darf recht herzlich die Mitglieder der Bundesregierung begrüßen, Herrn Bundesminister Dr. Reinhold Mittlerlehner, Frau Bundesminister Doris Bures, Herrn Staatssekretär Dr. Josef Ostermayer und Herrn Staatssekretär Mag. Andreas Schieder. Herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.)

Wir kommen zu den Punkten 1 und 2 der Tagesordnung, über welche die Debatte unter einem durchgeführt wird.

Berichterstatter zu den Punkten 1 und 2 ist Herr Bundesrat Lampel. Ich bitte um die Berichte.

 


11.05.50

Berichterstatter Michael Lampel: Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Bundesminister! Herr Bundesminister! Die Herren Staatssekretäre! Geschätzte Kolle­ginnen und Kollegen! Ich bringe den Bericht des Finanzausschusses über den Be­schluss des Nationalrates vom 20. Dezember 2010 betreffend ein Bundesgesetz mit dem Titel Budgetbegleitgesetz 2011.


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 10

Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor; ich komme daher gleich zur Antrag­stellung:

Der Finanzausschuss stellt nach Beratung der Vorlage am 23. Dezember 2010 mit Stim­menmehrheit den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss keinen Einspruch zu erheben.

Ich komme sodann zum zweiten Bericht des Finanzausschusses über den Beschluss des Nationalrates vom 20. Dezember 2010 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Beschäftigung parlamentarischer Mitarbeiter (Parlaments­mitar­beitergesetz) sowie das Bundesgesetz über die Bezüge der obersten Organe des Bundes, der Mitglieder des Nationalrates und des Bundesrates und der von Österreich entsandten Mitglieder des Europäischen Parlaments (Bundesbezügegesetz) geändert werden.

Der Bericht liegt Ihnen ebenfalls in schriftlicher Form vor; ich komme daher gleich zur Antragstellung:

Der Finanzausschuss stellt nach Beratung der Vorlage am 23. Dezember 2010 mit Stimmeneinhelligkeit den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss keinen Ein­spruch zu erheben.

 


Präsident Martin Preineder: Ich danke dem Berichterstatter.

Bevor wir in die Debatte eingehen, gebe ich bekannt, dass mir ein Antrag gemäß § 47 Abs. 5 der Geschäftsordnung der Bundesräte Gottfried Kneifel, Mag. Gerald Klug, Kolleginnen und Kollegen vorliegt, die allgemeine Redezeit für die gegenständliche Debatte mit 20 Minuten zu begrenzen.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Antrag zustimmen, um ein Handzeichen. – Es ist das die Stimmenmehrheit. Somit ist der Antrag ange­nommen.

Die Redezeit ist somit für die Debatte zu den beiden Tagesordnungspunkten auf 20 Minuten pro Redner/Rednerin beschränkt, wobei ich darauf hinweisen möchte, dass die freiwillige Redezeitbeschränkung weiterhin gilt. Diese liegt bei 10 Minuten.

Wir gehen nun in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Mühlwerth. Ich erteile es ihr.

 


11.08.31

Bundesrätin Monika Mühlwerth (FPÖ, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Minister! Sehr geehrter Minister! Sehr geehrte Herren Staatssekretäre! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Nicht zum ersten Mal haben wir heute auf der Tagesordnung ein Budgetbegleitgesetz, das man nur in Bausch und Bogen annehmen oder ablehnen kann, ein Umstand, den wir all die Jahre hindurch bedauert haben. Allerdings muss ich sagen, Sie haben es uns in der Vergangenheit schon wesentlich schwerer gemacht, ein Budgetbegleitgesetz in Bausch und Bogen abzulehnen, als das heute das Fall ist.

Rückblickend kann man sagen, im Frühjahr hat der Finanzminister mit dem Schmäh gearbeitet, er müsse noch die Daten und die Entwicklung der Wirtschaftskrise ab­warten, weil man ja nicht genau weiß, wie sich alles entwickeln wird. Daher ist das Budget verschoben worden.

Man hat damit einen glatten Verfassungsbruch begangen. Es hat aber überhaupt nie­manden von der Regierung interessiert, dass da die Verfassung gebrochen worden ist. Das war aber nicht wegen der Daten, die gefehlt haben und die man so dringend


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gebraucht hat, der Fall, sondern weil man Angst vor den in der Steiermark und in Wien bevorstehenden Landtagswahlen hatte.

Das hat Ihnen aber überhaupt nichts genützt: Die ÖVP hat in der Steiermark den Landeshauptmann nicht geschafft, die SPÖ steht auch nicht so gut da, wie sie es gerne hätte, und in Wien hat es die ÖVP schlicht und einfach atomisiert, sie ist dort auf ein Minimum reduziert. Aber auch die SPÖ hat keinen Grund, sich zu freuen. Bür­germeister Häupl hat seine absolute Mehrheit verloren, die er sich jetzt allerdings mit Hilfe der Grünen wieder zurückgeholt hat.

Dafür sind Sie vom Wähler also bestraft worden, und das völlig zu Recht, denn der Wähler hat dieses Manöver sehr wohl durchschaut. Sie halten den Wähler nämlich immer für blöd und glauben, der bekommt das alles nicht mit, was Sie so treiben. Der Wähler hat natürlich ganz genau gewusst, dass es beim Budget um die Wahlen geht und nicht um irgendwelche Daten, die gefehlt haben.

Sie werden bei der nächsten Wahl die Rechnung dafür auch präsentiert bekommen. Und angesichts dieses unambitionierten Budgets, das Sie mit den Budget­begleit­gesetzen beschlossen haben, haben Sie es auch nicht besser verdient. Sie sind nämlich mit dem Rasenmäher ratz fatz einfach drübergefahren, ohne Rücksicht auf Verluste.

Und dazu gibt es diese Woche einen ganz interessanten Artikel im „profil“, getitelt mit „Wenn Länder leaken“ – also eine Anlehnung an WikiLeaks. Und da steht drinnen:

„Hatten die Medien etwa davon berichtet, dass Josef Pröll in Langenlois ,eine Halbie­rung der Defizite der Länder und Gemeinden bis 2012‘ einfordern würde ..., so ist ihm laut“ Geheim-„Protokoll ein entsprechendes Ansinnen nicht über die Lippen gekom­men.“ (Bundesrat Kneifel: Da wird es interessanter, wenn es geheim ist!)

„Vielmehr gab der Finanzminister eine Interpretation seiner Budgetpolitik zum Besten, die gar nicht der bekannten, von ,Einsparungen‘ geprägten Version entspricht.“ Was sagt er? – „,Die Konsolidierung besteht aus zwei Eckpfeilern. Einerseits ist die Kon­junkturlage besser als erwartet.‘“ – Gut, das freut uns zwar, aber das ist kein Eckpfeiler, auf dem er unbedingt aufbauen konnte. – „,Der zweite Eckpfeiler sind Steuer­erhöhungen.‘“ – Steuererhöhungen, die er bis dato aber immer wieder abge­stritten hat.

Der Finanzminister hat am 21. April 2009 noch gesagt: „Wer jetzt über Steuer­erhöhungen oder neue Steuern redet, der hilft der Wirtschaft nicht auf die Sprünge, sondern stellt ihr ein Bein.“

1. September 2009: „Ich bin nicht bereit, neue Steuern einzuführen. Wir haben jetzt schon eine Steuerbelastung, die sich gewaschen hat.“

Ja, da hat er absolut recht, vor allem wenn man sich die Höhe der Arbeitskosten anschaut und dass wir eine der höchsten Abgabenquoten in der ganzen EU haben. (Ruf: Aber weniger als bei Schwarz-Blau!) Aber Sie schaffen es seit 20 Jahren nicht, die Lohnnebenkosten zu senken. Und da wären Sie aber schon gefragt. Das ist euer Job, nicht unserer!

13. März 2010: „Ich will nicht auf dem Rücken der Autofahrer das Budget sanieren.“ – Na geh, und was passiert jetzt mit der Mineralölsteuer?

Faymann ist um keinen Deut besser, der will immer nur die Vermögenssteuern erhöhen, ist aber auch nicht wirklich weit gekommen.

Und auch der Ex-Minister Bartenstein hat gesagt: „Die SPÖ ist die Steuerpartei. Die ÖVP wird keine Steuern ... erhöhen.“


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So, und was haben wir jetzt? – 1,2 Milliarden € Belastungen. 1,6 Milliarden € wollen Sie weniger ausgeben, und 1,2 Milliarden € sind neue Belastungen, die Sie ja bis dato immer ausgeschlossen haben. Das heißt, Ihre Versprechen sind Schall und Rauch. Und es wundert einen nicht, dass die Menschen in diesem Land total politikverdrossen sind, weil sie sich auf nichts verlassen können, was Sie so sagen. (Bundesrat Mag. Klug: Weniger ausgeben war der erste inhaltliche Zugang!)

Was geschieht jetzt mit dem Budget? Den Hauptanteil ... (Bundesrat Gruber: Wegen den Provisionszahlungen bei der BUWOG sind die Leute verdrossen!) – Wir reden von hier und jetzt, wir reden heute vom Budgetbegleitgesetz, mit dem Sie die Familien schröpfen bis zum Gehtnichtmehr, die Familien schröpfen, die ohnehin schon wenig haben. Sie kürzen ihnen die 13. Familienbeihilfe, und dann wird es auch noch hämisch damit kommentiert, das sei ein Wahlzuckerl im Jahr 2008 kurz vor der Wahl gewesen.

Tatsache ist aber, und ich habe es letztes Mal schon gesagt, eine Million Menschen in diesem Land lebt an der Armutsgrenze. Und da sagen Sie, das war halt ein Wahl­zuckerl und da können wir jetzt ruhig ein bisschen etwas zurücknehmen.

Wissen Sie, was das für die einzelnen Familien wirklich bedeutet? Der Schulanfang – und um den ging es ja ursprünglich – ist eine teure Sache, das weiß jeder, der Kinder hat. (Bundesminister Dr. Mitterlehner: Aber genau dort gibt es das aber!) – Aber gekürzt, Herr Minister! Zwischen 6 und 15, das weiß ich schon. Aber sie haben trotzdem einen Verlust, und es ist überhaupt nicht fair, dies auf dem Rücken der Familien auszutragen. Sie sparen nämlich bei sich am allerwenigsten.

Das Nächste ist die Mineralölsteuer, die als Öko-Schmäh verkauft worden ist. Also Sie leben ja nur von Schmähs. (Bundesrat Perhab: Machen wir es so wie in Kärnten!) Da hat man von der Ökologisierung des Steuersystems gesprochen. Das ist ja überhaupt nicht wahr. Die Mineralölsteuer trifft die Familien ebenfalls, und zwar jene, die auf ihr Auto angewiesen sind, die nicht mit den Öffis fahren können, weil sie in Gegenden wohnen, wo überhaupt keines mehr fährt. Das haben wir ja auch Ihrer Politik zu verdanken, dass in vielen Gegenden keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr fahren.

Die Pendlerpauschale ist ebenfalls eine Belastung der Familien.

Die Bankenabgabe ist zwar eine gute Sache, aber Sie glauben doch nicht im Ernst, dass die Banken das nicht an die Kunden weitergeben, allen Ankündigungen und Versprechungen zum Trotz. Das wäre das allererste Mal in der Geschichte, dass man irgendjemandem, einem Wirtschaftsunternehmen etwas aufbrummt, das es dann nicht in irgendeiner Form an seine Kunden weitergibt. Also da treffen Sie auch wieder die Menschen. (Beifall bei der FPÖ.)

Dass die Banken einen Beitrag leisten, nachdem wir ihnen aus der Krise heraus­geholfen haben, ist schon in Ordnung. (Bundesrat Mag. Klug: Da sind wir jetzt aber sehr froh!) Aber, wie gesagt, letzten Endes wird es wieder der Kunde zahlen.

Die Flugticketabgabe, das ist auch so eine ... (Bundesrat Kneifel: Was ist die Alter­native?!) – Sparen Sie bei sich selber! Aber ich komme noch dazu. Gemach! Vielleicht fassen Sie sich ein wenig in Geduld. Sie verbraten sonst meine Redezeit.

Die Flugticketabgabe ist ebenfalls so eine Ökogeschichte gewesen. Diese trifft aber nicht nur die Geschäftsreisenden, sondern diese trifft auch die Familien, wenn sie dank Ihrer Politik überhaupt noch auf Urlaub fahren können. Sehr viele können das nicht mehr. 330 000 Menschen können sich heuer in Österreich nicht einmal mehr das Heizen leisten. Davon betroffen sind 58 000 Kinder. Die Pensionisten fragen sich mittlerweile: Sollen wir heizen oder sollen wir essen? Das ist für ein Land wie Österreich wirklich beschämend.


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Was in der Budgetdebatte ein bisschen untergegangen ist, ist, dass Sie gerne ankün­digen, dass Ihnen die Bildung so wichtig ist. Aber außer, dass die Gesamtschule eingeführt werden muss, hört man ja nichts.

Aber Sie haben nach meinem Dafürhalten auch einen Anschlag auf die Bildung gemacht, indem Sie die Praxisausbildung für Rechtswissenschafter gekürzt haben, und das bei einem Thema, das ein ganz wesentliches ist, wo wir uns doch, glaube ich, einig sein sollten, wie wichtig Bildung tatsächlich ist. (Bundesrat Mag. Klug: Meinen Sie das Gerichtsjahr?) Sie nehmen hin, dass wir Schmalspurjuristen ausbilden. Das Gerichts­jahr, das für Rechtswissenschafter vorgeschrieben ist, war ja einmal zwölf Monate lang, also ein ganzes Jahr. Das ist schon einmal auf neun Monate gekürzt worden, und jetzt kürzen Sie es noch einmal, und zwar auf sechs Monate.

Da kann man wirklich nur sagen, so werden Sie einen Schmalspurjuristen ausbilden, denn das Wesentliche ist, dass ein solcher Gerichtspraktikant einen umfassenden Eindruck bekommt, wie es am Gericht zugeht. Und da sind die sechs Monate zu wenig. Aber wahrscheinlich hat man bei der SPÖ eine Anleihe genommen, die schon einmal gesagt hat, sechs Monate sind genug. (Bundesrat Boden: Das ist der Bildungs­zugang!)

Das allein reicht aber nicht. Sie nehmen ihnen nicht nur Zeit weg, die sie gebraucht hätten, um sich umfassend bilden und ausbilden zu können, Sie kürzen ihnen gleich auch noch das Gehalt, und zwar nicht unwesentlich, das muss man nämlich auch wissen: von 1 274 € auf 1 010 €, das ist ja nicht nichts. Sind da irgendwo im Hinterkopf die 1 000 € Mindestlohn gewesen, oder was war der Grund dafür, denen das einfach wegzunehmen?

Wenn wir schon beim Bildungsbereich sind: Auf die 80 Millionen €, die das Unterrichts­ministerium bekommt, brauchen Sie nicht stolz zu sein. Das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die anstehenden Probleme werden damit ohnehin nicht gelöst. Sie werden mit dem Konzept Gesamtschule – in diesem Fall vor allem mit jenem der SPÖ, aber die ÖVP nähert sich da ja leider auch an – nicht behoben werden, denn es könnten nämlich durchaus Maßnahmen getroffen werden, die keinen einzigen Cent kosten. Man müsste nur einmal den Mut haben, das in Angriff zu nehmen. (Zwischenruf des Bundesrates Kainz.)

Was Sie ja überhaupt nicht in Angriff nehmen wollen, ist zum Beispiel eine wirklich gute Lehrerausbildung. Man muss auch sagen können und dürfen, nicht jeder, der Lehrer werden will, kann Lehrer werden, weil halt einfach nicht jeder geeignet ist. Und das muss man den künftigen Studenten auch sagen.

Nachhaltiges Lernen kostet überhaupt keinen Cent, nicht das Lernen bis zur nächsten angekündigten Prüfung, wo sich die Schüler dann das Wissen ins Kurzzeitgedächtnis hineinfressen, um es bei der Prüfung wieder abzugeben. Sie schütteln den Kopf, aber es ist tatsächlich so. (Neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Kainz.) – Ja, das ist auch schrecklich, weil es nichts bringt.

Schuldirektoren sollen auch nur jene werden, die dafür geeignet sind, und nicht die, die das richtige Parteibuch haben, wie es jetzt Praxis ist. Und ich kann Ihnen sagen, das ist so. (Zwischenruf bei der ÖVP.)

Dass Sie die Familienbeihilfe bei den Studenten auf 24 Jahre heruntergesetzt haben, ist in Wirklichkeit auch eine Unverschämtheit. Sie wissen ganz genau, dass es viele Studenten gibt, die nebenbei arbeiten müssen. Da geht es nicht darum, sich ein Taschengeld zu verdienen, damit man öfter ins Wirtshaus gehen kann oder ins Kino – oder was weiß ich –, sondern dass man tatsächlich arbeiten muss. Minister Pröll hat


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gesagt, es werde ja wohl jeder bis zum 24. Lebensjahr sein Studium beenden kön­nen. – Nein, kann man nicht!

Wenn Sie sich die Situation an den Universitäten in manchen Fächern anschauen und sehen, dass die Teilnahme an einem Seminar, das für den weiteren Studienfortgang not­wendig ist, einzig und allein davon abhängt, ob Sie rechtzeitig die Taste am Computer gedrückt haben, dann wissen Sie, dass es nicht so ohne Weiteres möglich ist, mit 24 mit dem Studium fertig zu werden. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Statt dem Steuerzahler das Geld aus der Tasche zu ziehen, hätte ich gesagt, sparen Sie doch einmal bei sich selber. Ich darf Ihnen auch ein paar Dinge zitieren, die Minister aus Ihrer Partei gesagt haben. (Bundesminister Dr. Mitterlehner: Das ist eine Transferleistung! Man zieht ihm nichts aus der Tasche!) – In gewissem Sinne; aber im übertragenen Sinne zieht man es ihm schon aus der Tasche. (Bundesrat Mag. Klug: Bei der ... wird alles aus der Tasche gezogen!) Wenn man es jemandem nicht gibt, dann hat er es halt einfach nicht, oder?

Damit sind wir wieder bei dem bekannten Spruch: „Ich bin nicht bereit, neue Steuern einzuführen“ – keine neuen Belastungen. Das ist überhaupt ein interessanter Satz vom 2. Februar 2010: „Das gemeinsame Interesse der Politik muss sein, bei uns selbst zu sparen“ – ja, wo tun Sie das denn? – „, sonst drohen Steuererhöhungen auf dem Rücken der arbeitenden Menschen. Und das ist nicht das, was ich will.“ – Sagt Pröll. Und was macht er? – Genau das Gegenteil von dem, was er sagt.

Wo ist Ihre Verwaltungsreform? – Sie wurde immer wieder angekündigt und immer wieder mit ein paar kleinen Maßnahmen begleitet, aber nie kam der große Wurf. Der Rechnungshof hat Hunderte von Vorschlägen, wie man es machen könnte. Man muss nicht jedem einzelnen folgen, aber es sind durchaus gute Vorschläge dabei, über die man nicht nur nachdenken sollte, sondern die man auch umsetzen sollte. Aber das tun Sie nicht.

Setzen wir beim Wildwuchs des Föderalismus an, ohne ihn gleich abschaffen zu wollen. Ich gehöre nicht zu denen, die sagen, den Föderalismus brauchen wir nicht, aber der Föderalismus hat teilweise schon Wildwüchse, die sich gewaschen haben. Dabei geht es oft um die Machtpositionen der einzelnen Landeshauptleute (Zwi­schenruf bei der ÖVP), und dann kommt es eben dazu, dass zwei Spitäler im Abstand von 20 Kilometern gebaut werden, obwohl man nur eines gebraucht hätte. (Zwischen­rufe bei der ÖVP.) Hier kann man stutzen, hier kann man etwas machen.

Sie können auch bei sich selber sparen, indem Sie zum Beispiel Ihre Inseratenflut eindämmen. 70 Millionen € – da kann man schon ein bisschen etwas machen. Das kann man anderen zugutekommen lassen, statt Inserate zu schalten, die keinen anderen Zweck haben, als darzustellen, wie toll die Regierungspolitik ist. (Beifall bei der FPÖ.)

Sie können sich das Geld wirklich sparen, weil die Leute Ihnen das ohnehin nicht glauben. Also: Sparen Sie die 70 Millionen € ein, inserieren Sie nicht, geben Sie es den Menschen, damit sie etwas davon haben! Beginnen Sie endlich einmal bei dem, was Sie immer ankündigen: Sparen Sie doch zuerst einmal bei sich selber, bevor Sie darüber nachdenken, was Sie bei den anderen tun können, und wie Sie dem Staats­bürger das Geld aus der Tasche ziehen können! (Beifall bei der FPÖ sowie des Bun­desrates Dönmez.)

11.23


Präsident Martin Preineder: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Kneifel. – Bitte.

 



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11.23.53

Bundesrat Gottfried Kneifel (ÖVP, Oberösterreich): Sehr geschätzte Frau Ministerin! Herr Bundesminister! Geschätzte Staatssekretäre! Herr Präsident! Meine geschätzten Kolleginnen und Kollegen! Ja, genau das ist es, Frau Kollegin Mühlwerth von der Frei­heitlichen Partei: Nur zu schimpfen und nur zu kritisieren, ohne entsprechende Alter­nativen vorzulegen, ist natürlich möglich (Zwischenruf der Bundesrätin Mühlwerth), aber es schränkt die Glaubwürdigkeit einer politischen Gruppe schon sehr ein, wenn man nur danach trachtet, die Leute auf die Bäume hinaufzujagen. Dann sitzen sie dort oben (neuerlicher Zwischenruf der Bundesrätin Mühlwerth – Zwischenrufe bei der ÖVP), und dann muss die Regierung kommen und die Leiter hinstellen, damit die Leute wieder herunterkommen können (Bundesrätin Mühlwerth: Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich!) und eine normale Arbeit durchführen können. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der SPÖ.)

Man kann Politik natürlich so betreiben – zweifellos –, aber es ist eine Frage der Glaubwürdigkeit, ob man das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler damit erringen kann (Zwischenruf der Bundesrätin Mühlwerth) oder ob man sitzen bleibt und das nicht kann.

Die Regierung ist gefordert in einer schwierigen Zeit, und wir müssen die Debatte über die Budgetbegleitgesetze heute vor diesem Gesamtszenario sehen. Die letzten zwei Jahre waren außerordentliche Jahre, die auch die Regierung und insbesondere den Finanzminister enorm gefordert haben. Doch diese Regierung hat unter der Leitung, unter der Federführung des Finanzministers und seiner Staatssekretäre tolle Arbeit geleistet. Sie haben in schwierigen Zeiten das Staatsschiff gut geführt. Wir haben die Situation und die Schwierigkeiten der Finanzkrise, die sich europaweit zugetragen hat, relativ gut gelöst. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der SPÖ.)

Wir dürfen uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen, aber eines steht fest: Das hat seinen Preis. (Ruf bei der FPÖ: Lorbeeren?) – Nein, wir dürfen uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen. (Ruf bei der FPÖ: Wo sind die Lorbeeren? – Zwischenrufe bei SPÖ und FPÖ.) Wir dürfen uns nicht ausruhen, ganz im Gegenteil, Herr Kollege, wir müssen uns noch mehr anstrengen in nächster Zeit, um die Herausforderungen auch entsprechend wahrzunehmen.

Aber, Frau Kollegin, man muss schon die Kirche im Dorf lassen. Österreich steht nicht schlecht da. (Zwischenruf der Bundesrätin Mühlwerth.) Wir sind an der Spitze Europas, was das Wachstum betrifft, was den Arbeitsmarkt betrifft, was die Haushalts­disziplin betrifft und was den Forschungsbereich betrifft. (Neuerlicher Zwischenruf der Bundesrätin Mühlwerth.)

Es gibt ganze klare Daten, Zahlen und Fakten. Das Wachstum in der Europäischen Union beträgt 0,4 Prozent, während das Wachstum in Österreich 0,9 Prozent der Ge­samt­wirtschaftsleistung beträgt. (Zwischenruf bei der FPÖ.) Die Arbeitslosigkeit in Österreich ist weniger als halb so hoch, wie in der Eurozone: In der Eurozone liegt die Arbeitslosigkeit bei 10 Prozent, während die Arbeitslosenrate in Österreich 4,5 Prozent ausmacht. Das ist doch in einer Zeit, in der es Verwerfungen gibt – nicht nur in Europa, sondern in der ganzen Welt – eine tolle Leistung (Bundesrätin Mühlwerth: ... Unter­nehmen danken!), das muss man doch anerkennen in dieser schwierigen Zeit, wie da gearbeitet wurde!

Österreich hat auch eine deutlich niedrigere Neuverschuldung, als die im EU-Durchschnitt ausmacht. Die durchschnittliche Neuverschuldung der EU-Länder beträgt 7 Prozent des BIP, und in Österreich beträgt die Neuverschuldung nur 4,5 Prozent des BIP. Bitte, wir müssen uns doch messen im Ranking, europaweit – und da haben wir gute Arbeit vorzuweisen! Wie gesagt, die Neuverschuldung ist ebenfalls geringer.


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Ich könnte Ihre Rede jetzt noch mit vielen Zahlen korrigieren. Es ist sinnvoll, dass wir uns mit all diesen Dingen auseinandersetzen, aber man soll sich auf der Ebene der Fakten, Daten und Zahlen bewegen, und nicht Unterstellungen und verschiedene Polemiken von diesem Rednerpult aus anbringen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es geht bei diesen Budgetbegleitgesetzen, die integrierender Bestandteil der Maßnahmen der Bundesregierung für die Budget­entwicklung in den nächsten Jahren sind, um die gemeinsame Sicherung der wirt­schaftlichen Basis. Dabei geht es um Sicherheit, um unseren Wohlstand, um die Zukunft der Investitionen. Es geht dabei um die Zukunft unserer Kinder und um die Zukunft der nachfolgenden Generationen.

Diese globale Krise hat den Staat viel Geld gekostet. Die Maßnahmen haben gegriffen. Ich nenne nur einige: Steuerreform, Konjunktur, Arbeitsmarktpakete – sie waren richtig und haben sich als positiv erwiesen.

So wie alle anderen Länder auch haben wir jetzt wieder unsere Hausaufgaben zu machen und den Staatshaushalt in Ordnung zu bringen. (Zwischenruf der Bundesrätin Mühlwerth.) Österreich hat – und davor sollen wir die Augen nicht verschließen – eine Verschuldung von fast 200 Milliarden €. Allein die Zinsen dafür betragen 8 Milliarden €. Und ich stehe dazu: Geld, das für Zinsenzahlungen verwendet wird, ist schlecht investiert. (Neuerlicher Zwischenruf der Bundesrätin Mühlwerth.) Da gibt es viel bessere Möglichkeiten, nämlich in Bildung, in Infrastruktur, in Wirtschaftsförderungen und vieles dergleichen mehr zu investieren.

Deshalb ist es sinnvoll, möglichst rasch zu einem gesunden Haushalt zurückzukehren. Dieses Budget und damit die Budgetbegleitgesetze sind ein tauglicher Weg in diese Richtung. Wir gestehen ein, dass nicht alles eitel Wonne und Sonnenschein ist – weil das Umfeld uns auch entsprechend fordert. Manche Maßnahmen sind schmerzhaft – dies sei eingestanden! –, aber es soll jemand sagen, was die Alternativen dazu sind, und zwar die seriösen Alternativen, die auch gegenüber der Bevölkerung vertretbar sind.

Diese Regierung hat sich auf das Budget 2010 geeinigt und mit diesen Budget­begleitgesetzen auch Sparmaßnahmen bis zum Jahr 2014 vorgelegt. Das ist ein Weg der Orientierung. Das ist ein Weg aus der Schuldenfalle. Das ist wieder eine Per­spektive für Wohlstand und Arbeit in Österreich. Das ist eine enorme Leistung von Finanzminister Josef Pröll, der dabei die richtige Richtung vorgegeben hat (demonstra­tiver Beifall bei der ÖVP): Mehr sparen und weniger Steuern – und dabei auch Offen­sivmaßnahmen in einem Volumen von mehr als 400 Millionen € zu setzen! Weiters: mehr Geld für Jugend, für Schulen und Universitäten, mehr Geld für Forschung und Entwicklung, mehr Geld für Umwelt, für ökologische Maßnahmen, für thermische Sanierung (Zwischenruf der Bundesrätin Kerschbaum), für Green Jobs et cetera, et cetera.

Ja, genau! Mehr Sparen und weniger Steuern, das ist die Linie (Bundesrätin Kerschbaum: Ein anderes Budget!)  und dabei dürfen wir auch diejenigen nicht überfordern, die die Leistungsträger in dieser Republik sind, nämlich den Mittelstand! (Ruf bei der FPÖ: Pendler! – Bundesrätin Kerschbaum: Arbeitende Menschen!) Sozialpolitik ist richtig und wichtig, das brauchen wir, aber dazu brauchen wir auch jene, die im Keller heizen, damit es warm wird, damit wir soziale Wärme haben. Diese Heizer sind in der Wirtschaft die Unternehmerinnen und Unternehmer und die Mitar­beiterinnen und Mitarbeiter, die dafür sorgen, dass in dieser Republik Steuern gezahlt werden. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich möchte auch sagen, dass soziale Gerechtigkeit keine Einbahnstraße ist. Das muss auch jenen gegenüber gerechtfertigt werden, die die entsprechenden Steuerleistungen


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erbringen, die uns dann in die Lage versetzen, entsprechende Sozialleistungen zu geben. Für diejenigen, die sie brauchen, ist unser Staat da, und die sollen sie auch haben, aber dazu brauchen wir Einnahmen. Wir sollen auch die bei guter Laune halten, die diese Steuerzahlungen erbringen, was in erster Linie der Mittelstand ist.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ziel ist es, die Steuer- und Abgabenquote wieder zu senken, um die Leute zu motivieren, dass sie arbeiten, dass sie Steuern zah­len. Ziel ist es auch, eine Staats- und Verwaltungsreform anzugehen (Ruf bei der FPÖ: Wann?), Doppelgleisigkeiten zu beseitigen (Bundesrätin Kerschbaum: Wann und wo?), verkrustete Strukturen entsprechend abzubauen. (Bundesrätin Kerschbaum: Wann und wo?)

Ich lade Sie alle ein! Wir haben eine Schlüsselrolle als Länderkammer und Mitglieder des Bundesrates, bei der Staatsreform mitzuarbeiten (Bundesrätin Mühlwerth: Wie lange geht das jetzt schon, die Staatsreform? Wie lang? 10 Jahre?) – volles Enga­gement auch in Zusammenarbeit mit den Bundesländern –, die Kraft der Bundesländer auch einzubringen, auf den Ergebnissen und Empfehlungen des Konvents aufzu­bauen. Ich halte das nach wie vor für sinnvoll, was dort erarbeitet wurde (Bundesrätin Mühlwerth: ... ist nichts weitergegangen!), und das wird – ja!  unsere Heraus­forde­rung für die Zukunft, für die nächsten Monate sein.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist kein Zufall, dass wir beim Wachstum an der Spitze Europas stehen. Es ist kein Zufall, dass wir im Bereich Arbeitsmarkt an der Spitze der EU-Staaten stehen. Es ist kein Zufall, dass Österreich die größte Haushaltsdisziplin innerhalb der gesamten Eurozone aufweist. Es ist kein Zufall, dass wir bei Forschung und Entwicklung im Spitzenfeld Europas stehen.

Ich habe es bereits erwähnt: 0,4 Prozent Wachstum in der Eurozone und in Österreich 0,9 Prozent; 7 Prozent Neuverschuldung in der Europäischen Union, in Österreich 4,5 Prozent. – Es ist kein Zufall, dass wir eine gute Bilanz vorlegen können.

Meine sehr geehrte Damen und Herren! Mit diesen Budgetbegleitgesetzen überlassen wir auch die Zukunft Österreichs nicht dem Zufall, sondern einer guten Führung durch den Finanzminister, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Staatssekretäre und die gesamte Bundesregierung. Mit diesen Budgetbegleitgesetzen gestalten wir die Maß­nahmen sozial ausgeglichen, und mit diesen Budgetbegleitgesetzen errichten wir auch eine Weichenstellung aus der Schuldenfalle.

Es gibt damit eine Perspektive für unsere Kinder und Enkelkinder. Wir brauchen jetzt Mut für den Mittelstand und für jene, die Steuern zahlen, damit wir uns unsere hohen sozialen und Gesundheitsstandards auch in Zukunft leisten können.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Überlassen wir die Zukunft Österreichs nicht dem Zufall! Schulden sind der Rucksack für die Jugend. Schulden sind die Steuern von Morgen. Schulden fressen Investitionen für Bildung, Forschung und Entwicklung, soziale Sicherheit und, und, und. Schulden engen – kurz gesagt – unsere Möglich­keiten der Gestaltung enorm ein. Deshalb ist unser Prinzip: Weniger Schulden, weni­ger Zinsen, dafür aber mehr Zukunft für unseren Staat Österreich! (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der SPÖ.)

11.36


Präsident Martin Preineder: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Bundesrat Dönmez. – Bitte.

 


11.36.17

Bundesrat Efgani Dönmez, PMM (Grüne, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Herren Staatssekretäre! Ich habe mit dem Kollegen Werner Kogler eine Wette abgeschlossen (Rufe bei der SPÖ: Oje!


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Oje! Oje!), was die Redezeit betrifft, aber nachdem hier eine Redezeitbeschränkung erlassen worden ist, werde ich leider Gottes diese Wette nicht erfüllen können. (Beifall bei Bundesräten der ÖVP.) Das wird viele von euch freuen. (Bundesrat Mag. Klug: Effi, wenn du beim Wetten so viel riskierst, bist selbst schuld!)

Werte Kolleginnen und Kollegen, wenn Kollege Kneifel hier einfordert, dass sich die Opposition konstruktiv einbringen soll, und wenn hier gleichzeitig 160 Gesetze thematisiert werden sollen und die Opposition dafür nur 20 Minuten Zeit bekommt, dann ist das meines Erachtens eine Verhöhnung und eine Herabwürdigung dieses Hauses. (Ruf bei der SPÖ: Wenn du es in 20 ... nicht sagen kannst, kannst du es in zehn ... auch nicht sagen!) Das muss nämlich auch einmal festgehalten werden. (Beifall der Bundesrätin Mühlwerth sowie bei Bundesräten der FPÖ.) Dann brauchen wir uns nämlich nicht mehr zu wundern, dass der Bundesrat nicht ernst genommen wird. (Ruf: In 20 Minuten kann man viel sagen! – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Ich möchte einige Zitate, die wir in den letzten Jahren und Monaten gehört haben, wiederholen, wie zum Beispiel: „Ein guter Tag beginnt mit einem ausgeglichenen Budget“ oder: „Geht es der Wirtschaft gut, geht es den Menschen gut“ oder: In Zeiten wie diesen müssen alle den Gürtel etwas enger schnallen und ihren Beitrag zur Konsolidierung leisten.

Werte Kolleginnen und Kollegen, da stellt sich für mich die Frage, welches Gerechtig­keitsverständnis diese schwarz-rote Bundesregierung hat. Wenn es darum geht, dass Millionenbeträge an inkompetente Vorstandsmitglieder ausbezahlt werden, die von euch besetzt worden sind, wenn es darum geht, dass Banken Millionen an Gewinnen einstreifen, dann bleibt das in ihrer eigenen Tasche, aber die Schulden, die Belastung dann auf jene aufzuteilen, die sich am wenigsten wehren können, die in diesem Haus fast keine Lobby haben, das geht gegen unsere grüne Parteilinie, und das verstehen auch die wenigsten Österreicherinnen und Österreicher. (Beifall der Bundesrätin Kerschbaum. – Bundesrat Mag. Klug: Welche Parteilinie haben die Grünen?)

Wir haben hier eine ganz klare Position, und zwar: Dieses Budget belastet jene, die in diesem Haus keine Lobby haben. Das sind in erster Linie Familien, Menschen, die Beeinträchtigungen haben, Menschen, die im psychosozialen Bereich arbeiten, und für diese Menschen sind wir die Stimme. Wir sind das soziale Gewissen. (Zwischenrufe bei ÖVP und SPÖ.) Irgendjemand muss dieser Bundesregierung auf die Finger schauen. (Heiterkeit.) Da können Sie schon lachen, werte Kollegen.

Wir müssen sparen! – das war immer das Credo, das haben wir immer wieder gehört. Gerade die neoliberale Politik hat das immer wieder praktiziert. Natürlich, gegen das Sparen hat niemand etwas einzuwenden, aber sehen wir uns an, wer denn dieses Wir ist, was wir darunter verstehen! Dieses Wir waren unter der schwarz-blauen Regierung die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, darunter auch die BezieherInnen von Invaliditätsrenten, wie Sie sich sicher noch erinnern können. Daran hat sich leider Gottes nicht viel geändert. Das ist Faktum!

Dieses Sparbudget wird nur deshalb möglich, weil wieder „wir“ sparen müssen. In diesem Fall sind das Wir die Familien, die Studierenden, die Zivildiener und andere Gruppierungen, die keine VertreterInnen an den Schaltstellen der Macht haben.

Das Budget 2011 ist von der Wirtschaftskrise und von der Finanzkrise geprägt. (Zwi­schenruf des Bundesrates Mag. Klug.) Obwohl es im Jahr 2010 immer wieder etwas aufwärtsging, sind die Einbrüche im Staatshaushalt enorm. Viele, die der neoliberalen Politik immer schon skeptisch gegenübergestanden sind, überrascht das natürlich nicht.


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Und was die politische Diskussion betrifft, geht das Jahr 2010 so zu Ende, wie es begonnen hat, nämlich auf dem Rücken und zu Lasten jener gesellschaftlichen Gruppen, die unter Druck stehen, die keine Lobby haben und die im schlimmsten Fall auch zu Sündenböcken für verschiedenste Versäumnisse gemacht werden.

Wenn ein wirksamer Gegenwind und Courage erwartet werden dürfen, werte Kolle­ginnen und Kollegen – und das haben wir in den letzten Tagen schon gesehen –, dann ist das leider Gottes nicht von der Bundesregierung, sondern von zivil organisierten Gruppierungen, die sich im abgelaufenen Jahr mehrmals zu Wort gemeldet haben, seien es protestierende Studierende oder Mitarbeiter von psychosozialen Einrich­tun­gen, die jetzt von Kürzungen betroffen sind, wo viele Menschen auf ... (Zwischenruf des Bundesrates Mag. Hammer.)

Ein gutes Beispiel, weil sich hier gerade ein Kollege aus Oberösterreich zu Wort meldet: Wissen Sie, was der Westring kostet? Wissen Sie, was 160 Meter Westring kosten? Und dann ein Offert zu legen, damit das Riesenprojekt doch noch durchgeführt wird, und gleichzeitig in diesem Bereich zu sparen, da muss ich sagen: Das ist eine Frage der politischen Wertigkeit! Das Geld ist vorhanden, und es wird hier in diesem Haus darüber entschieden, wofür das Geld ausgegeben wird. Und wir sind für jene, die in der Gesellschaft am schwächsten sind und am schwächsten organisiert sind. Dazu stehen wir, und daran gibt es auch nichts zur rütteln!

Wir haben auch den Protest, der von der Zivilgesellschaft geäußert worden ist – aber nicht nur von der Zivilgesellschaft, sondern auch von den Universitätsrektoren und so weiter –, mitgetragen, weil dieser Protest unserer Meinung nach gerechtfertigt ist. Aber wie in vielen Fällen ist das natürlich ungehört geblieben, und da stellt sich für mich auch die Frage, warum zeitweise überhaupt nicht mehr darüber berichtet wird. Ich weiß, dass es in den Regionalmedien noch viel schlimmer ist als in der nationalen Presse, aber auch bei Letzterer ist ein gewisses Maß an Zurückhaltung gegenüber einzelnen Regierungsmitgliedern zu beobachten.

Wir haben in diesem Land zum Beispiel eine strukturierte Presseförderung, über deren Kriterien und Ausprägung wir sicher auch diskutieren können. Aber Tatsache ist, dass der Staat die Presse fördert, um deren Unabhängigkeit und Freiheit zu garantieren. Das ist extrem wichtig. Wie wir gerade in Weißrussland sehen und erleben oder zum Beispiel anhand der jüngsten Diskussionen in Ungarn, geht ohne freie Presse eigentlich gar nichts mehr in Richtung Demokratie und Freiheit.

Aber was macht nun unsere Sparregierung mit der Presseförderung? – Da wird nicht nur gekürzt, sondern da wird auch umgeschichtet. Die Presseförderung wird gekürzt, und dieses Geld bekommt dann die Regierung, damit sie noch mehr Eigenwerbung in Form von großflächigen Inseraten in den Tages- und Wochenzeitungen schalten kann, was dann auch noch als ressortübergreifende Informationsarbeit bezeichnet wird. Mit anderen Worten kann man das salopp auch so formulieren: Die Regierung hat sich selbst Finanzmittel zur Verfügung gestellt, um sich noch mehr politische Bericht­erstat­tung erkaufen zu können.

Das hat meines Erachtens nichts mehr mit Freiheit und Demokratie zu tun. Da beweist die Regierung, wie weit sie geht, um ihre Macht zu erhalten. Hier tauscht die Regierung Freiheit und Demokratie gegen Macht aus. Und das ist meines Erachtens ein sehr schlechter Tausch!

Wir haben vor kurzer Zeit in diesem Haus, an dieser Stelle auch das Zivildienstgesetz diskutiert, und mit dem Vorschlag, der im Budgetbegleitgesetz verankert ist, wird die Situation der Zivildiener zusätzlich belastet. Aber nicht nur die Zivildiener selber werden dadurch belastet, sondern auch die Organisationen, für die diese Männer tätig sind, und zwar stehen diese vor zusätzlichen Hindernissen. Wir alle wissen, wie wichtig


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Zivildiener für diese Organisationen, Vereine und Initiativen sind. Für mich ist es wirklich symptomatisch, dass diese Regierung auch da den Rotstift ansetzt, obwohl das Sparpotenzial an dieser Stelle wirklich alles andere als atemberaubend ist.

Erst vor zwei Monaten haben wir ausführlich über die Bedeutung der Zivildiener und ihren Einsatz in der Gesellschaft diskutiert. Da haben die Regierungsparteien gefor­dert, dass Zivildiener doch in den Kindergärten und in den Sonderschulen als Betreu­ungspersonal eingesetzt werden sollten. – Wir Grüne unterstützen das nicht, weil wir der Überzeugung sind, dass dort erfahrene Pädagogen und Pädagoginnen eingesetzt werden sollen.

Aber gehen wir davon aus, dass ein Zivildiener in einer dieser Einrichtungen tätig ist und seinen Zivildienst verlängern möchte, weil er vielleicht noch bis zum Ende des Kindergartenjahres mit den Kindern arbeiten möchte und ganz im Sinne einer qualitativ anspruchsvollen Betreuung agiert. – Jetzt kann er das nicht mehr machen. Aber nicht nur in den Kindergärten werden diese freiwilligen Dienste fehlen, auch in allen anderen Einrichtungen werden die Leistungen der Zivildiener abgehen und durch viel teurere ersetzt werden müssen.

Diese Bundesregierung hofft, sich mit dieser Aktion zirka 1,3 Millionen € zu ersparen. Ein Zivildiener bekommt für die Verlängerung im Monat 500 € beziehungsweise 350 € ausbezahlt. Doch nicht nur die Förderung für eine Verlängerung soll abgeschafft werden, sondern auch alle Rechtsträger der Einrichtungen, bei denen Zivildiener beschäftigt sind, werden vom Staat um 35 € weniger Rückvergütung bekommen. Das stellt viele dieser Einrichtungen vor große finanzielle Probleme.

Insgesamt fehlen den Betreibern rund 4 Millionen €. Dabei wissen wir, dass bereits jetzt viele Einrichtungen für die Aufrechterhaltung ihrer Leistung auf ehrenamtliche Mitarbeiter angewiesen sind. Ich denke, man darf da die Bereitschaft für ein freiwilliges Engagement nicht über Gebühr beanspruchen.

Unterm Strich möchte die Regierung mit den vorgesehenen Maßnahmen zirka 5,3 Millionen € einsparen. Stellt man diesen Betrag der erbrachten Leistung gegen­über, sind das wahrlich bescheidene Mittel. Da spart die Regierung meines Erachtens am falschen Platz. Die Einsparung dieser 1,3 Millionen € wird Mehrkosten an anderen Stellen verursachen, und ich halte diese Maßnahme für besonders kurzsichtig, um nicht zu sagen kleinlich.

Weil Kollege Gottfried Kneifel vorhin diese Bundesregierung für ihre Zukunftsvision und großen Würfe mit Lorbeeren bedacht hat, möchte ich aus dem heutigen „Standard“ zitieren, werter Kollege. Darin kommt nicht irgendwer – kein Grüner –, sondern der Wifo-Chef Aiginger zu Wort. Kürzungen bei den Zukunftsausgaben kritisiert er heftigst. Und er sagt wortwörtlich – ich zitiere –:

„,Eigentlich sind alle strategischen Vorhaben nicht finanziert.‘ Neben Forschung, Umwelt und Kinderbetreuung gelte das insbesondere für die Universitäten, deren Budget er als ,Verhöhnung‘ der Hochschulen bezeichnet.

Gleichzeitig werde in Verwaltung, bei Spitälern oder bei den Wirtschaftsförderungen nichts angegangen. Dabei könnte man in diesen Bereichen ein bis zwei Milliarden Euro für die Zukunftsausgaben hereinspielen. – Zitatende.

Da muss ich schon die Feststellung treffen, werte Kolleginnen und Kollegen: Dass man bei Familien, in der Forschung und Lehre einspart, ist wirklich ein Schuss ins Knie. Wir berauben uns da unserer eigenen Zukunft.

Und wie auch prominente und namhafte VertreterInnen der Wirtschaftskammer richtig angemerkt haben: Unser Wirtschaftswachstum und der Grad der Ausbildung sind sehr


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eng miteinander verwoben. Wir verzichten hier auf sehr viel Potenzial, weil wir es nicht schaffen, die notwendigen Reformen – sei es im Bildungsbereich, sei es im Verwal­tungsbereich, sei es im Gesundheitsbereich – anzugehen. Und daran wird sich so schnell leider Gottes nichts ändern, wenn man diese parteipolitische, schwarz-rot eingefärbte Blockadepolitik der Bundesregierung sieht. (Ruf bei der ÖVP: Wo sind Ihre Vorschläge? Keinen einzigen Vorschlag haben Sie eingebracht!)

Wir haben genügend Vorschläge eingebracht! Wenn Sie sich diese anschauen würden, dann könnten Sie sich damit auseinandersetzen und würden feststellen, dass hier konstruktive Vorschläge eingebracht worden sind. (Staatssekretär Mag. Schieder: Das war kein Vorschlag, das war nur eine Kritik! Das war kein Vorschlag!) Und wenn Sie sagen, das seien Vorschläge von den „grünen Spinnern“, dann kann ich Ihnen sagen: Dann halten Sie sich an die Vorschläge von den Experten und Expertinnen! Aber nicht einmal das tun Sie.

Deshalb werden wir diesem Budget sicher nicht zustimmen, weil es kurzsichtig ist und die falschen Prioritäten gesetzt werden. Sie sind leider Gottes die Lobbyisten der Mächtigen, der finanzstarken Industrie, der Banken (Staatssekretär Mag. Schieder: Geh!), und auf die eigene Bevölkerung vergessen Sie total. (Bundesrat Kneifel: Das heißt, weiter mehr Schulden machen?)

Das wird sich bei den nächsten Wahlen rächen. Herr Strache braucht sich nur herzustellen und die Leute rechts und links einzuklauben, weil ihr nicht fähig seid, die Probleme richtig anzugehen. – Schönen Dank. (Beifall bei den Grünen.)

11.49


Präsident Martin Preineder: Danke, Herr Kollege! Zu Ihrer persönlichen Information: Ihre Redezeit hat 13 Minuten betragen. Sie liegen damit 12 Stunden 29 Minuten hinter Ihrem Kollegen Kogler.

Als Nächster zu Wort gelangt Herr Bundesrat Mag. Klug. – Bitte.

 


11.49.59

Bundesrat Mag. Gerald Klug (SPÖ, Steiermark): Sehr geehrte Frau Bundesminis­terin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Sehr geehrte Herren Staatssekretäre! Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich versuche, meinen Beitrag so zu strukturieren, dass ich zuerst auf Inhaltliches eingehe und dann einige Bemerkungen zu dem bisher Gehörten beziehungsweise in den letzten Tagen von den Oppositions­parteien Erlebten mache.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zum Ersten aus meiner Sicht: Die Eckpfeiler des Bundesvoranschlages 2011 sind von den Maßgaben einer Budgetkonsolidierung getragen. Und ich scheue auch nicht davor zurück, heute zu sagen, wir beschließen zwar die Budgetbegleitgesetze, aber auch das dahinterstehende Sparpaket und Spar­budget. Ich habe damit kein Problem, das auch offen anzusprechen: Es ist ein Spar­budget. Und ich sage auch vorweg, dass wahrscheinlich alle Bundesrätinnen und Bun­desräte hier im Saal gerne andere Maßnahmen als ein Sparbudget beschließen würden. Ich sage das in aller Offenheit.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Klar ist aber auch, dass trotz aller oppositioneller Kritik berücksichtigt werden muss, dass dieses Budget und dessen Begleitgesetze im Zusammenhang mit den Jahren 2008 und 2009 und den dahinterstehenden Aus­wirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise, die auch auf unsere kleine Volkswirtschaft hereingebrochen sind, zu sehen sind.

Ich sage in diesem Zusammenhang aber auch sehr deutlich, dass auch bei diesem Bundesvoranschlag die sozialdemokratische Handschrift des Budgets deutlich sichtbar wird. (Ruf: Wo?) Unter Bundeskanzler Werner Faymann gelingt erstmals ein deutlicher


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Richtungswechsel (Staatssekretär Mag. Schieder: Genau!): hin zu mehr sozialer Gerechtigkeit und Verteilungsgerechtigkeit hinsichtlich der Mittelaufbringung im Bun­des­haushalt. Ich erwähne in diesem Zusammenhang beispielhaft die Bankenabgabe – unbefristet eingeführt –, ich erwähne in diesem Zusammenhang weiters die Vermö­genszuwachssteuer, die Einschränkungen bei den Stiftungsprivilegien (Staatssekretär Mag. Schieder – in Richtung Bundesrätin Kerschbaum –: Ja! – Bundesrätin Kerschbaum: Aber Zweckbindung ist euch keine eingefallen! – Staatssekretär Mag. Schieder: Das ist aber jetzt ein schwaches Argument!) und die Verschärfung der Konzernbesteuerung. – Für jene Kollegin, die das nicht gehört hat: die unbefristete Einführung.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte in diesem Zusammenhang, letztlich auch um einen Beitrag zu einer seriösen Debatte zu leisten, noch einmal darauf aufmerksam machen, dass wir im Gesamtpaket mit der Reduktion des Ausgabenanstiegs um 1,7 Prozentpunkte auch verhindern konnten, dass in Österreich soziale Grauslichkeiten beschlossen werden müssen, wie sie in anderen europäischen Staaten zum Teil schon beschlossen wurden und zum Teil in diesen Tagen beschlossen werden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der heutige Beschluss einerseits der Budget­begleit­gesetze, aber natürlich auch des Bundesvoranschlages, der dahinter steht, ist für uns von der Sozialdemokratischen Fraktion einmal ein wichtiges Zwischenergebnis. Aber klar ist für uns auch, dass dieser Beschluss kein statisches Endergebnis liefert. Wir werden uns zweifelsohne gemeinsam bemühen, zwei wesentliche Zielsetzungen auch für das kommende Jahr weiterhin zu verfolgen.

Punkt eins in der Zielsetzung: Wir werden sicherlich nicht die Energie fallen lassen, jene in Österreich weiterhin verstärkt heranzuziehen – oder man kann sagen, zur Kasse zu bitten, aber ich sage, einen Beitrag zur Finanzierung des Sozial- und Wohl­fahrtsstaates leisten zu lassen –, die es sich locker leisten können. Damit meine ich ganz deutlich, dass wir mit Sicherheit die Energie nicht fallen lassen werden zur Einführung der Vermögensteuer ab 1 Million €. (Beifall bei der SPÖ.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Und das zweite Ziel – und das sage ich auch ganz deutlich –, das wir in diesem Zusammenhang keinesfalls außer Acht lassen werden, betrifft den Umstand, dass der Faktor Arbeit in Österreich – wie im Übrigen alle Expertinnen und Experten eindrucksvoll bestätigen – zu hoch besteuert ist (Bun­desrätin Mühlwerth: Das wissen wir aber!), und besteht darin, dass wir unsere Energie auch nicht fallen lassen werden, den Faktor Arbeit in Zukunft steuerlich zu entlasten. (Beifall bei der SPÖ.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich sage schon, ich bedauere auch, ein Sparbudget mit beschließen zu müssen, aber klar ist, dass wir mit diesem Vorschlag heute vor allem im Bereich der Mittelaufbringung einen deutlichen Richtungswechsel hin zu mehr sozialer Gerechtigkeit vollziehen. Damit sind wir auch unserem Ziel einer Kon­solidierung des Budgets, die sozial gerecht und wachstumsorientiert ist, einen beacht­lichen Schritt näher gekommen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Gestatten Sie mir zum Abschluss noch einige Bemerkungen in Bezug auf die Opposition. Ich verstehe völlig, dass alle Oppositions­vertreterinnen und -vertreter ihre Möglichkeiten im Rahmen der Geschäftsordnung auszunutzen versuchen. Das ist nachvollziehbar, dagegen spricht auch gar nichts und, Effi (in Richtung des Bundesrates Dönmez), insofern geht die Demokratie nicht unter. Ich sage aber gleichzeitig auch, dass sich wahrscheinlich sogar die Oppo­sitions­parteien erwarten, dass die Vertreterinnen und die Vertreter der Regierungsparteien aus den letzten Tagen lernen. Ansonsten kommt ihr wieder heraus und sagt: Ihr seid überhaupt nicht lernfähig! (Zwischenruf der Bundesrätin Kerschbaum.) Daher ist es


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überhaupt nichts Grausliches, wenn wir die Geschäftsordnung auch dahin gehend wahrnehmen und gemeinsam mehrheitlich eine Redezeitbeschränkung beschließen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Was die Qualität einer politischen Debatte betrifft, so ist eine derartige Eingrenzung für jede Bundesrätin und jeden Bundesrat, nämlich 20 Minuten hier am Rednerpult seine Eindrücke zum Besten geben zu können, überhaupt kein Untergang der Demokratie. – Zum Ersten. (Bundesrätin Mühlwerth: Es wäre aber auch kein Untergang der Demokratie gewesen, das nicht zu beschließen! Da wäre sie auch nicht untergegangen!)

Und zum Zweiten – obwohl das nicht strapaziert worden ist, aber ich sage es gleich dazu, weil es im Paket dazugehört –, zur Frage der Ausschussberatungen wollte ich nur dazusagen: Wir haben heute im Finanzausschuss einen Weg gewählt, der auch nicht unseren gängigen Gewohnheiten entspricht, weil wir sonst immer die Vertre­terinnen und Vertreter der Grünen mit Beschluss beratend beiziehen. Aber das wollten wir heute im Wesentlichen aus einem Grund nicht machen, liebe Kolleginnen und Kollegen: Im Zusammenhang mit der ganzen Budgetdebatte hätte nämlich der Antrag lauten müssen, eine Vertreterin oder einen Vertreter „beratend beizuziehen“. – Wir haben uns gestern wirklich sehr bemüht, aber wir haben bei uns niemanden finden können, der gemeint hat, dass uns die Grünen in diesem Zusammenhang beratend zur Seite stehen können. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Bundesräten der ÖVP. – Bun­desrat Mitterer: Den Zynismus hätte ich dir nicht zugetraut!)

Insofern hat es den Antrag und den Beschluss klarerweise heute auch nicht gegeben.

Abschließend jetzt zur Kollegin Mühlwerth und den Kolleginnen und Kollegen aufseiten der FPÖ: Klar ist, dass nicht selten der Eindruck entsteht, das Sein bestimmt das Bewusstsein. Wenn ich jetzt noch ganze 20 Minuten hätte – die ich ja nicht habe, aber wenn ich sie hätte, Frau Kollegin Mühlwerth –, dann wäre ich jetzt an jenem Punkt ange­kommen, der da lautet: Budgets mit blau-oranger Handschrift.

Das waren die aus eurer Sicht goldenen Zeiten, wo ihr Verantwortung, Mitver­antwortung in diesem Land getragen habt. (Bundesrätin Mühlwerth: Das geht mich nicht an!) Ja, das mischt sich immer: FPK und so weiter. Es ist heute die Weih­nachts­sitzung, ich will diese Begrifflichkeiten jetzt nicht strapazieren. (Bundesrat Zwanziger: Du redest immer von der Vergangenheit!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich sage in diesem Zusammenhang nur einen Satz: Vielleicht gelingt es einem Vertreter oder einer Vertreterin aus diesem Oppositions­flügel heraus, zu erklären, warum in diesen damaligen Jahren Sparbudgets in drei- bis vierfacher Höhe des heutigen mehrheitlich beschlossen wurden, ohne Finanzkrise, ohne Wirtschaftskrise und ohne Gesamtausgaben zur Bewältigung dieser Krise in der Höhe von 36 Milliarden €.

Vielleicht gelingt das. Dies wäre eine historische Chance, dass die Vertreter und Ver­tre­terinnen von den Oppositionsparteien im Bundesrat unter Beweis stellen könnten, dass ihre politischen Beiträge zu diesem Thema sich in der Qualität um Lichtjahre von den Beiträgen ihrer Kolleginnen und Kollegen im Nationalrat abheben.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter seitens der Regierung! Unter all diesen Eindrücken ist es nachvollziehbar und liegt es daher auf der Hand, dass die sozialdemokratische Bundesratsfraktion diesen beiden Tagesord­nungspunkten gerne ihre Zustimmung gibt. – Danke schön. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

12.00


Präsident Martin Preineder: Danke, Herr Kollege.


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Bevor wir den nächsten Redner aufrufen, darf ich Frau Bundesministerin Dr. Claudia Schmied bei uns recht herzlich willkommen heißen. (Allgemeiner Beifall.)

Zu Wort gelangt nun Herr Bundesrat Jenewein. – Bitte.

 


12.01.14

Bundesrat Hans-Jörg Jenewein (FPÖ, Wien): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Präsident! Frau Ministerin! Herr Minister! Herr Staatssekretär! Ich würde gern ganz kurz auf den Kollegen Klug eingehen. Er hat ja gemeint, ich hätte, da ich ja der nächste Redner der von ihm angesprochenen Fraktion bin, jetzt eine historische Chance. Aber die Chance brauche ich gar nicht zu nützen, da muss man eher schon nach drüben schauen, denn eines ist auch klar: Die letzten Budgets, die da be­schlossen wurden, sind natürlich mit Unterstützung des BZÖ beschlossen worden, das hier im Bundesrat nicht vertreten ist (Bundesrätin Mühlwerth: Nicht mehr!) oder nicht mehr vertreten ist. (Heiterkeit und Zwischenruf des Bundesrates Mag. Klug.)

Das mag schon alles sein, aber eines darf ich Ihnen auch sagen: Es hat schon einen Grund gegeben, warum manche von uns seinerzeit nach Knittelfeld gefahren sind. Ich war ebenfalls dabei, und ich gebe Ihnen bei Ihrer Kritik teilweise durchaus recht, ich will da überhaupt nichts beschönigen. Das war auch einer der Gründe dafür, warum wir uns von manchen Falotten in unserer Partei dann getrennt haben. Ja, selbstver­ständ­lich, das kann man ja offen sagen.

Schauen Sie, der Herr Kollege (Bundesrat Gruber hält ein Exemplar der „Salzburger Nachrichten“ in die Höhe), der zeigt das genau – nehmen Sie es heraus, komm, komm, komm! –, der zeigt da den Fall Grasser! Das, bitte schön, ist Ihr Regierungskollege gewesen (Zwischenrufe bei der SPÖ), denn der Herr Grasser war ÖVP-Finanzminister. (Bundesrat Gruber: Aber begonnen hat er seine Karriere bei der FPÖ.) Schauen Sie, wo der seinerzeit seine Karriere begonnen hat, das ist das eine. (Bundesrat Gruber: Das ist Kindesweglegung!) Hören Sie, ich verstehe Sie nicht. Lauter! (Bundesrat Gruber: Das ist Kindesweglegung!) Nein, das ist keine Kindesweglegung (Bundesrat Gruber: Er war eure Lichtgestalt!), denn ich darf Sie daran erinnern, dass der Kollege Grasser dann ÖVP-Finanzminister war und sogar als Parteiobmann der ÖVP im Gespräch war.

Aber schauen Sie, wir können auch über den Herrn Udo Proksch reden, wenn Sie wollen, wir können auch über den Herrn Verzetnitsch reden, wir können über den Herrn Elsner reden, wenn Sie wollen. Der Herr Elsner ist ja zurzeit in allen Medien. Vielleicht hat Ihr Parteigänger Glück und kommt heute frei. Ich würde es ihm ja wünschen. Ein bisschen eine Weihnachtsamnestie für den Herrn Elsner wäre ja nicht so schlecht.

Aber jetzt zum Thema. (Bundesrat Beer: Der Grasser war anscheinend nie bei der FPÖ!) Ich kenne die FPÖ-Geschichte ganz gut. Lernen Sie einmal Ihre eigene Parteigeschichte, und vor allem schauen Sie sich einmal Ihre Leichen an, die Sie im Keller liegen haben, und zwar vom Konsum über die BAWAG bis zum ÖGB! Und Sie haben die Fonds verpfändet. (Demonstrativer Beifall bei der FPÖ.) Das, was Sie in den letzten Jahren hier abgeliefert haben, Herr Kollege von der SPÖ, war ja unglaublich. Sie haben doch jeden Betrieb, mit dem Sie irgendwas zu tun hatten, in den Sand gesetzt.

Und jetzt, und da bin ich schon fast beim Thema, denn das eigentliche Thema, zu dem ich sprechen möchte ... (Bundesrat Mag. Klug: Die Rede können Sie im Nationalrat halten!) Die brauche ich nicht im Nationalrat zu halten. (Bundesrat Mag. Klug: Wir reden nicht übers Budget!) Ja, schauen Sie, wenn ich hier konfrontiert werde mit Zwischenrufen und mit irgendwelchen Zeitungsartikeln, dann werde ich auch darauf eingehen. Seien Sie nicht so wehleidig, das ist ja kein Mädchenpensionat da.


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(Bundesrat Gruber: Ha, ha, ha! Das ist eine Diskriminierung!) Von wem ist das eine Diskriminierung? Von Ihnen, oder was?

Also kommen wir, bitte schön, zum Thema! (Bundesrat Gruber: Sie sind sehr konstruktiv heute!) Ja, schauen Sie, wenn ich konfrontiert werde von Ihnen mit Zwischenrufen, die sehr konstruktiv sind, wenn Sie irgendwelche Zeitungsartikel in die Höhe halten, dann werden Sie sich gefallen lassen müssen, dass man darauf eingeht. (Bundesrat Gruber – noch einmal die Zeitung in die Höhe haltend –: Das sind die „Salzburger Nachrichten“!) Schauen Sie, ich habe ja noch 20 Minuten, ich kann ja noch reden. (Bundesrat Mag. Klug: Jetzt nicht mehr!) Nein, jetzt sind es nur mehr 18. Nein, es sind 17.

Also reden wir über das Flugabgabegesetz, das eigentlich mein Thema sein soll. Das ist durchaus wichtig, und ich werde Ihnen auch noch sagen, warum das vor allem auch für die SPÖ wichtig ist – zum Skylink komme ich dann gleich noch –, dieses Flug­abgabegesetz, das dem Staate und dem Staatsbudget 60 Millionen € und in weiterer Folge 90 Millionen € bringen soll, das aber im Endeffekt, was den Lenkungseffekt betrifft, durchaus auch Nachteile bringen kann. Und auch deswegen werden wir diesem Budget nicht zustimmen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ja, haben Sie jetzt etwas anderes erwartet von uns? Die Vorarlberger Kollegen werden ja auch dagegen stimmen, also auch vom Koalitionspartner. (Bundesrat Kneifel: Wir reden aber nicht übers Budget, sondern über die Budgetbegleitgesetze!)

Dieses Begleitgesetz wird natürlich auch durchaus negative Begleiterscheinungen mit sich bringen, und es gibt ja auch schon ein gutes Beispiel in Europa, wo vor gar nicht allzu langer Zeit die niederländische Regierung ein ähnliches Gesetz beschlossen hatte, das jährlich 90 Millionen € gebracht hat. Das Problem war nur, dass denen so viele Passagiere abhandengekommen sind, dass es im Endeffekt 130 Millionen € Verlust eingebracht hat. Die holländische Regierung hat daher so ein ähnliches Gesetz ein Jahr später wieder abgeschafft, weil sie gesehen hat, dass die Lenkungseffekte keinesfalls positiv, sondern massiv negativ sind.

Das Problem, das wir auch haben, ist natürlich, dass gerade die Republik Österreich sehr stark vom Tourismus geprägt ist. Fast 13 Prozent der erwerbstätigen Österreicher sind in touristischen Berufen tätig. Wenn wir jetzt das Beispiel Wien hernehmen – und das ist ja nicht so ein unwichtiger Teil der Republik –, wo wir ein jährliches Wachstum von 2,5 Prozent in den Hotelbetten haben und wo wir natürlich durch die Krise der letzten Jahre ohnehin schon Rückgänge zu verzeichnen hatten und es im Jahr 2009 zu einem Minus von 2,5 Prozent auf 64 Prozent gekommen ist ... (Bundesminister Dr. Mitterlehner: Es gab ein Plus!) Nein, das ist kein Plus: von 71 auf 64. In den Jahren 2006 und 2007 waren es 71 Prozent, 2009 waren es 64 Prozent, also das ist kein Plus. Zumindest meiner Meinung nach war es kein Plus. (Zwischenbemerkung von Bundesminister Dr. Mitterlehner.)

Schauen Sie, ich rede gerade vom Tourismus, Herr Minister. Aber es kann natürlich auch sein, dass diese Flugabgabe im Endeffekt auch deswegen beschlossen wurde, weil Sie mit dem Herrn Umweltminister Berlakovich geredet haben, der ja in den letzten Monaten nicht unbedingt so gute Erfahrungen mit Luftlinien und Lufttransporten gemacht hat. (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Kneifel: Das war höhere Gewalt!) Es war höhere Gewalt, selbstverständlich.

Der Herr Niki Lauda, der letzte Betreiber einer österreichischen Luftlinie ... (Bundesrat Kainz: Manche machen einen Blindflug!) Bitte? (Bundesrat Kainz: Manche machen einen Blindflug!) Ja, ja, sicher, klar. – Der Herr Lauda rechnet mit einem Wertschöp­fungs­verlust beim Incoming-Tourismus von minus 131 Millionen €. Jetzt muss man natürlich auch den Herrn Lauda verstehen, denn der vertritt natürlich seine Klientel. So


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schlimm wird es wahrscheinlich nicht werden, es steht allerdings zu befürchten, dass diese ganze Steuer nichts anderes als ein Nullsummenspiel wird, dass nämlich die Einnahmen, die hier kommen, von den Ausgaben aufgefressen werden.

Ich denke, Gesetze zu machen, die sich rein auf eine einkommenseitige Basis be­ziehen, haben nicht unbedingt etwas mit Nachhaltigkeit zu tun, vor allem insofern – und da komme ich jetzt wieder auf den Tourismus zurück –, dass das natürlich bis in die Bauwirtschaft hineinwirkt. Es sind derzeit in Wien 14 Projekte mit knapp 2 500 Zim­mern in Bau befindlich, weitere 14 Projekte sind in der Planungsphase. Wenn wir uns eben jetzt die Auslastungszahlen der Wiener Betten anschauen und auf der anderen Seite jene Maßnahmen, die dem Tourismus durchaus nicht förderlich sind, dann steht in weiterer Folge natürlich auch zu befürchten, dass es Investoren oder Bauträger gibt, die dann sagen: Da wird nicht mehr weiter investiert, das ist kein wachsender, kein boomender Bereich mehr, dieses Segment ist derzeit nicht interessant für uns! Und das würde natürlich hier auch negative Auswirkungen haben.

Auf der anderen Seite haben wir natürlich auch das Problem mit dem Flughafen Wien, der ja massiv ausgebaut wurde. Ich will jetzt keine Skylink-Debatte abführen – wobei wir das auch gerne machen können, meine Herrn Kollegen von der linken Reichs­hälfte –, aber wir haben natürlich da den Skylink, der ja eigentlich schon im Jahr 2008 hätte fertiggestellt sein sollen, rechtzeitig zur Fußballeuropameisterschaft. Derzeit ist es ein Milliardengrab, das halt irgendwo im Rohbau dasteht, wo keiner so genau weiß, wie es weitergeht. Irgendwann wird er schon fertig werden. Nur: Wenn wir jetzt davon ausgehen, dass natürlich auch durch die ... (Zwischenruf des Bundesrates Tiefnig.) Ich bin doch nicht aus Kärnten, um Himmels willen! Das müssen Sie woandershin richten.

Weil wir natürlich auch davon ausgehen können, dass es durch die Flugticketabgabe zu Einbußen kommt – und das betrifft jetzt weniger den Individualtouristen, denn der wird die 8 € oder die 25 € oder die 30 € wohl oder übel zahlen, sondern das betrifft vor allem die großen Posten, das betrifft vor allem die Reisebüros, die dann sehr wohl ausweichen könnten, zum Beispiel nach Pressburg oder im Westen nach Zürich, wo sie diese Abgabe nicht zahlen müssen –, ist das selbstverständlich ein Punkt, wo man sich die Frage stellt: Wofür brauchen wir dann eigentlich noch diesen Skylink, wofür brauchen wir dann eigentlich noch dieses Bauwerk, wenn die Passagierzahlen ohnehin zurückgehen werden? Und dass sie zurückgehen werden, meine sehr geehrten Damen und Herren, steht zu befürchten.

Der Herr Nationalratsabgeordnete Kopf hat in der gestrigen Debatte gesagt, es habe auch einen ökologischen Lenkeffekt, denn Fliegen sei umweltschädlich, und deshalb müsste man die Leute, die ins Flugzeug steigen, belasten.

Das wäre dann ehrlich, wenn wir diese Ticketabgabe zweckgebunden in ein Umwelt­budget laufen ließen, aber das passiert nicht, sondern es wird einfach abgemolken und wird im Endeffekt in das allgemeine Budget eingerechnet und geht dort unter. Wofür das dann im Endeffekt verwendet wird, das sieht man ja an anderen Dingen.

Wir haben natürlich heute keine österreichische oder keine rein österreichische Flug­linie mehr. Sie haben die Austrian Airlines an die Lufthansa verkauft, die gibt es nicht mehr. Die AUA-Mitarbeiter haben im Zuge dieses Sanierungsplans auf 5 Prozent ihrer Gehälter verzichtet. Die AUA hat nach den letzten Zahlen durchaus ... (Bundesrätin Mag. Neuwirth: Das hat überhaupt nichts mit dem Budget zu tun!) Selbstverständlich hat das damit zu tun. Sie müssen zuhören, und wenn Sie mir zuhören, dann kommen Sie ja drauf. (Bundesrätin Mag. Neuwirth: Gar nichts hat das damit zu tun!) Selbstverständlich hat das damit zu tun, denn spätestens ab dem Zeitpunkt, wo die Passagiere abwandern in die Umweltflughäfen ... (Bundesrätin Mag. Neuwirth: Wovon reden Sie denn?) Wovon spreche ich? Ich spreche davon, dass die Gefahr besteht,


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 27

dass österreichische Passagiere aufgrund der Flugabgabe abwandern könnten an an­dere Flughäfen. (Bundesrätin Mag. Neuwirth: Das ist nicht wahr!) Ja, das ist Ihnen vielleicht egal, das mag sein, wie Ihnen ja sehr vieles egal ist. (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrätin Mag. Neuwirth: Nicht egal, sondern nicht wahr!) Unabhängig davon besteht natürlich hier ein Handlungsbedarf. (Bundesrat Beer: So ein Quatsch!) Nein, das ist kein Quatsch. Sie werden sehen, in spätestens einem Jahr stehen wir da und werden dieses Gesetz nicht mehr haben. Das wird es dann einfach nicht mehr geben.

Das ist natürlich auch Teil der Praxis dieser Bundesregierung: dass man hier schnell Maßnahmen trifft, dass man hier schnell Gesetze beschließt, um möglichst viel Geld abzumelken. Dann schaut man, was unterm Strich etwas gebracht hat, was nichts gebracht. Das, was nichts bringt, wird dann halt abgeschafft. Der Rest bleibt dann irgendwie bestehen, und man murkst halt von Jahr zu Jahr weiter, man murkst von einem Budget zum nächsten Budget. Das ist halt leider Gottes auch ein Teil der Praxis dieser Bundesregierung.

Es ist ein Murks von A bis Z (Bundesrat Mag. Klug: Der aus Ihrer Ära kommt!), und das ist das Problem, das Sie haben! Und aus diesem Problem heraus verlieren Sie auch die Wahlen. Ich weiß, dass das schmerzhaft ist. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Gerade Sie haben seit 2005 keine Wahl mehr gewonnen. Und mit solchen Maßnahmen werden Sie es auch künftig nicht tun. – Danke. (Beifall bei der FPÖ. – Neuerliche Zwischenrufe bei der SPÖ.)

12.13


Präsident Martin Preineder: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Bundesrätin Diesner-Wais. – Bitte.

 


12.13.39

Bundesrätin Martina Diesner-Wais (ÖVP, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Minister! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren im Bundesrat! Wenn wir heute das vorliegende Budgetbegleitgesetz diskutieren, so ist dahinter stehend bewusst ein Sparbudget, das in allen Bereichen Einschnitte mit sich bringt, das aber dennoch, wie ich glaube, höchst notwendig ist.

Wir haben es heute schon sehr oft gehört, es hat eine Finanz- und Wirtschaftskrise gegeben, und der Staat ist hier eingesprungen, hat ein Konjunkturpaket, ein Arbeits­marktpaket und ein Bankenpaket geschnürt. Somit konnte in dieser Zeit viel geholfen und viel erreicht werden. Die Spareinlagen unserer Österreicher und Österreicherinnen konnten gesichert und die Arbeitsmarktsituation forciert werden. Wenn wir heute un­sere Arbeitsmarktdaten anschauen, so sehen wir, dass die Arbeitslosenquote Ende November mit 4,8 Prozent die zweitniedrigste Europas war. Ich glaube, das ist sehr erfreulich, denn das Wichtigste ist, dass wir in einem Land sind, in dem die Menschen Arbeit haben, denn dann sind sie auch zufrieden. Und das können wir von Österreich sagen.

Somit kann ich sagen, wir haben die Krise eigentlich schneller erledigt als andere Länder in Europa, und jetzt sind wir eben dabei, verantwortungsvoll den Staatshaushalt zu sanieren. So leisten jene, die die Krise auch verschuldet haben, sprich durch Spekulationen, ihren Beitrag zu diesem Budget. Aber auch die Banken leisten mit der Abgabe einen Beitrag zur Budgetsanierung.

Ich selbst bin ein wirtschaftlich denkender Mensch, und ich weiß, wenn man einen Betrieb von den Eltern erhält, so ist man dann bestrebt, dass man ihn ausbaut, vergrößert und natürlich auch verbessert und so den Kindern übergibt. In diesem Sinne soll es auch im Staat so sein, dass wir einen guten Betrieb, einen guten Staat über­geben und nicht einen großen Schuldenberg, der eigentlich unsere Nachkommen,


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unsere Kinder erdrückt. Wir, die wir heute hier sind, sind, glaube ich, verantwortlich, dass wir die Zukunft unserer Kinder nicht aufs Spiel setzen, sondern dass wir ihnen die Möglichkeit geben, eine konstruktive Gestaltung für die Zukunft vorzunehmen.

Und da gerade ein Wort an die Oppositionsparteien: Tragen Sie Ihre Verantwortung und stimmen Sie diesem Paket zu!

Wenn Herr Dönmez gesagt hat, dass die Bildung und die Forschung zu wenig Mittel erhalten, so sind gerade Bildung und Forschung jene Bereiche, in denen es eigentlich eine Steigerung und keine Kürzung gibt. Aber damit die Qualität gerade bei den Studierenden auch aufrechterhalten bleiben kann, müssen wir uns, glaube ich, auch über Studienzugangsvariationen und auch über Studiengebühren unterhalten.

Wenn wir jetzt zurückblicken auf die letzten Jahre, so haben wir die Schuldenquote von 1970 bis 1997 von unter 40 Prozent auf 68,3 Prozent aufgebaut. Von 1998 bis 2007 unter der ÖVP-Kanzlerschaft ist es gelungen, diese Schuldenquote um 9 Prozent zu senken. Nun liegen wir bei 70 Prozent, also ist eine Konsolidierung, die wir jetzt einleiten, höchst notwendig.

Im Vergleich zu anderen Ländern, die im Durchschnitt Sparmaßnahmen im Ausmaß von über 1,4 Prozent setzen müssen, sind wir mit 0,5 Prozent noch in einem verträglichen Ausmaß. Es ist trotzdem jede Maßnahme schmerzlich, aber wenn wir diese Maßnahmen jetzt setzen, dann gelingt es 2013 oder 2014, dass wir zum Erfolg kommen und dass ein Schuldenabbau beginnt.

Es ist schon angesprochen worden, und unser Vizekanzler und Finanzminister Pröll hat es immer gesagt: Sparen steht vor Steuern erhöhen. In diesem Sinne ist, glaube ich, diese Budgetsanierung ein Mix zwischen Ausgaben einsparen und natürlich leider auch Steuern erhöhen im Verhältnis von 60 zu 40.

Es werden auch jene herangezogen – wenn ich in die Runde blicke, haben wir auch Raucher hier –, die wahrscheinlich einmal das Gesundheitssystem stärker belasten werden. Und die leisten jetzt auch einen Beitrag dazu.

Wenn ich aber auch den sozialen Bereich ein wenig beleuchten darf, so sind wir in Österreich mit einer Sozialquote von 30,7 Prozent im Jahr 2009, das sind zirka 84 Mil­liarden, die wir für den Sozialbereich ausgeben, im obersten Viertel auf der euro­pä­i­schen Ebene. Und wenn Sie, Herr Kollege Klug, von Verteilungsgerechtigkeit sprechen, so möchte ich hier schon anmerken, wir müssen einmal Leistungen erbrin­gen und das Geld verdienen, bevor wir es austeilen können.

Wenn wir Österreich anschauen, so haben wir zirka 8,2 Millionen Einwohner, davon sind 3,9 Millionen erwerbstätig, 4,3 Millionen nicht erwerbstätig. Von den Erwerbs­tätigen wiederum haben wir zirka 2 Millionen, die steuerfrei gestellt sind. Das heißt, 1,9 Millionen sind es, die diese Transferleistungen aufbringen. Diese Zahler von der Wirtschaft über Arbeitnehmer, Arbeitnehmerinnen können wir, glaube ich, in Zukunft nicht noch weiter belasten.

Es ist heute im Ausschuss ja auch schon angesprochen worden, dass wir eine hohe Steuer- und Abgabenquote haben, sie liegt bei über 44 Prozent. Daher können wir in Zukunft keine neuen Steuern mehr einführen beziehungsweise Steuern erhöhen, denn dadurch würden die Menschen noch stärker belastet. (Bundesrat Mag. Klug: Der Schluss ist aber nicht zulässig!) – Der ist zulässig.

Ich möchte jetzt noch einen Hinweis bringen: Die Konjunktur ist jetzt wieder besser – das ist auch schon angesprochen worden –, und der Arbeitsmarkt entwickelt sich positiv, aber die Situation im Bereich der Pensionsversicherung ist nicht so ideal, denn der Bundesbeitrag, der im Jahr 2010 7,8 Milliarden € beträgt, steigt im Jahr 2011 um


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 29

10 Prozent auf 8,6 Milliarden € an. Gründe gibt es dafür verschiedene. Einer dieser Gründe ist, dass die Österreicher im Durchschnitt mit 58,6 Jahren in Pension gehen, im Vergleich zu allen anderen Ländern Europas ist das um vier Jahre früher. Die Hackler­regelung mit den Gratisersatzzeiten, die wir 2008 beschlossen haben, hat eine Kosten­explosion herbeigeführt. Sie kostet uns 2 Milliarden € im Jahr, und das ist schon ein sehr großer Brocken, der dafür aufgebracht wird. Deshalb enthält diese Gesetzes­vorlage jetzt auch, dass in Zukunft die Ersatzzeiten nachgekauft werden müssen.

Wichtig ist, dass die Leute bei langen Arbeitszeiten trotzdem in Pension gehen können, denn es muss sich auch die Leistung in der Pension sozusagen (Bundesrat Mag. Klug: Versicherungszeiten, nicht Arbeitszeiten!) – die Versicherungszeiten, ja – lohnen.

Im Budgetbegleitgesetz – das ist auch schon angesprochen worden – ist auch eine Ökologisierung des Steuersystems enthalten. Die Erhöhung der Mineralölsteuer und der Normverbrauchsabgabe, aber auch die Flugticketabgabe, die im Vorfeld ja sehr stark angesprochen wurde, tragen zur Ökologisierung bei. (Bundesrätin Kerschbaum: Da träumst du ...!) Und gerade Sie von der grünen Fraktion sind ja sehr dafür. (Bundesrätin Kerschbaum: Wenn die Leute mit dem Auto fahren können, werden Sie damit fahren, auch wenn die Mineralölsteuer dreimal so hoch ist!)

Wir können damit aber die thermische Sanierung fortsetzen, die in der Vergangenheit ein wichtiger Punkt war und die die Wirtschaft angekurbelt hat. Wir können die Green Jobs erweitern, die geschaffen wurden und die in der Vergangenheit zu 12 Prozent zum Wachstum beigetragen haben. Ich denke, das ist ein Markt, der in der Zukunft weiter wachsen wird.

So beschließen wir heute das Budgetbegleitgesetz, das zwar den Menschen höhere Steuern abverlangt, aber die Zukunft unserer Kinder sichert, und ich meine, das hat in Zeiten wie diesen oberste Priorität. Aber es muss in den nächsten Jahren wieder gelingen, Strukturreformen anzudenken und Steuerquoten im Sinne von Leistungsge­rech­tigkeit zu senken, denn Österreich soll sich zu einem Land entwickeln, in dem sich Leistung wieder lohnt; das ist gerade für unsere Jugend wichtig. Es soll aber auch für jene Platz und Hilfe da sein, die sich in einer schwierigen Situation befinden. Es soll auch soziale Sicherheit gegeben sein.

In diesem Sinne stimmen wir diesem Gesetz zu.

Und da wir kurz vor Weihnachten sind, wünsche ich allen ein schönes Weihnachtsfest, ein bisschen Ruhe und Besinnung sowie ein gutes Jahr 2011. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie des Bundesrates Zangerl.)

12.24


Präsident Martin Preineder: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Dr. Kickert. – Bitte.

 


12.24.05

Bundesrätin Dr. Jennifer Kickert (Grüne, Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Ministerin! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn der Lerneffekt der Regierungsparteien aus solchen Debatten, wie Kollege Klug gesagt hat, lediglich darin besteht, dass Sie die Geschäftsordnung hinsichtlich der Einschränkung der Redezeit anwenden, dann würden Sie sogar meine ziemlich niedrig gesteckten Erwartungen noch unterschreiten, denn das sollten Sie aus dem Effeff können und nicht erst lernen müssen, nachdem Sie schon so lange hier tätig sind. (Beifall der Bundesrätin Kerschbaum. – Bundesrat Mayer: Wenn Sie die Geschäftsordnung ausnützen, ist das selbstverständlich!)


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 30

Kein Problem. Ich habe ja auch gar kein Problem damit. Es ist nur ein bisschen verwunderlich, dass er es unter dem Aspekt „Lerneffekt“ angebracht hat. Wenn er sagt, das ist eine Reaktion, kann ich es verstehen, kein Problem.

Und dass man die Grünen bei der heutigen Finanzausschusssitzung nicht beratend zur Seite stehen hat lassen, bedaure ich als Letzte. – Aber es hat nicht besonders viel Beratung stattgefunden – es war ja mein erster Finanzausschuss zu einem Budget­begleitgesetz. Es gab drei Statements, und aus. Also da war nicht viel von Beratungen, Diskussionen oder Ähnlichem da. Das heißt, ich habe meine Nichtzulassung ganz locker zur Kenntnis nehmen können. (Bundesrat Mag. Klug: Kogler hat gesagt, es ist alles gesagt!)

Genau. Abgesehen davon, vielleicht hätte ich ja ohnehin nichts gesagt. Aber ich hätte mich vielleicht dafür interessiert, was Sie zu sagen haben oder vielleicht die Experten und Expertinnen, die alle extra angetanzt sind und 25 Minuten Vortrag der verschiedenen Klubobmenschen gehört haben. Egal.

Kommen wir zum sogenannten Sparbudget, das die SPÖ mit Bedauern vorlegen muss. Sie vergießt dabei Krokodilstränen und sagt: Es tut halt ein bisschen weh!, spricht aber davon, dass es eine SPÖ-Handschrift gäbe. Ich sehe sie nicht, in keiner der Maßnahmen sehe ich wirklich so etwas wie eine Handschrift, vielleicht ein Hand­schrifterl. Also das Aushungern des Pensions... (Bundesrat Perhab: Ihre Handschrift in Wien ist auch nicht zu erkennen!) – Ja, da war genau gar keine Handschrift dabei, und das wissen Sie genau.

Schauen wir uns einmal an, wie es nächstes Jahr ausschaut. Möglicherweise werde ich dann auch hier stehen und sagen, dass die Handschrift auch nur ein Handschrifterl ist, aber das ist in einem Jahr. Und nach einem Jahr werden wir vielleicht mehr Erfolg vorweisen können als Sie, die Sie jetzt schon seit Jahren an der Regierung sind und immer wieder darauf hinweisen: Beim nächsten Mal werden wir die Strukturreform endlich angehen, beim nächsten Mal wird es die Verwaltungsreform geben, beim nächsten Mal werden wir das Pensionssystem reformieren, beim nächsten Mal werden wir es vielleicht schaffen, die Verwaltung der Spitäler auf einen grünen Nenner zu bringen, aber jetzt geht es leider nicht!

Es wird immer auf irgendetwas verwiesen. Zurzeit wird darauf verwiesen, dass wir in einer irrsinnig schwierigen Zeit sind. Aber die Krise, auf die immer verwiesen wird, wird nicht als Chance erkannt, sondern immer nur als Entschuldigung herangezogen, um den Stillstand zu verwalten, und dann wird gesagt: Wir haben etwas echt Tolles hinge­bracht! Das ist mir zu wenig, meine sehr geehrten Damen und Herren, so können Sie sich nicht aus der Affäre ziehen. (Bundesrat Stadler: Wie macht das der Anschober in Oberösterreich als Regierungsmitglied?) – Fragen Sie ihn doch bitte selbst! (Bundesrat Stadler: Das ist Ihr Parteikollege!) – Ja, und? Kein Problem. Sie können das Telefon nehmen und ihn fragen, wie er es macht. (Bundesrat Stadler: Oder gehört der nicht zu Ihnen?) Ich sage Ihnen, was Sie jetzt hier beschließen und mehr nicht, ich greife Sie ja nicht einmal persönlich an.

Wo ist die Perspektive in Richtung Wohlstand, auf die Sie alle hinweisen, oder in Richtung Steuergerechtigkeit, die meiner Meinung nach tatsächlich anders aussieht?

Im Großen und Ganzen ist es keine Perspektive, sondern Sie haben sich in kleinlicher Art und Weise auf die Suche nach vielen, vielen kleinen Maßnahmen gemacht: Sie kürzen, erhöhen Gebühren, erschweren Zugänge. Die Verkürzung des Gerichtsjahres ist ja schon angesprochen worden, aber ich hätte es jetzt nicht einmal aus der Sicht der Bildung betrachtet, sondern einfach einmal aus der Sicht des allgemeinen Rechts­zugangs. Die Amtstage wurden ja glücklicherweise nicht gestrichen, jedenfalls wurde im Zuge der Beratung die Streichung der Amtstage zurückgenommen. Aber die Verkür­


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zung des Gerichtsjahres wird höchstwahrscheinlich auch weitreichende Auswirkungen auf die Organisation der Amtstage haben, denn diese fallen unter die Aufgaben der RechtspraktikantInnen. Und diese Auswirkungen werden es sicherlich mit sich bringen, dass der Rechtszugang erschwert wird.

Ebenso die Gerichtsgebühren, die wieder einmal erhöht worden sind. Sie wurden vor eineinhalb Jahren schon erhöht. Ich verweise nur auf die Kopiergebühren. In jedem – wie soll ich sagen? – privatwirtschaftlich geführten Copyshop kann man mit einem Fünftel des Geldes offensichtlich Kopien en masse machen, und die verdienen dabei noch Geld. Wir nicht. – Egal.

Wir wissen auch, dass solche Gebühren tendenziell Menschen mit niedrigerem Einkommen höher belasten. – Auch egal.

Wir haben ja ein steuergerechtes Budget gemacht, sagen Sie, meine Damen und Herren von der SPÖ. (Bundesrat Mag. Klug: Ein Schritt, habe ich gesagt, falls Sie zugehört haben!) – Ich habe das mit den Schritten schon einmal gehört. Immer mit den Schritten. (Bundesrat Mag. Klug: Ein Schritt! Das können Sie aber nachlesen! Ein Schritt, habe ich gesagt!) Ein Schritt. Winzige Millimeterschritte. (Bundesrat Mag. Klug: „Millimeter“ habe ich nicht gesagt! Ich habe gesagt, ein Schritt!) Das sage ich, das ist meine Bewertung. (Bundesrätin Mühlwerth – in Richtung des Bundesrates Mag. Klug –: Ihr macht jedes Jahr nur einen kleinen Schritt! – Bundesrätin Mag. Neuwirth: Aber nach vorne und nicht zurück! – Ruf: Wollen Sie, dass wir die Kopiergebühren sozial staffeln?) – Nein, Sie können aber statt den Kopiergebühren das Geld von woanders nehmen, und das wissen Sie ganz genau. Geld ist ja da. Es kommt nur immer darauf an, woher man es nimmt, wohin man es verteilt und was man damit tut.

Es gibt ja jetzt mehrere kleinliche Maßnahmen. Und diese kleinlichen Maßnahmen sind schon so, dass man sich fragt: Wen wollen Sie damit beeindrucken? (Bundesrätin Mag. Neuwirth übernimmt den Vorsitz.)

Ich bleibe jetzt zum Beispiel bei der Justiz. Straffreiheit bei fahrlässigen Körperverlet­zungen ist vielleicht vom juridischen Standpunkt aus kein großes Problem, aber dass diejenigen, die Schmerzensgeld einklagen wollen, das jetzt auf eigene Kosten über den Zivilrechtsweg machen müssen, ist kleinlich, belastet diejenigen, die es brauchen.

Ebenso die Geschichte betreffend die Fortführung von abgewiesenen Verfahren. Das ist wieder so eine Geschichte, die den Rechtsschutz ad absurdum führt: Wenn ich ein Verfahren anstrebe, dieses von der Staatsanwaltschaft zurückgewiesen wird, ich die Fortführung dieses Verfahrens beantrage, die Fortführung wieder abgewiesen wird, dann muss ich auch noch eine Strafe zahlen dafür, dass ich die „Frechheit“ besessen habe, zu beantragen, dass es vielleicht fortgeführt wird. Kleinlich. Trifft wieder diejeni­gen, die sich vielleicht nicht mit viel Geld einen Rechtsberater oder eine Rechtsbe­raterin suchen können.

Ich spreche jetzt hier gar nicht von den großen Dingen wie den Verschlechterungen im Pflegebereich, wo Sie statt einer wirklich notwendigen Reform, Strukturreform einfach nur den Zugang zu den Pflegestufen 1 und 2 erschweren. Weniger Leute, die Pflege­geld bekommen, obwohl sie es brauchen – das macht eine tolle Einsparung aus. Sie können „stolz“ darauf sein!

Ebenso „stolz“ können Sie darauf sein, dass Sie im Behindertengleichstellungsgesetz beschlossen haben: Schieben wir es noch einmal vier Jahre auf! Gilt ja „eh“ nur bis – jetziger Stand – 2016. Die Behinderten können noch einmal vier Jahre warten, nämlich bis 2020. Zehn Jahre lang – kein Problem, oder? Auch ganz kleinlich, denn schließlich brauchen sie keinen Zugang zu öffentlichen Gebäuden, schließlich brauchen sie


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 32

keinen Zugang zu Schulen, schließlich brauchen sie keinen Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln.

Das, was hier gezeigt wird, ist, dass die Regierung einer Verlängerung einer massiven Diskriminierung nicht nur zustimmt, sondern sie offensichtlich auch für gut hält. Das finde ich nicht nur kleinlich, sondern das finde ich extrem zynisch.

Alles in allem: Nur ein Teil dieser Maßnahmen beweist, dass Sie möglicherweise stolz sein können auf Ihr Budget, aber wir Ihren Stolz absolut nicht nachvollziehen können. – Tut mir leid, wir werden dem nicht zustimmen! (Beifall der Bundesrätin Kerschbaum.)

12.33


Vizepräsidentin Mag. Susanne Neuwirth: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Blatnik. – Bitte.

 


12.33.55

Bundesrätin Ana Blatnik (SPÖ, Kärnten): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Gospa president! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Gospa ministrica! Gospod drzavni sekretar! Herr Minister! Gospod minister! Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! Drage clanice in clani zveznega sveta! Ich möchte, bevor ich inhaltlich zum Budget spreche, auf zwei Punkte eingehen.

Der erste Punkt: Inserate. – Liebe Kollegin Mühlwerth, ja, ich bin auch Ihrer Meinung: Bei den Inseraten könnten wir sparen. Aber dann, liebe Kolleginnen und Kollegen, muss das für alle Parteien gelten.

Ich möchte nur darauf hinweisen, es hat vor der Landtagswahl vom damaligen BZÖ, jetzt FPK  (Bundesrätin Dr. Kickert: Das eine sind die Parteien, das andere ist die Regierung! Ganz okay! Sowohl als auch) Ja, aber trotzdem möchte ich jetzt auf das eingehen, was da angesprochen worden ist. (Bundesrätin Mühlwerth: Ist aber ein Unterschied, ob ich Wahlwerbung betreiben muss oder ob ich meine Regierungspolitik inseriere!) Alles klar! Aber ich möchte auf das eingehen.

Damals hat es eine Hochglanzbroschüre gegeben. Und wenn man in Klagenfurt die Völkermarkter Straße hinuntergefahren ist, dann war sie zugepflastert, zum Beispiel bei der letzten Nationalratswahl, nämlich mit Plakaten von der FPÖ, mit den Plakaten, auf denen der FPÖ-Parteiobmann abgebildet war. Das dazu. (Bundesrätin Mühlwerth: Die SPÖ hat keine Plakate gehabt, was?)

Das Zweite, das ich, bevor ich auf das Budget eingehe, noch kurz sagen möchte, ist: Ich habe mir die Homepage von Herrn Kollegen Jenewein angeschaut, und da steht drinnen: Privat reist Jenewein gerne nach Nord- und Südamerika. – Ich kann mir jetzt schon vorstellen, dass Jenewein daher gegen eine Preiserhöhung bei den Tickets ist. (Beifall bei der SPÖ.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Jetzt zum Inhalt. (Zwischenruf des Bundesrates Zwanziger.) – Gerne, ich komme noch auf Kärnten zu sprechen, lieber Kollege Zwanziger. (Bundesrat Mitterer: Nein, bitte nicht! Erspar uns das!) – Spare in der Zeit, dann hast du in der Not! Sparen, ja, das ist notwendig, aber bitte ja nicht bei mir anfangen! – Solche Aussagen sind jeder und jedem von uns bekannt.

Wer ist eigentlich maßgeblich dafür verantwortlich, dass wir in Not geraten sind? Und wer muss dafür zahlen? – Maßgeblich in Not haben uns die Folgen der Wirtschafts­krise und Finanzkrise gebracht, die wir bewältigen müssen. (Bundesrätin Kerschbaum: Wer hat denn die verursacht?)

Die Konsolidierung unseres Haushaltes ist aber nicht notwendig geworden, liebe Kolleginnen und Kollegen, weil wir über unsere Verhältnisse gelebt haben (Bundesrat Zwanziger: Aha!), sondern weil die Finanzkrise ein ganzes Wirtschaftssystem gefähr­


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det. (Bundesrätin Mühlwerth: Da waren aber nicht die Familien schuld daran!) Moment, zu den Familien komme ich noch. Ich werde Ihnen ganz genau aufzeigen, wie es in Kärnten ausschaut, liebe Frau Kollegin.

Diese Finanzkrise ist kein Schicksalsschlag, die Finanzkrise ist und wurde gemacht. Es gilt, für die Zukunft Mechanismen zu finden, die diesem – und ich nenne es so – Casinokapitalismus Einhalt gebieten. (Ruf: Für die Zukunft!) Ja. Für die Regierung ist es notwendig, gegenzusteuern. Es haben schon sehr viele Vorredner und Vorred­nerin­nen Maßnahmenpakete aufgezählt, ich werde sie nicht wiederholen.

Österreich, liebe Kolleginnen und Kollegen, steht heute im Vergleich zu anderen Län­dern gut da – trotz vieler Probleme, das möchte ich hier laut und klar sagen, die noch zu bewältigen sind (Bundesrat Zwanziger: Trotz Regierung! – Bundesrat Gruber: Trotz Opposition!) –, sodass wir sagen können, dass wir die Krise gut „überstanden“ – zwischen Anführungszeichen – haben.

Wir wissen auch sehr genau, dass die 1,7 Prozent an Ausgabenkürzungen zur Bewäl­tigung der Budgetkonsolidierung notwendig sind. (Bundesrätin Mühlwerth: Das ist ja noch nicht konsolidiert damit, bitte!) Oh doch! (Bundesrat Gruber: Erster Schritt!) Ob es die richtigen oder falschen Personen trifft, ob man bei anderen kürzen oder an andere umverteilen hätte sollen, wird jede und jeder von uns anders bewerten. Es hat heftige Diskussionen gegeben (Bundesrat Zwanziger: Ja, das stimmt!), und ich finde, das ist auch gut so, denn es wurden Änderungen vorgenommen.

Auch wir, die SPÖ-Frauen, die FSG-Frauen und der BSA in Kärnten, haben mittels Reso­lution an den Bundeskanzler darauf hingewiesen, dass die Regierung bei der Budgetkonsolidierung nicht jene zur Verantwortung ziehen sollte, die für diese Krise nicht verantwortlich sind, sondern diejenigen, die dafür verantwortlich sind. (Bundesrätin Mühlwerth: Sie verursacht haben!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Österreich ist ein Land mit äußerst niedrigen vermö­gensbezogenen Steuern und den höchsten Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmer­steuern. Die Maßnahmen in Folge der Wirtschafts- und Finanzkrise dürfen nicht zulas­ten der Armen gehen.

Meine Erwartungshaltung bezüglich des Budgets ging selbstverständlich dahin, dass es sozial gerechter sein sollte. Meine Erwartungshaltung ging dahin, dass Vermögen noch stärker belastet und die Arbeit entlastet werden müsste. Meine Erwartungs­hal­tung ging dahin, dass die Bezugsdauer der Familienbeihilfe und der Mehrkindzuschlag nicht gekürzt würden. Meine Erwartungshaltung ging dahin, dass es bei der Einstufung in den Pflegestufen 1 und 2 für Pflegegeldbezieher und Pflegegeldbezieherinnen zu keiner Verschärfung kommen würde. (Zwischenruf der Bundesrätin Mühlwerth.) Meine Erwartungshaltung ging auch dahin, dass es keine Erhöhung der Mineralölsteuer geben würde. (Bundesrätin Mühlwerth: Stimmst du jetzt dagegen? – Bundesrat Zwanziger: Super! – Demonstrativer Beifall bei der FPÖ. – Ruf bei der FPÖ: Sie stimmt mit uns mit!) – Nein, ich stimme dafür, und ich werde auch begründen, warum ich dafür stimme.

Meine Erwartungshaltung ging auch dahin, dass die Bildung und die Unis viel mehr Geld bekommen würden, dass das Frauenbudget nicht gleich bleiben, sondern erhöht würde, dass das Geld für Kinderbetreuungseinrichtungen, das dem Ausbau gelten sollte, fixiert wäre. – Ja, das hätte ich mir gewünscht. (Zwischenruf des Bundesrates Mitterer. – Bundesrat Zwanziger: Das hätten wir uns auch gewünscht! – Bundesrat Gruber: Es gehen nicht alle Wünsche in Erfüllung!) – Genau, ein Weihnachtspaket!


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 34

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Auch für mich ist dieses Budget kein Budget, über das ich jubeln kann. Jeder und jede von uns würde lieber ein Budget beschließen, mit dem man mehr verteilen könnte, das ist überhaupt keine Frage.

Das uns vorliegende Budget ist ein Sparbudget, ein Kompromiss von zwei Parteien mit unterschiedlichen Ideologien und Vorstellungen. (Bundesrat Zwanziger: Aha! – Zwi­schen­ruf der Bundesrätin Mühlwerth.) Es ist ein Budget, das von Koalitionsparteien erstellt wurde, die in manchen Bereichen unterschiedliche Zugänge haben. Wenn die SPÖ eine absolute Mehrheit hätte, würde, da bin ich mir sicher, das Budget anders ausschauen. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrat Mitterer: Hilfe!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist ein Sparbudget, bei dem es zumindest gelungen ist, die neuen Einnahmen sozial gerechter aufzuteilen. Es ist absolut nicht ausreichend, aber die Richtung stimmt und ein Anfang ist gemacht.

Ja, mit diesem Budget wird eine Richtungsänderung vorgenommen. Frau Kollegin Mühlwerth! Sie haben gesagt, Bankenabgaben sind in Ordnung. – Ja, das finde ich auch. Und sie sind nicht nur in Ordnung, sondern sie sind wichtig (Bundesrätin Mühlwerth: Ja!), nur haben wir diese erkämpfen müssen. Das ist die Handschrift der SPÖ, denn es ist das erste Mal, dass die Banken und der Finanzsektor zur Verantwortung gezogen wurden. (Bundesrätin Michalke: Die werden aber auf die Kunden umgelegt! – Ruf bei der FPÖ: So ist es! ... verhindern? – Bundesrat Gruber: Durch Kontrollen! Controlling ist das Zauberwort!)

Mit diesem Budget sorgen wir für den Einstieg in die vermögensbezogene Besteu­erung. Wir schaffen endlich das, wofür wir so lange gekämpft haben – und das ist, Frau Kollegen Kickert, unsere Handschrift. Diesen Weg werden wir ganz sicherlich fort­setzen. (Ruf bei der FPÖ: Das ist alles?) – Noch nicht! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Das ist der erste Schritt, das ist der Anfang eines Weges, der in die richtige Richtung führt.

Ich möchte jetzt zu den Familien kommen. (Zwischenruf der Bundesrätin Dr. Kickert.) Ich verstehe die Aufregung der FPÖ, denn es tut auch mir weh und es schmerzt auch mich, dass bei den Familien gekürzt wird. Nur, wie schaut es in Kärnten aus? – Nur damit wir das vergleichen. (Bundesrat Zwanziger: Das familienfreundlichste Bundes­land! – Staatssekretär Mag. Schieder: Hypo Alpe-Adria, sage ich nur!) Das familien­freundlichste Bundesland hat bei der letzten Landtagssitzung beim Kindergarten- und Hortgesetz die Förderung von 7,2 Millionen € gestrichen. (Bundesrat Mitterer: Da warst du gar nicht dabei! Da hast du gefehlt!) – Ja, ich habe EU-Ausschuss gehabt! Das familienfreundliche Bundesland Kärnten hat im Frühjahr eine Familienförderung gekürzt, und das ohne Rücksicht auf einkommensschwache Familien. (Rufe und Ge­gen­rufe zwischen FPÖ und SPÖ.) Sie kürzen, und hier stehen Sie auf und versuchen genau das Gegenteil zu erreichen und aufzuzeigen. Das ist Kärnten. (Bundesrat Zwanziger: Trotzdem die höchste in Österreich! – Bundesrat Ertl: Und was ist mit der 13.? – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Das ist Kärnten, und du kannst jetzt nicht leugnen, dass beim Kindergartengesetz 7,2 Millionen € gekürzt wurden und dass im Frühjahr die Familienförderung gekürzt wurde. Das ist eine Tatsache! (Bundesrat Mitterer: Da warst du nicht dabei! Du hast geschwänzt!)

Dass es im Familienbereich massive Kritik gegeben hat, stimmt, und ich bin auch sehr froh darüber, dass sich die Bundesregierung nach dieser Kritik zusammengesetzt hat und dass sich da auch etwas verändert hat: Es gab eine Veränderung bei der Bezugs­dauer der Familienbeihilfe, bei der 13. Familienbeihilfe, beim Mehrkindzuschlag. Das Ergebnis von Loipersdorf wurde nicht umgesetzt, nein, es wurde verhandelt und es


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wurde verändert und es wurden den Familien für vier Jahre 300 Millionen € mehr zugesprochen, das sind 75 Millionen € pro Jahr. (Bundesrätin Michalke: ... Steuern!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Faktum ist auch, und das ist kein Schmäh – ich weiß nicht, wer das vom Schmäh gesagt hat (Bundesrätin Mühlwerth: Ich war das!); du! –, dass für die Förderung der Familien 2011 trotz der Budgetkürzungen noch immer mehr Geld bereitgestellt wird als im Hochkonjunkturjahr 2008.

Faktum ist auch, liebe Kolleginnen und Kollegen, und das ist auch kein Schmäh, dass die Leistungen für die Familien in Österreich im europäischen Vergleich trotz aller Diskussionen, die notwendig sind, zu den höchsten Leistungen für Familien in Europa gehören – insbesondere auch dann, wenn wir alle Sachleistungen dazuzählen, wie etwa den gratis Kindergartenplatz, der in vielen Bundesländern beschlossen wurde, der aber natürlich auch die Allgemeinheit etwas kostet.

Eine wichtige Aufgabe, liebe Kolleginnen und Kollegen, steht noch an, und zwar, für den Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen Geld zur Verfügung zu stellen, denn diese Kinderbetreuungseinrichtungen sind der Schlüssel für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – und das betrifft sowohl Frauen als auch Männer. (Zwischenruf der Bundesrätin Michalke.)

Positiv ist auch – und das ist ein zweiter Punkt, der einen Schlüssel für die Verein­barkeit von Familie und Beruf darstellt – der Ausbau der Ganztagsschule.

Bildung, Forschung, Wissenschaft sind für die Zukunft sehr wichtig. Ja, ich hätte mir viel mehr Geld für die Bildung erhofft (Bundesrat Zwanziger: Wir auch!), ich hätte mir viel mehr Geld für die Forschung und für die Wissenschaft erhofft. Ich hätte mir so viel Geld erhofft, dass unsere Bundesministerin Claudia Schmied gerade in der Bildung all ihre Vorhaben, hinter denen ich zu 100 Prozent stehe, realisieren kann.

Diese 80 Millionen € mehr, diese 80 Millionen € plus, liebe Kolleginnen und Kollegen, garantieren uns, dass die Senkung der Klassenschüler- und -schülerinnenhöchstzahl auf 25 im Bereich der allgemein bildenden Pflichtschulen, die Forcierung des Deutsch­unterrichts, das Programm „Lehre mit Matura“ und die Neue Mittelschule weitergeführt werden können. – Das ist der Anfang, der fortgesetzt werden muss.

Ich möchte auch zum Frauenbudget etwas sagen. Ich habe schon zu Anfang angemerkt, ich hätte mir gewünscht, dass es eine Erhöhung des Frauenbudgets gäbe. Es ist aber positiv zu vermerken, dass es gleich geblieben ist, denn ein Frauenbudget ist sehr wichtig, um Frauenpolitik, die Gesellschaftspolitik ist, die sowohl Männer als auch Frauen betrifft, realisieren und ermöglichen zu können, beispielsweise unsere Ziele Gleichstellung, Chancengleichheit, präventive Maßnahmen gegen Gewalt, frau­en­spezifische Projekte. All dies sind nur wenige Beispiele, die Frauen betreffen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Was dieses Budget schafft, ist ein erster Schritt in Richtung mehr Gerechtigkeit. Es ist der Anfang und nicht das Ende dieser Reise. Ich erwarte und verlange, dass dieser Anfang fortgesetzt wird.

(Die Rednerin setzt ihre Ausführungen in slowenischer Sprache fort.) – Danke. Hvala. (Beifall bei der SPÖ.)

12.50


Vizepräsidentin Mag. Susanne Neuwirth: Zu Wort gelangt Herr Staatssekretär Mag. Schieder. – Bitte.

 


12.50.32

Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen Mag. Andreas Schieder: Frau Präsidentin! Herr Minister! Frau Ministerin! Herr Staatssekretär! Hoher Bundesrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn heute hier im Bundesrat politisch über das gesamte


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Budget diskutiert wird – sachlich, kompetenzmäßig mittels einer Debatte über das Budgetbegleitgesetz –, so möchte ich noch einmal den gedanklichen Schritt zwei Jahre zurück machen, zurück zum Grund, warum wir dieser Tage überhaupt ein Konsolidie­rungs­budget diskutieren müssen, nämlich zum Ausbruch einer internationalen Finanz­krise, die aufgrund steigender Arbeitslosigkeit, aber auch wegen zurückgehender Steuereinnahmen in die Staatshaushalte Löcher gerissen hat, aber auch deshalb in den österreichischen Staatshaushalt ein budgetäres Loch gerissen hat, weil die öster­reichische Bundesregierung Ende 2008/Anfang 2009 auch mit massiven Gegensteue­rungsmaßnahmen in den Kampf gegen diese Krise gezogen ist.

Ich rufe nur folgende Maßnahmen in Erinnerung: ein Arbeitsmarktpaket – Kurzarbeit et cetera –, zwei Konjunkturpakete und eine Steuerentlastung im Ausmaß von über 3 Milliarden €, die vor allem die kleineren und mittleren Einkommen entlastet hat und mit der es auch gelungen ist, die Kaufkraft, den Konsum, aber auch die Staats- und Wirt­schaftssituation stabil zu halten, womit das Maßnahmen waren, durch die es der österreichischen Bundesregierung gelungen ist, massiv und auch gut gegenzusteuern. Dies deshalb, weil man nicht nur bereit war, diese Maßnahmen zu ergreifen, sondern weil man auch bereit war, sie schnell zu ergreifen, denn die Richtigkeit des Mottos „Wer schnell hilft, hilft doppelt“ zeigt sich anhand der aktuellen wirtschaftlichen Daten und Zahlen Österreichs.

Wir haben die niedrigste Arbeitslosigkeit im europäischen Vergleich, im EU-Vergleich, und wir sind bei der Jugendarbeitslosigkeit bei den zwei Ländern mit den niedrigsten Werten. Allein anhand dieser Faktoren sehen wir schon, wo der große Vorteil Öster­reichs im Vergleich mit anderen europäischen Ländern liegt.

Und das ist nicht nur ein Erfolg des Sozialministers – zum Vorteil jener Leute, die eben nicht von Arbeitslosigkeit betroffen sind, sondern ihren Job behalten haben –, sondern das hat auch wirtschaftlich und staatsfinanziell positive Effekte, denn das heißt, die Kaufkraft wurde erhalten, das heißt, es gibt Steuereinnahmen, es gibt eine Wirtschaft. Und das heißt wiederum, dass der wirtschaftliche Motor nicht in dem Ausmaß zum Erliegen gekommen ist, wie er bei anderen Volkswirtschaften zum Erliegen gekommen ist, und das schafft letztlich die gute Arbeitsmarktsituation.

Übrigens – lassen Sie mich vielleicht noch kurz ein Wort dazu sagen –: Die soge­nannten automatischen Stabilisatoren, das heißt, die soziale Sicherheit durch eine Fülle von Arbeitsmarktmaßnahmen, von Arbeitslosenversicherung, von Krankenver­siche­rung, aber auch von Fördermaßnahmen im wirtschaftlichen Bereich, die Summe dieser Maßnahmen hat auch quasi sichergestellt, dass zum Beispiel wir in Österreich wesentlich besser liegen als andere europäische Länder, aber auch zum Beispiel Europa, wenn man die europäischen Länder mit den USA vergleicht, wo sich ja auf dem Arbeitsmarkt dort während der Krise tragische Entwicklungen abgespielt haben.

Heute haben wir, und das können wir voll Stolz sagen, die niedrigste Arbeitslosenrate in der Europäischen Union, obwohl ich auch hier dazusage, es ist nicht so, dass man sagt, wir haben die niedrigste Arbeitslosenrate in der EU, und damit ist die Sache für diese Bundesregierung erledigt, denn das Ziel der Bundesregierung ist ja nicht nur, in einem Vergleich gut zu liegen, sondern ist die Befolgung des Leitgedankens: Jeder Arbeitslose ist einer zu viel! Daher sieht sie auch weiterhin die Aufgabe für sich – natürlich mit aktiver und passiver Arbeitsmarktpolitik, mit Wirtschaftspolitik und Beschäftigungspolitik –, da auch zu schauen, dass die Arbeitslosigkeit weiter sinkt.

Trotzdem stehen wir heute da, wo man sagt: Der Höhepunkt der Krise ist vorbei!, und unsere volkswirtschaftlichen Daten lassen auch erkennen, dass wir gute Chancen haben, den sich langsam abzeichnenden Aufschwung wiederum für unsere Volks­wirtschaft optimal zu nutzen.


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Damit bin ich auch schon beim ersten Punkt, wo ich Ihnen widersprechen möchte, nämlich wenn in der Debatte gesagt wird: Es gab politische Gründe für die Verschie­bung der Vorlage des Budgets. – Wenn wir erkennen, dass Mitte September die letzte aktualisierte Prognose der Wirtschaftsforscher vorgelegt worden ist, und wenn wir dann auch erkennen, dass in Loipersdorf und im Budgetdiskussionsprozess genau diese zum Positiven veränderte wirtschaftliche Erwartung auch insofern mitgenommen wurde, als das Finetuning der Konsolidierungsmaßnahmen auch auf diese Situation Rücksicht genommen hat (Zwischenruf der Bundesrätin Mühlwerth), und wir uns gleichzeitig einen Teil des Konsolidierungspaketes erspart haben, weil wir schon wieder bessere Zahlen am Horizont gesehen haben, dann zeigt das auch, dass das nicht stimmt, was Sie sagen, nämlich dass das politisches Kalkül war (Bundesrätin Mühlwerth: Das würde ich an Ihrer Stelle jetzt auch sagen!), sondern es war rein volkswirtschaftliches Kalkül, wie das auch davor schon immer gesagt wurde, nämlich dass wir im Zeitalter der Krise auf die neueste Prognose warten wollen. (Neuerlicher Zwischenruf der Bundesrätin Mühlwerth.)

Ein Konsolidierungspaket ist kein Paket, für das man sich als Regierung viel Applaus in der Bevölkerung oder sonst wo, auch nicht in den politischen Gremien, erwartet. Es ist auch keine Aufgabe, die irgendeinem Politiker großen Spaß macht, sondern es ist die Aufgabe, in der Verantwortung für unser Land das Notwendige zu tun. Das heißt auch Kom­promisse zu schließen zwischen den Regierungsparteien, zwischen den verschie­denen politischen Ansichten, aber auch einen Kompromiss zwischen dem, was wir uns wünschen, und dem, was die finanzpolitische Realität von einem Land wie Österreich erwartet.

Wir sind ein kleines Land. Wir sind kein Land, das die Weltfinanzmärkte diktieren kann, sondern wir sind ein Land, das diesbezüglich Rücksicht nehmen muss und eben auch den Weg der Stabilität für die Märkte, für die Vorgaben der Europäischen Union nach­vollziehbar darlegen muss.

Ich glaube, es ist gelungen, mit dem Konsolidierungshaushalt ein für diese Aufgaben­stellung relativ ausgewogenes Paket vorzulegen. Wenn ich nur daran denke, was verschiedene selbsternannte Oppositionsführer vor der Vorlage des Konsolidierungs­paketes behauptet haben, was nicht alles droht, und das vergleiche mit dem, was das Paket beinhaltet, dann muss ich sagen: Die Oppositionsführer sind damals völlig danebengelegen, denn all diese radikalen Maßnahmen, die dem Paket von der FPÖ, den Grünen und dem BZÖ angedichtet wurden, sind nicht gekommen.

Es ist dabei auch gelungen, zwischen einnahmen- und ausgabenseitigen Maßnahmen eine gute Balance zu halten. Ich erwähne nur, weil wir hier heute das Budget­begleit­gesetz diskutieren, die Einführung der Spekulationsabgabe, die Einführung einer Ban­kenabgabe, die Streichung der wesentlichen Privilegien im Stiftungssteuerrecht oder auch die Modernisierung im Unternehmenssteuerrecht im Ausmaß von 200 Millionen €. All das sind Maßnahmen, die dem Prinzip entsprechen, das diese Bundesregierung vorher genannt hat: dass wir darauf schauen werden, dass auch die Bereiche der Finanzwirtschaft ihren Konsolidierungsbeitrag zu diesem Budget leisten.

Gerade die Spekulationssteuer ist eine inhaltliche Trendwende und der erste inhaltliche Schritt zu dem, was wir auch immer sagen: Wir müssen die Belastung weg vom Arbeitseinkommen hin zu den Kapitaleinkommen verschieben. Und wenn wir ab dem nächsten Jahr Kapitaleinkommen quasi ebenfalls mit 25 Prozent besteuern, dann ist das eben genau dieser Schritt auf dem Weg zu dem, was wir ebenfalls immer sagen, nämlich dass Einkommen – egal, ob es sich um Arbeits- oder Kapitaleinkommen handelt – ihren fairen Steuerbeitrag leisten müssen.


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Ich sehe darin auch eine Trendwende in der Steuersystematik an sich. Und wir – und vielleicht sogar nachfolgende Politikergenerationen oder wer auch immer dann in der Regierung ist – werden in einigen Jahren noch froh sein, dass diese Maßnahme ein­geführt worden ist, weil sie vom Volumen her über die nächsten Jahre einen massiven Anstieg und gleichzeitig auch positive regulatorische Effekte hat.

Abschließend lassen Sie mich noch eines sagen: Es ist die Aufgabe der österreichi­schen Bundesregierung, mit diesem Paket die Handlungsfähigkeit Österreichs in der Zukunft zu erhalten. Wir wissen nach wie vor nicht, ob die wirtschaftliche Entwicklung so gut ist, wie wir alle das erhoffen – vielleicht sogar noch eine Spur besser, als es sich zurzeit abzeichnet –, oder ob es noch Risken gibt.

Wenn wir die internationalen Zeitungen lesen – allein die Nachrichten betreffend das Wechselkursrisiko zwischen dem asiatischen, dem europäischen und dem ameri­kanischen Wirtschaftsblock –, dann wissen wir auch: Es ist noch nicht klar, dass es einen einheitlichen, klaren, linearen Verlauf in der wirtschaftlichen Entwicklung nach oben gibt. Es gibt hier Risken, und daher gilt es auch die Handlungsfähigkeit des Staates insofern zu erhalten, als wir jetzt ein Konsolidierungspaket vorlegen, das verglichen mit allen anderen Konsolidierungspaketen in Europa ein relativ kleines ist – frei nach dem Motto: Jetzt ein Konsolidierungspaket vorlegen, um unsere Handlungsfähigkeit in Zukunft zu erhalten.

Da wir auch die Konjunktur unterstützen wollen, möchte ich abschließend noch darauf hinweisen, dass wir ja ein Offensivpaket im Ausmaß von 400 Millionen € gleich mit geschnürt haben, nämlich 80 Millionen € mehr im Bildungsbereich für den Ausbau von Ganztagsschulplätzen, 80 Millionen € mehr für die Universitäten – zusätzlich zu den ungebrochen gültigen Finanzierungsvereinbarungen bis 2013 –, 100 Millionen € mehr für die thermische Sanierung, 40 Millionen € mehr für den Kassenstrukturfonds und 100 Millionen € mehr für die Forschung, inklusive der Umstellung der Forschungs­förderung und ihrer Anhebung von 8 auf 10 Prozent.

Das sind jährlich 400 Millionen mehr als zusätzliches Offensivpaket, weil diese Regie­rung gesagt hat: Zu einer erfolgreichen Konsolidierung gehört auch die Unterstützung des zarten Konjunkturpflänzchens.

Daher, sehr geehrte Damen und Herren, können Sie, glaube ich, im Sinne einer gedeihlichen wirtschaftlichen Entwicklung Österreichs in Zukunft diesem Budgetbegleit­gesetz und diesem Konsolidierungspaket Ihre Zustimmung geben. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

13.00


Vizepräsidentin Mag. Susanne Neuwirth: Zu Wort gelangt Herr Bundesminister Dr. Mitterlehner. – Bitte schön.

 


13.00.51

Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend Dr. Reinhold Mitterlehner: Frau Präsidentin! Frau Kollegin Schmied! Meine Herren Staatssekretäre! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf auch aus unserer Sicht, aus Sicht des zweiten Koalitionspartners, einige Worte sagen. Ich kann mich in weiten Bereichen durchaus dem anschließen, was Herr Staatssekretär Schieder gesagt hat. Ich möchte aber nicht den Eindruck entstehen lassen, dass, wenn ein Konsolidierungspaket beschrieben wird, auf der anderen Seite jemand da wäre, der sich Grauslichkeiten oder andere negative Dinge gewünscht hätte. Ich muss überhaupt dazu sagen, es sind aus meiner Sicht durchaus verträgliche Maßnahmen da, aber natürlich hätten auch wir uns gewünscht – wenn doch Weihnachten schon so nahe ist –, dass wir gar keine Kon­solidierungsmaßnahmen beschließen müssten.


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Aber das Problem in diesem Zusammenhang – es ist jetzt ausreichend geschildert worden – ist die Tatsache, dass wir eine Konjunkturkrise gehabt haben und dass wir im Interesse der Wirtschaft und im Interesse des Standortes entsprechende Gegenmaß­nahmen ergreifen mussten. Die Frage, was die automatischen Stabilisatoren anlangt, war nicht die, ob das richtig oder falsch ist – es war natürlich richtig –, sondern die Frage ist: Was kostet das? Im Jahr 2009 hat sich niemand in ganz Österreich die Frage gestellt, ob wir das machen sollen oder nicht, sondern alle haben gesagt, selbst­verständlich; teilweise geschieht es ja automatisch. Insgesamt sind für Bund und Län­der für die Bewältigung der Wirtschaftskrise Kosten von 12 Milliarden € entstanden.

Als es darum gegangen ist, die Krise zu bewältigen, ist natürlich etwas anderes einge­treten: Die Umverteilungsfragen sind angesprochen worden, denn niemand will offen­sichtlich bezahlen. Es gibt drei Möglichkeiten, das zu bezahlen. Die eine Möglichkeit ist Konjunkturwachstum. Wir liegen günstiger als andere Staaten, was wiederum eine Bestätigung dafür ist, dass die Maßnahmen richtig waren, aber wir liegen nicht so gut, dass, wie der alte Keynes das gerne gehabt hätte, alles über den Konjunkturzyklus refinanzierbar ist. Daher können Sie bei einem Konsolidierungsbudget nur zwei andere Maßnahmen treffen, die da heißen: Einsparungen auf der Ausgabenseite und Steuer­einnahmen. Dass wir jetzt eine Relation haben von über 60 Prozent im Bereich der Ausgaben und knapp mehr als 35 Prozent bei den neuen Einnahmen, bei den Steuer­erhöhungen, ist, finde ich, eine Konsolidierungsmaßnahme, die erklärbar und auch vertretbar ist.

Da kommt schon auch ein Geheimnis dazu – weil der Herr von der grünen Fraktion, der leider nicht mehr da ist (Bundesrätin Kerschbaum: Ich werde es ihm sagen!), dieses Zitat aus dem „Standard“ gebracht hat. (Bundesrätin Kerschbaum – auf die leeren ÖVP-Sitzplätze in der ersten Reihe hinweisend –: Da sind sehr viele nicht da, deshalb können Sie überhaupt sehen, dass mein Kollege nicht hier ist!) Aber er hat das in seinen Ausführungen angesprochen.

Ich glaube, dass uns das natürlich schon ein Problem in der Kommunikation nach außen bereitet, wenn jemand den großen Wurf erwartet, damit man aufgrund von Strukturreformen niemand leiden muss. Was meine ich damit? – Wenn Herr Aiginger – wie zitiert – sagt: Allein im Bereich der Fördermaßnahmen haben wir 15 Milliarden € und könnten uns in einem Jahr 900 Millionen und innerhalb von drei bis vier Jahren 3 bis 4 Milliarden einsparen!, so klingt das gut, ist aber nicht gut. Wenn Sie sich das nämlich genau anschauen, dann haben Sie folgendes Problem: Von den 15 Milliarden gehen rund zwei Drittel weg in den Bereich der Spitalsfinanzierung beispielsweise. Was die Bundesländer an die Spitäler als Abgangsdeckung zur Finanzierung zahlen, ist eine Unternehmensförderung. Das, was die einzelnen Bundesländer zahlen, an die Bundesbahnen zum Beispiel, wenn es um Nebenbahnen geht, ist eine Unternehmens­förderung. Somit fallen zwei Drittel von den 15 Milliarden weg, und es bleiben 5 Milliarden € tatsächliche Unternehmensförderung übrig. Wenn man das dann in Relation stellt und meint, dort spart man im ersten Jahr 900 Millionen, bei den anderen Teilen 3 bis 4 Milliarden, dann ist da irgendetwas falsch. Da braucht man ja vorher nicht mehr zu vergleichen und zu sagen: Der EU-Schnitt ist ...!

Ich würde sagen, die Vorstellung, dass wir mit einer Verwaltungsreform, mit einer Strukturreform – die wir brauchen, dazu bekenne ich mich – das große Geld hereinholen, das wir dann verteilen können, sodass wir niemanden belasten müssen, ist irgendwie eine sehr idealistische Vorstellung. Denn bei keinem der Konzepte – wenn Sie Herrn Aiginger danach fragen würden, was geändert wird –, bei keinem der Konzepte erwähnt er, was an Einsparung das Heeresspital Stammersdorf bringt, das man zusperrt. Das Heeresspital Stammersdorf ist immer das Beispiel für den Kranken­


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bereich und Gesundheitsbereich, das er bringt. Aber das ist Bundesheer-Angele­gen­heit, und das ist das Problem.

Daher aus meiner Sicht: Wir brauchen Strukturreformen. Aber dass diese die großen finanziellen Ersatzmöglichkeiten bieten, dass nichts passiert, das wird leider nicht der Fall sein.

Somit gleich zu einem weiteren Punkt, weil die Familien mehrfach angesprochen wor­den sind. – Glauben Sie, dass ich mir gewünscht habe, dass wir bei den Familien­ausgaben sparen und kürzen müssen? Sicher nicht! Die Problematik ist aber schon die, dass wir ein Bundesbudget haben, und im Rahmen des Bundesbudgets gibt es Ressortverantwortlichkeiten. Ich kann aufgrund meiner Ressortverantwortlichkeit für den Familienbereich nicht sagen, nein, wir wollen den FLAF jetzt nicht sanieren, denn wenn wir nicht gegensteuern, weist er im Jahr 2014 6 Milliarden Defizit aus. Ich kann nicht sagen, es ist mir egal, welches Defizit wir im FLAF haben, ich nehme das Geld für den Koralmtunnel (Bundesrat Mag. Klug: Ui, das wollen wir nicht hören!) – ich rede jetzt theoretisch, im Konjunktiv; ich komme auch gleich zu einem anderen Beispiel, das uns berührt – oder ich nehme das Geld für den Westring.

Man sollte auch den Zeitrahmen sehen. Wir reden vom Budget 2011. Und glauben Sie, die Budgetierung, die dort für den Westring vorgesehen ist, oder andere Maßnahmen, können in den Familienbereich transferiert werden?! Oder, wie andere gemeint haben: Schaffen Sie den Assistenzeinsatz im Burgenland oder in Niederösterreich ab und finanzieren Sie damit die Familien! – Das ist nicht möglich, budgettechnisch nicht, aber auch faktisch nicht. Sie haben das nicht gesagt, aber andere haben das gesagt.

Zur Sicherung der Leistungen des FLAF ist es notwendig, den FLAF zu sanieren. Was wir dort gemacht haben – es sind auch die Zahlen angesprochen worden –, das hat sich mittlerweile schon durchgesprochen. Wir haben in der Konjunkturkrise 940 Mil­lionen pro Jahr mehr für den Familienbereich aufgewendet als im Jahr 2008. Das Jahr 2008 war bekanntlich ein Jahr der Hochkonjunktur. Daher kann doch niemand sagen, dass, wenn wir jetzt von diesen 940 Millionen wieder in etwa im Schnitt 300 Mil­lionen zurückführen, das ein Anschlag auf das System insgesamt sei. Es ist unan­genehm, auch mir nicht angenehm, aber das System bleibt funktionsfähig, und damit liegen wir immer noch im Spitzenfeld innerhalb Europas, was die Familienförderung betrifft.

Diskutieren sollten wir aber über die Treffsicherheit des Systems, und da darf ich an (in Richtung FPÖ) Ihre Ausführungen anknüpfen, weil Sie Kärntner Beispiele gebracht haben. Sie haben als Beispiel gebracht, dass dort Förderungen gekürzt werden. Aus meiner Sicht ist das Problem eher ein anderes: dass wir zusätzlich zu den Bun­desförderungen teilweise noch Länderförderungen haben, die aber eigentlich vom Thema her den gleichen Inhalt haben. Wenn es neun Bundesländer gibt und in neun Bundesländern Kinder, dann sollte meiner Meinung nach doch jedes Kind gleich behandelt werden. Ich glaube, dass man auf dieser Basis mehr Treffsicherheit er­reichen könnte, wenn man die Leistungen bündelt. – Das ist eine Möglichkeit.

Ebenso – und das werden wir auch überprüfen – muss man Überlegungen hinsichtlich 26/24 Jahre anstellen. Es ist unangenehm, wenn wir die Altersgrenze herabsetzen müssen, aber schauen Sie sich den internationalen Vergleich an: Die Grenze liegt in etwa bei 19 Jahren.

Wenn gesagt wird, bei uns sei das System im Studienbereich anders, wir hätten zu wenig gute Plätze im Hochschulbereich und im Universitätsbereich, wo man dann auch die Prüfungen machen kann, so mag das durchaus stimmen. Da muss man das System ausbauen. Aber im Endeffekt ist trotzdem klar, dass die Familienförderung keine Studienförderung ist. Es kann mir auch niemand einreden, dass er in dem einen


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Jahr, das vielleicht noch in Betracht kommt, wirklich ein stärkeres Finanzie­rungs­problem hat als vorher, dass deswegen der Abschluss des Studiums gefährdet ist. Es ist durchaus zumutbar – die meisten, 70 Prozent arbeiten ohnehin –, vielleicht auch eine Finanzierung von Verwandten oder auf Kreditbasis in Anspruch zu nehmen, wenn es um den Abschluss oder Nicht-Abschluss geht. Im Endeffekt geht es ja nicht nur um die Einsparung für den Staat, sondern jeder erhöht für sich selbst auch seine ent­sprechenden Möglichkeiten und seinen Wert im gesamten Berufs- und Wirtschafts­system.

Im Gesamten gesehen: 900 000 Menschen und Betroffene werden überhaupt nicht beeinträchtigt. Wir haben 1,8 Millionen Bezieher von Förderungen, 900 000 werden de facto nicht beeinträchtigt.

Sie haben auch den Schulbereich angesprochen. Ich meine, es ist gut, wenn wir die 13. Familienbeihilfe, einmal 100 € zusätzlich für die 6- bis 15-Jährigen, aufrechter­halten können. Dann hat derjenige, der Kinder hat, die in die Schule gehen, überhaupt keine Beeinträchtigung, auch weil wir den Selbstbehalt für Schulbücher abgeschafft haben.

Alles in allem, glaube ich, ist das eine durchaus ausgewogene Vorgangsweise und kein Anschlag auf das System, sondern ein kleiner Schritt zurück, der für uns die Mög­lichkeit, nach vorne zu gehen, verbessert.

Daher, meine Damen und Herren: Ein Konsolidierungsbudget ist kein Wunsch­pro­gramm, macht uns aber im internationalen Vergleich deutlich – schauen Sie nach Portu­gal, schauen Sie nach Griechenland, schauen Sie nach Irland! –, dass wir wirt­schaftlich gut aufgestellt sind und auch im Rahmen unserer Sozial- und Förde­rungs­leistungen keinen internationalen Vergleich zu scheuen brauchen. – Danke schön. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

13.11


Vizepräsidentin Mag. Susanne Neuwirth: Bevor ich Herrn Bundesrat Krusche das Wort erteile, möchte ich Frau Ministerin Heinisch-Hosek ganz herzlich begrüßen und natürlich auch den Außenminister. Herzlich willkommen bei uns im Bundesrat! (Beifall bei SPÖ, ÖVP und FPÖ.)

Bitte, Herr Bundesrat Krusche.

 


13.11.14

Bundesrat Gerd Krusche (FPÖ, Steiermark): Hohes Präsidium! Frau Bundesminister! Meine Herren Minister und Staatssekretäre! Hohes Haus! Herr Kollege Klug, ich werde Ihnen nicht den Wunsch erfüllen und von einem Budget reden, das vor zehn Jahren hier das Haus passiert hat. Ich habe schon gemerkt, Sie sind mehr in der Vergan­genheit verhaftet. Das Gleiche hat man bei den Ausführungen von Frau Kollegin Blatnik erkennen können. Sie haben erzählt, was in Kärnten alles irgendwann einmal passiert ist, Sie haben darüber geredet, welche Chancen Sie versäumt haben, was Ihre Fraktion in diesem Budget alles nicht hat durchsetzen können. – Ich muss sagen, Gott sei Dank!

Sie scheinen eine gewisse Zukunftsangst zu haben, die durchaus nachvollziehbar ist, denn wahrscheinlich wissen Sie, dass Sie mit dieser Politik weiterhin Wähler verlieren werden. Deswegen fürchten Sie sich vor der Zukunft. Wir haben diese Sorge nicht. (Beifall bei der FPÖ.) Wir blicken in die Zukunft und reden von dem Budget, das für das nächste Jahr 2011 vorliegt. Vielleicht hätte ich Ihren Wunsch erfüllen können, hätten wir die Redezeitbeschränkung nicht, aber dafür habe ich nicht die Zeit.

Da Weihnachten ist, meine Damen und Herren, fange ich mit etwas Positivem an (Bundesrat Mag. Klug: Budget oder Weihnachten?) – Budget zu Weihnachten –, und


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das ist die nach CO2-Ausstoß gestaffelte Erhöhung der NoVA. Zu dieser Maßnahme kann man wahrscheinlich wirklich sagen, sie hat eine gewisse ökologische Berech­tigung. (Bundesrat Mag. Klug: Dann können Sie ja zustimmen!) – Ich kann leider nicht nur einem Teil zustimmen, das sollten Sie eigentlich wissen, Herr Kollege, Sie sind schon länger im Bundesrat als ich. Machen Sie vielleicht einmal einen Kurs über Geschäftsordnung! (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ. – Bundesrat Gruber: Da wäre ich vorsichtig! – Bundesrat Mag. Klug: Das war jetzt ein bisschen grenzwertig!)

Diese Abgabe ist wahrscheinlich auch sozial verträglich, weil sie die großen Fahr­zeuge, die SUVs und so weiter, belastet, die üblicherweise von Beziehern von höhe­rem Einkommen gefahren werden.

Somit sind wir mit dem Positivem bei all den Maßnahmen, die Sie uns unter dem Titel Ökologisierung verkaufen wollen, eigentlich schon am Ende.

Ich muss auch noch einmal auf die Flugabgabe zurückkommen, die mit Ökologisierung überhaupt nichts zu tun hat und die nicht nur die Urlauber und die Tourismusbranche belastet, sondern – Herr Staatssekretär Schieder ist jetzt nicht mehr hier, aber er hat vorhin darüber gesprochen – auch das „zarte Pflänzchen des Konjunkturwachstums“. Wir wissen, dass unser Aufschwung vom Export getragen wird. Der Großteil unseres Wachstums kommt durch den Export. Meine Damen und Herren, sind Sie wirklich so naiv, zu glauben, dass man im Export allein durch Telefonieren erfolgreich sein kann?! Man muss die Kunden sehr wohl betreuen, man muss sehr viel unterwegs sein. Diese Flugabgabe belastet die Wirtschaft, vor allem jene, die ohnehin schon die teuersten Tickets kaufen müssen, weil es eben meistens nicht möglich ist, langfristig zu buchen. Also auch das ist eine Maßnahme, die die Wirtschaft trifft.

Ich bin fertig mit der Flugabgabe und komme zur Mineralölsteuer, von der Sie behaup­ten, die Nachteile für die Pendler werden durch die Erhöhung des Absetzbetrages, der Pendlerpauschale ausgeglichen. Ganz so ist es nicht, von den ungefähr 1,8 Millionen Pendlern verdient etwa nur die Hälfte genug, um die Ausgaben überhaupt absetzen zu können. Die anderen schauen durch die Finger, sie bleiben auf dieser Erhöhung sitzen, und das sind genau jene, die am wenigsten verdienen. Von wegen sozial ausgewogen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

Aber das belastet natürlich nicht nur die Pendler, sondern das belastet auch die Familien, und zwar speziell jene, die der Strategie der Raumordnungspolitik in den letzten Jahren und Jahrzehnten gefolgt sind und sich im Speckgürtel rund um die Städte angesiedelt haben, die meistens eine ganz schlechte Anbindung an den öffen­lichen Personennahverkehr haben, die also oft gezwungen sind, Zweitautos zu haben, die ihre Kinder in den Kindergarten, in die Schule, zum Turnunterricht, zum Sport, in den Musikunterricht, zu Freizeitveranstaltungen und so weiter bringen müssen. Diese Familien bleiben auf diesen Kosten sitzen.

Man hat bei diesem Budget überhaupt ein bisschen den Eindruck, dass – so wie üblicherweise in der Vergangenheit – nicht nur die Autofahrer die Melkkuh der Nation sind, sondern Sie haben es geschafft, auch die Familien zur Melkkuh der Nation zu machen.

Natürlich werden auch all jene belastet, die überhaupt kein Auto besitzen, denn was wird geschehen? – Die Transportwirtschaft wird diese Erhöhung nicht schlucken kön­nen, vor allem nicht in der Nahversorgung, nicht bei den Zustelldiensten, es wird alles teurer werden. Schlussendlich haben Sie damit eine Massensteuer eingeführt. Sie hätten genauso gut die Mehrwertsteuer anheben können, das hätte wahrscheinlich denselben Effekt, nur etwas direkter. Sie heizen mit dieser Maßnahme die Inflation an, aber ich habe den leisen Verdacht, dass das gar nicht so unbeabsichtigt ist, denn auch


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mehr Inflation trägt ein bisschen dazu bei, den Schuldenberg abzutragen. Vielleicht ist das Ihr Hintergedanke, die kleinen Sparer sind Ihnen wahrscheinlich ohnehin egal.

Aber es gibt nicht nur neue Belastungen und Steuern, es wird auch gespart – leider ist Frau Bundesminister Bures nicht mehr hier –, man spart auch beim Straßenbau. Man spart zum Beispiel – für mich als Steirer bedauerlich – bei der S 36 im Murtal. Man sagt einfach, es gibt sie nicht mehr, das wird eine Bundesstraße. Man lässt somit eine der unfallträchtigsten und gefährlichsten Straßenstücke nicht nur der Steiermark, sondern ganz Österreichs in einem untragbaren Zustand, in einem schlechten Ausbauzustand. Erst vor wenigen Tagen hat es genau in diesem Abschnitt wieder einen Unfall mit töd­lichem Ausgang gegeben. Es ist grob fahrlässig, die bereits genehmigten und ver­gabereifen Abschnitte in der Schublade verschwinden zu lassen und wieder bei null anzufangen. (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Mag. Klug: Das passiert ja nicht! Das ist auch falsch!)

Aber man spart auch bei anderen Dingen. Man spart bei der Sicherheit. Das Budget­begleitgesetz umfasst auch eine Änderung des Tunnelsicherheitsgesetzes, die so klammheimlich die Herstellung der Mindestanforderungen an die Sicherheit – wie es im Gesetzestext wörtlich heißt – nach den EU-Richtlinien für all jene Tunnel, die nicht zu den transeuropäischen Netzen gehören, vom Jahr 2019 auf das Jahr 2029 erstreckt. Davon sind bei Gott nicht nur irgendwelche Pimperltunnel betroffen, sondern – die Kollegen aus Tirol werden es vielleicht wissen – davon betroffen ist zum Beispiel der Landecker-Tunnel, der bei 7 Kilometern Länge, einröhrig, keinen einzigen Fluchtweg aufweist, der auch auf einer Transitstrecke liegt, der auch durch Lkw-Verkehr belastet ist, und jeder weiß um die Gefährlichkeit von einröhrigen Straßentunneln.

Und hier sagt man, da können wir noch 19 Jahre warten, bis wir dort eine Verbes­serung der Sicherheitssituation herstellen. Das ist grob fahrlässig! Aber es gibt ja noch andere: den Felbertauerntunnel mit über fünf Kilometern Länge, einen Lermooser Tunnel mit über 3 Kilometern Länge et cetera. (Bundesrat Mag. Klug: Sagen Sie jetzt etwas zur Bankenabgabe?) Die Bankenabgabe hat mit dem Tunnel relativ wenig zu tun.

Aber weil wir schon beim Sparen sind: Es wird ja auch bei der Gesundheit gespart, die Mittel für den Krankenkassenstrukturfonds werden von 100 auf 40 Millionen gekürzt. Hier habe ich schon die Angst, dass diese Kürzung nicht nur mit dem Hintergedanken gemacht wird, die Kassen zu Strukturreformen zu zwingen, sondern schlicht und einfach aus budgetären Zwängen erfolgt, denn Ansätze zu einer Gesundheitsreform finden wir in diesem Budget und in den Begleitgesetzen dazu nirgends. (Bundesrat Mag. Klug: Eure Reformen kennen wir eh! Eure Gesundheitsreformen kennen wir!)

Unter dem Titel Gesundheit wird ja auch die bekannte Sache mit dem Ernährungs­sicherheitsbeitrag gemacht, wo die Kosten für die Kontrolle zum Beispiel im Lebens­mittelhandel auf den Unternehmer abgewälzt werden. Auch eine sehr „unter­nehmer­freundliche“ Maßnahme, muss man wirklich sagen. Es wird wahrscheinlich auch dies wieder zu einer Verteuerung führen und schlussendlich die Konsumenten treffen.

Ich warte schon darauf, beim nächsten Budget wird wahrscheinlich der Vorschlag kommen, dass alle Autofahrer eine Abgabe für die Geschwindigkeitskontrollen mit Radar zahlen sollen, denn diese kosten ja auch etwas. Da könnten Sie also auch noch eine Abgabe einführen. (Bundesrat Todt: Das ist eine gute Idee! Das ist mir noch nie eingefallen!) Ihrer Phantasie, glaube ich, sind da leider wenig Grenzen gesetzt. Vielleicht greifen Sie es gleich auf, man weiß es ja nicht.

Gespart wird aber auch in anderen ganz wesentlichen Bereichen. Es ist der Stipen­dienbereich heute bereits angezogen worden, aber man spart generell im Universitäts­bereich. Man lässt die Vorziehprofessuren auslaufen. Bereits 2009 sind 124 Studenten


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auf einen Professor gekommen. Mit dieser Maßnahme wird man diese Situation weiter verschlechtern.

Man kürzt die Förderungen für die Studentenheime. Auch wieder so eine „soziale“ Maßnahme, denn was wird die Folge sein? – Die Mieten werden steigen und so wieder die Studenten belastet.

Man realisiert keine Großbauvorhaben. Das ist ja besonders gescheit. Wir wissen ohnehin, dass wir zu wenig Platz auf den Universitäten haben, dass sie teilweise aus allen Nähten platzen. Sie sagen immer, wir haben eine zu geringe Akademikerquote, wir wollen sie anheben – aber wir haben ja gar nicht die Plätze dafür. Das noch in An­betracht der Tatsache, dass wir uns gewärtig sein müssen, dass vor allen in den nächsten Studienjahren erhöhter Andrang aus Deutschland auf uns zukommt, weil dort die Gymnasialzeit um ein Jahr verkürzt worden ist, was jetzt zu greifen beginnt. Also damit verschlechtert man gezielt wieder die Situation der Studierenden. (Bundesrat Mag. Klug: Haben Sie auch noch etwas zur Bankenabgabe?)

Das waren nur einige Beispiele, und ich möchte Ihnen abschließend noch vorlesen, was als Ziel dieses Begleitgesetzes im Ausschussbericht steht: „Ziel dieser Anpas­sungen“ des ganzen Gesetzeskonvolutes „ist es, unter Wahrung des gesamtwirt­schaftlichen Gleichgewichts einen nachhaltigen und zukunftsorientierten Staatshaus­halt sicherzustellen.“

Seien wir froh, dass dieser Budgetentwurf keinem PISA-Test unterliegt. Er würde kläglich scheitern. (Bundesrat Schennach: Ihre verkehrspolitischen Aussagen auch! – Heiterkeit bei der SPÖ.) Ja, ich weiß schon, dass die Verkehrspolitik von Grünen und solchen, die es einmal waren, sehr ... (Bundesrat Schennach: Sie haben noch nie etwas gehört von dem Tunnel! Sie wissen nicht, dass das am Anfang einer Passstraße ist, wo vorher eine Landstraße ist und nachher eine Landstraße ist! Da wollen Sie ...!) – Von welchem Tunnel reden Sie, bitte? (Bundesrat Schennach: Vom Lermooser Tunnel haben Sie gerade erzählt!) Das ist eine Transitstrecke, Herr Kollege! (Bun­desrat Schennach: Wissen Sie, wenn Sie dort zwei Tunnel machen, was das bedeu­tet?) Das heißt noch lange nicht, dass man einen zweiten Tunnel machen muss.

Sie kennen sich nicht aus, Herr Kollege! Sie kennen sich nicht aus! Es gibt Begleit­stollen mit Fluchtwegen, alles Mögliche. Wenn man die Sicherheit verbessern will, heißt das nicht automatisch, dass man eine zweite Röhre bauen muss. (Bundesrat Schennach: Die hat er, der Lermooser Tunnel! Die hat er!) Tun Sie sich einmal erkundigen! Ich gebe Ihnen gern ein Privatissimum, Herr Kollege Schennach. Da erzähle ich Ihnen dann etwas über den Tunnelbau und über die Sicherheit.

Wenn Sie vorher gesagt haben, auch die Minister und der Herr Kollege, der jetzt nicht mehr hier ist, wir haben ein relatives Wirtschaftswachstum, das im Vergleich zur EU sehr gut ist, dann muss ich sagen, wir haben dieses Wirtschaftswachstum nicht wegen der Regierung, sondern trotz dieser Regierung! (Beifall bei der FPÖ.) Und das haben wir den arbeitenden Menschen in diesem Land zu verdanken, aber genau die belasten Sie mit diesem Budget wieder. (Bundesrat Mag. Klug: Jetzt haben wir die Qualität von euren Leuten im Nationalrat da herinnen!)

Und die Strukturreformen, die der Herr Bundesminister vorher angesprochen hat und von denen er gesagt hat, die seien notwendig, wo spiegeln sich denn die wider? – Nirgends! Also alles ein Wunschkonzert, umgesetzt wird gar nichts.

Einige der Vorredner haben gesagt, was sie alles gerne hätten. Aber wir reden hier nicht über das, was sich der Einzelne wünscht, sondern über das, was hier vorliegt, und das ist inhaltslos, leer und belastend. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

13.26



BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 45

Vizepräsidentin Mag. Susanne Neuwirth: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Kainz. – Bitte.

 


13.26.34

Bundesrat Christoph Kainz (ÖVP, Niederösterreich): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Bundesminister! Geschätzte Herren Staatssekretäre! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die blaue Tunnelrede des Kollegen Krusche aus der Steiermark war eine typische Oppositionsrede: alles kritisiert, nur geraunzt, alles besser gewusst, kein einziger Gegenvorschlag. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Gratu­liere! Das ist nicht unsere Art, Politik für dieses Land zu machen! (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir beschäftigen uns heute mit den Budget­begleitgesetzen. Und wenn man die Budgetbegleitgesetze diskutiert, kann man nicht anders, als natürlich auch das Budget mit zu beleuchten. Das Budget ist die in Zahlen gegossene Politik, und durch die Budgetbegleitgesetze werden dieses Zahlenwerk und der Politikzugang letztendlich in eine Gesetzesmaterie verwandelt und umgesetzt.

Diese Budgetbegleitgesetze – es sind ja eine ganze Menge – wurden in den letzten Tagen sehr intensiv im Nationalrat diskutiert und in der öffentlichen Berichterstattung sehr prominent positioniert. Ich denke, dass die Bevölkerung sehr wohl weiß, unter welchen Voraussetzungen wir uns dieser Diskussion stellen und unter welchen Rahmenbedingungen wir uns dieser Thematik widmen. Ich orte schon ein gewisses Verständnis in der Bevölkerung, weil die Bevölkerung sehr wohl weiß, dass es nicht die einfachsten Jahre waren, die hinter uns liegen, und dass das Jahr 2011 zweifellos auch ein besonders herausforderndes Jahr für die Republik sein wird.

Ich glaube, allen Politikern, vom Bund über die Länder bis hin zu den Gemeinden, ist in der jetzigen Situation eines vollkommen klar: Das Budget 2011 und die daraus folgen­den Budgetbegleitgesetze für das Jahr 2011 sind vom Spargedanken geprägt. Und ich meine, die Politik ist gut beraten, wenn sie diesen Spargedanken auch umsetzt, weil das die wichtigste Voraussetzung schafft, diesen Schuldenrucksack für unsere Kinder nicht noch größer zu machen.

Die Ausgangssituation für dieses Budget 2011 und die Budgetbegleitgesetze – das haben schon meine Vorrednerinnen und Vorredner gesagt, das haben alle richtig erkannt, das muss man ganz ehrlich wertschätzend sagen – war die größte Finanz- und Wirtschaftskrise seit Ende des Zweiten Weltkrieges.

Ich habe die Ausführungen so mancher Rednerinnen und Redner, gerade auch von den Oppositionsparteien, mit großem Interesse verfolgt, gebe ich zu und möchte ich wertschätzend sagen, und bin mir dabei ein bisschen in die siebziger Jahre zurück­versetzt vorgekommen, als uns Bundeskanzler Kreisky auch immer vorgeschwärmt hat, Österreich sei die Insel der Seligen. – Ja, uns geht es gut, aber wir sind heute in einem globalen Europa, einem System, wo wir uns zwar mit hervorragender Arbeit und viel Engagement sehr, sehr gut schlagen, aber letztendlich ist das Umfeld die Basis für unsere Maßnahmen und die Art, wie wir versuchen, diese Probleme zu lösen.

2008 und 2009 waren schwierige Jahre, und das Jahr 2010 war ein herausforderndes Jahr für Österreich, auch für die Bundesländer und die Gemeinden. Ich denke, wir sollten, bevor wir uns der inhaltlichen Diskussion stellen, kurz innehalten und einen Vergleich anstellen: Wie steht denn Österreich da in Bezug auf die Staatsver­schuldung? Wie steht denn Österreich da in Bezug auf das Wirtschaftswachstum? Wie steht denn Österreich da in Bezug auf zwei Parameter, die uns und die Menschen in diesem Land wirklich betreffen, nämlich was die Arbeitslosigkeit und ganz besonders die Jugendarbeitslosigkeit betrifft? Das sind Parameter, das ist eine Ausgangsposition, die uns stolz auf dieses Land machen sollte.


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Wenn ich mir die wirklich wichtigen wirtschaftlichen Eckdaten im Vergleich zur Europäischen Union anschaue und sehe, dass wir ein reales Wirtschaftswachstum haben, obwohl allesamt ein Minus vorne haben, wir uns im Vergleich und im Ranking der europäischen Länder hervorragend schlagen, so ist das kein Zufall, meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn wir Österreicherinnen und Österreicher im Sport – ich gebe zu, insbesondere im Wintersport – erfolgreich sind, dann ist das nicht des­halb, weil wir hohe Berge haben. Das ist eine durchaus wichtige Voraussetzung, die wir haben, aber entscheidend ist, dass wir diese Voraussetzung optimal nutzen. Die nutzen wir im Schisport optimal, und die haben wir mit dieser Bundesregierung und den politischen Rahmenbedingungen, die wir geschaffen haben, auch optimal genutzt.

Es kann ja kein Zufall sein, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass das reale Wirtschaftswachstum in der Eurozone minus 4,2 Prozent, unseres minus 3,9 Prozent beträgt. Es kann kein Zufall sein, dass der öffentliche Schuldenstand in der Eurozone 79 Prozent und bei uns 66,5 Prozent ausmacht; Deutschland weist 73,2 Prozent aus und Italien 115,8 Prozent.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, dieser Vergleich macht uns sicher!

Ein zweiter Bereich – ich habe ihn schon angesprochen – ist die Arbeitslosenquote. Ich denke, dass es eine der wichtigsten Aufgaben ist, auch dieser Bundesregierung, Beschäftigung zu schaffen und Leute in Beschäftigung zu halten. Das ist doch etwas, hinsichtlich dessen wir alle in diesem Hohen Haus einer Meinung sind, nämlich dass die Sicherheit am Arbeitsplatz, neben vielen anderen Bereichen, soziale Sicherheit, innere Sicherheit, etwas ist, wovon jeder Einzelne direkt betroffen ist. Hier gute Daten zu haben ist doch wahrscheinlich auch von euch das erklärte Ziel. (Bundesrätin Michalke: Aber das macht doch die Wirtschaft, doch nicht die Politik! Die Politik hat noch nie einen Arbeitsplatz geschaffen!)

Ich nehme nur die aktuelle Arbeitsmarktlage Österreichs vom November 2010 her: Arbeitslosenquote: 4,8 Prozent. Seien wir doch stolz darauf! Ich weiß schon, dass die Österreicher und vor allem die Wiener gerne raunzen, aber raunzen wir doch nicht über Dinge, auf die wir stolz sein sollten! Wir sollten stolz darauf sein, dass wir dies­bezüglich innerhalb der Europäischen Union an zweitvorderster Stelle liegen! Ein Stockerlplatz ist doch etwas Schönes! Eine Arbeitslosenquote von 4,8 Prozent, und das in sehr schwierigen Jahren, mit über 3,4 Millionen Beschäftigten. Ein Satz, der da alles auf den Punkt bringt: Der Vergleich macht uns sicher! (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte an dieser Stelle ein Thema an­sprechen, das auch in dem Budgetbegleitgesetz behandelt wird, wo wir auch Probleme lösen müssen und auch erste Maßnahmen und Schritte gesetzt haben, nämlich den ganzen Bereich der Pensionsversicherung. Der Bundesbeitrag zu den Pensionen steigt von 7,8 Milliarden € im Jahr 2010 auf 8,6 Milliarden € im Jahr 2011. Ich denke, dass die Pensionsanpassung mit 1,2 Prozent bis 2 000 € und dann auslaufend bis 2 300 € sozial gerechtfertigt und verträglich ist.

Der Hauptgrund für den steigenden Bundesbeitrag – das ist uns auch allen bewusst und klar – ist, dass die Menschen insgesamt zu früh in Pension gehen. Und der zweite Grund ist zweifellos der Beschluss, der in der Nationalratssitzung im Jahr 2008 gefasst wurde, wonach die Hacklerregelung verlängert wurde, die Gratiszeiten hineingenom­men wurden, was in diesem Bereich zu einer Kostenexplosion geführt hat. Dem wirkt man jetzt entgegen mit einer Änderung beim Nachkauf von Ersatzzeiten bis ins Jahr 2013. Ich glaube, das ist sozial gerechtfertigt und da ist auch Berechenbarkeit gegeben. Aber das Ziel muss letztendlich sein, alle Systeme auf ASVG-Niveau anzu­gleichen.


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Ich möchte, bevor ich inhaltlich auf die Budgetbegleitgesetze eingehe, noch einen europäischen Vergleich bewusst aufnehmen, weil im Bereich des Arbeitsmarkts vor allem die Jugendarbeitslosigkeit etwas ist, was uns allen, glaube ich, ein besonderes Anliegen ist und für uns alle eine besondere Herausforderung darstellt.

Gerade dieses Budget ist ein Budget der Generationengerechtigkeit und zeigt, dass wir nicht Schulden auf Kosten der nächsten Generation machen wollen.

Wenn wir uns jetzt den Vergleich im Bereich Jugendarbeitslosigkeit anschauen, so haben wir es hier zwar „nur“ auf den dritten Stockerlplatz geschafft innerhalb der Euro­päischen Union, aber wir liegen da ganz weit vor dem Durchschnitt der EU-27. Auch hier gilt, meine Damen und Herren: Der Vergleich macht uns sicher!

Und der Vergleich macht uns sicher, wenn wir uns anschauen, wie Österreich heute dasteht. Der Vergleich macht uns sicher, wenn wir uns das europäische Ranking in den verschiedenen Bereichen anschauen. Und der Vergleich macht uns auch sicher, wenn wir uns anschauen, welche Maßnahmen wir, welche Maßnahmen die Bundes­regierung in den letzten Jahren bewusst gesetzt hat. Ich erwähne nur die Erhöhung der AMS-Mittel, die Kurzarbeit, Konjunkturprogramme und vieles mehr. Diese Maßnahmen sind sozusagen nicht zufällig passiert, sondern hat diese Bundesregierung ganz gezielt gesetzt, um dieser Krise entgegenzuwirken. Ich denke, dass diese Zahlen eine sehr deutliche Sprache sprechen.

Wir stehen jetzt, meine sehr geehrten Damen und Herren, an einer Wegkreuzung, an einer Weggabelung, wo wir uns entscheiden müssen: Gehen wir in Richtung Neuver­schuldung, ist uns das wurscht in Bezug auf die nächsten Generationen, oder gehen wir einen Weg des Schuldenabbaus, einen Weg der sozialen Gerechtigkeit, einen Weg, wo jeder in diesem Land – ich sage bewusst: jeder in diesem Land – einen Bei­trag zum Budget und zur Budgetkonsolidierung zu leisten hat?

Ich gebe schon zu, dass wir in diese Richtung viele, viele Schritte gesetzt haben und dass wir mit diesen Budgetbegleitgesetzen nicht mit dem Füllhorn durch das Land ziehen. Aber das haben wir schon im Vorfeld gewusst, und das war uns auch klar. Die Herausforderung war ja, unter den bestehenden finanziellen Rahmenbedingungen das Beste für die Menschen zu machen. Ich weiß schon, der Standort bestimmt den Standpunkt, und jeder sieht es ein bisschen anders. Ich kenne auch die klare Aufgabe einer Oppositionspartei und die klare Aufgabe einer Regierungspartei: Die Oppo­sitions­partei bemüht sich, mag sein, die Regierungspartei bemüht sich noch mehr und muss das Gesamte im Auge behalten. Und das ist das, was wir machen, und ich glaube, dass wir mit unserem Vizekanzler und Bundesminister für Finanzen Josef Pröll einen Partner für unsere Bürger in diesem Land haben, der genau diese Aufgabe, der Ver­ant­wortung für Österreich wahrnimmt, denn Verantwortung für Österreich wahr­zunehmen heißt, anzupacken, wo es notwendig ist, und nicht, sich wegzudrücken, wo es schwierig ist, meine sehr geehrten Damen und Herren!

Ich möchte auch noch darauf eingehen, dass das Budget und der Haushaltsplan wesentlich davon geprägt sein sollen, dass wir nicht auf Kosten der Jugend und der Enkelkinder Schulden aufbauen. Das ist ein Rucksack, mit dem ich niemanden in die Welt schicken möchte. Und das ist ein Rucksack, den ich auch niemandem mitgeben möchte. Verantwortungsvolle Politik zeichnet aus, dass wir die nachfolgenden Gene­rationen entlasten, dass wir einerseits mit dem Erbe, das wir übernommen haben, verantwortungsvoll umgehen, aber zum anderen den Nachkommen keinen Rucksack umhängen, der so groß ist, dass sie gleich in die Knie gehen und sozusagen eingehen. Ich denke, dass wir mit diesen Maßnahmen die richtigen Schritte setzen.

Der erste Schritt war der Beschluss des Bundesfinanzrahmengesetzes, wo auch die Ministerien intern ihre Möglichkeiten, ihre Einsparungspotentiale genutzt haben. Es war


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für uns immer klar, dass wir beim Budget 2011 zuallererst ausgabenseitig die Haus­aufgaben angehen müssen. Und das haben wir auch getan. Ich denke, mit dem Bundes­finanzrahmengesetz haben wir die Voraussetzungen geschaffen, dass das Verhältnis bei 60 : 40 liegt: 60 Prozent werden ausgabenseitig, 40 Prozent einnahmen­seitig hereingebracht.

Und auch da macht uns der Vergleich sicher, wenn der „Standard“ vom 12. Dezember schreibt, dass das Wehklagen in Österreich sehr moderat ausfällt und im Vergleich zu Budgets anderer europäischer Länder eigentlich nicht gerechtfertigt ist.

Das Zahlenwerk spricht für sich: Die Entwicklung des Maastricht-Defizits geht hinunter von derzeit 4,5 Prozent auf 2,2 Prozent bis 2014. Und das ist auch entscheidend, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass wir eine verlässliche, berechenbare Budgetpolitik machen, dass wir nicht nur das Budget 2011 jetzt beschließen, sondern bei unseren Maßnahmen auch den Finanzrahmen bis 2014 im Auge behalten. Ich glaube, es ist wichtig, dass in diesem Bereich Berechenbarkeit und Kalkulierbarkeit vorhanden sind.

Das gilt auch für die Entwicklung der Staatsschulden. Ja, es stimmt, die Schuldenquote ist sehr, sehr hoch  derzeit 71,3 Prozent. Aber 2014 brechen wir , ändert sich das, und dann geht es bergab. (Bundesrat Krusche: Das ist zu befürchten, ja!) Ich denke, es ist gut und richtig, dass wir angesichts dieser hohen Staatsverschuldung versuchen, den Rucksack möglichst klein zu halten, den die nachfolgenden Generationen übernehmen müssen. Deshalb halte ich 60 : 40 für einen guten Ansatz, auch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, die das Budget hauptsächlich einnah­men­seitig konsolidieren. Das ist nicht der richtige Zugang, und diesen Weg gehen wir nicht.

Wenn ich mir andere Länder anschaue, die hauptsächlich ausgabenseitig konsolidie­ren, sparen, dann warne ich auch davor. Der Hund liegt ja bekanntlich im Detail, und ausgabenseitig zu sparen heißt letztendlich auch, Förderungen zu kürzen, heißt, Zuwendungen des Staates für die Bürger zu kürzen, und das ist zweifellos auch nicht der richtige Weg.

Insgesamt glaube ich, mit all den einnahmenseitigen Möglichkeiten, nämlich Kapital und Stiftungen, auch Ökologisierung, Gesundheitssystem und Betrugsbekämpfungs­paket, ist das ein gutes Budget.

Ich möchte jetzt inhaltlich auf zwei Themen zu sprechen kommen. Weil auch der Familienbereich angesprochen wird: Natürlich, die Österreichische Volkspartei ist die Familienpartei in diesem Land, und ich sage euch, warum: weil wir immer noch über dem OECD-Schnitt liegen und weil wir in Österreich Familienleistungen haben, die es in anderen Ländern nicht gibt.

Ja, es stimmt, das gestehe ich durchaus ein: Wir sind zurzeit in der Situation, ein bisschen zurückfahren zu müssen. Das müssen wir tun, aber im Sinne des gesamten Systems. Ich denke, dass wir trotzdem unsere Familienleistungen nachhaltig sichern, dass wir auch die 13. Familienbeihilfe nach wie vor aufrechterhalten, nämlich in Form eines mit 100 € pauschalierten Familienbeitrages.

Auch dazu möchte ich sagen, dass wir über den Familienleistungen des Jahres 2008 liegen, und ich denke, dass gerade angesichts der Überschuldung des Familienlasten­aus­gleichsfonds diese notwendigen Maßnahmen zweifellos gerechtfertigt sind.

Ich möchte schließlich nur noch das Thema Überblick über die Familienleistungen in Österreich erwähnen. Der Vergleich, meine sehr geehrten Damen und Herren, macht uns sicher, auch in diesem Punkt. Warum? – Wir liegen in Österreich mit den Familien­leistungen auf einem ganz, ganz hohen europäischen Niveau, und die Familienleis­


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tungen der Länder kommen noch hinzu. Ich denke, dass wir in puncto Familienförde­rungsmaßnahmen sehr gut liegen, und wir geben diesem Budget auch aus diesem Grund sehr gerne die Zustimmung.

Meine Damen und Herren, mir liegt auch der Bereich Inneres am Herzen. Innere Sicherheit ist etwas, was die Lebensgrundlagen der Österreicherinnen und Öster­reicher massiv beeinflusst und was sie sich auch wünschen. In der Prioritätenliste steht Sicherheit bei den Bürgern ganz, ganz oben, und entsprechend wird das Sicher­heitsbudget letztendlich ein Plus enthalten.

Zum Abschluss möchte ich noch auf das Thema parlamentarische Mitarbeiter einge­hen. Auch diesbezüglich haben wir einen Gesetzesbeschluss zu fassen. Es gibt eine gering­fügige, aber wichtige Änderung, dass zukünftig auch die Anfahrtskosten und die Aufwendungen abzusetzen sind. Parlamentarische Mitarbeiter haben ja leider nur die Mandatare des Nationalrates. Ich glaube, diesbezüglich wäre eine Veränderung zu diskutieren. Da ich sechs Jahre lang Nationalratsabgeordneter sein durfte, weiß ich, wie engagiert diese Leute arbeiten. Wenn ich allein meinen parlamentarischen Mit­arbeiter, Peter Artner, hernehme, der vom Ansprechpartner über den Büroleiter bis zum Pressereferenten alles war, dann ist das, muss ich sagen, ein richtiger Ansatz.

Alles in allem, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist das also ein Budget, dem wir gerne die Zustimmung geben, ein Budget, durch das Österreich weiter auf der Überholspur bleibt, ein Budget, bei dem vor allem die Österreicherinnen und Öster­reicher mit dabei, im Blickfeld, im Zentrum unserer Politik sind. Alles Gute! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

13.44


Vizepräsidentin Mag. Susanne Neuwirth: Bevor ich der nächsten Rednerin das Wort erteile, begrüße ich ganz herzlich die inzwischen eingetroffenen Minister und Staatssekretäre bei uns im Bundesrat. Herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.)

Nächste Rednerin ist Frau Bundesrätin Kerschbaum. – Bitte.

 


13.44.45

Bundesrätin Elisabeth Kerschbaum (Grüne, Niederösterreich): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren – ich mache das jetzt kurz – auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich habe im Laufe der jetzigen Diskussion manchmal den Eindruck bekommen, es reden nicht alle vom selben Budget. (Bundesrat Mag. Klug: Den Eindruck haben wir auch gehabt, ja! Staatssekretär Dr. Ostermayer: Das stimmt!) Den Eindruck habe ich sehr wohl.

Von der einen Seite (die Rednerin weist in Richtung ÖVP) habe ich immer gehört, der Herr Vizekanzler und Finanzminister habe ein supertolles Budget gemacht, mehr oder weniger ganz allein – mit ein bisschen Unterstützung von den anderen Regierungs­mitgliedern, aber großteils habe er es ganz allein gemacht –, und es sei ein wichtiger und richtiger Schritt in Richtung Leistungsgerechtigkeit.

Von der anderen Seite (die Rednerin weist in Richtung SPÖ) habe ich gehört, dass es da schon Schritte gibt, die die Handschrift der SPÖ tragen, und es gehe schon ein bisschen in Richtung Verteilungsgerechtigkeit.

Der Schritt in Richtung Verteilungsgerechtigkeit ist jedenfalls kein besonders großer, das ist ohnehin von den RednerInnen unterschiedlich bewertet worden. Ich würde sagen, das ist ungefähr wie ein Quantensprung. Der wird ja meistens auch in seiner Weite überschätzt und bewegt sich eher im unteren Millimeterbereich. Ich habe den Eindruck, die Handschrift, die ihr von der SPÖ da hinterlassen habt – tut mir leid! –, bewegt sich auch in dieser Größenordnung. (Bundesrat Mag. Klug: Quantensprung ist auch okay!) Ja, weil ihn die meisten nicht verstehen.


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Zur ÖVP und zu der von euch so oft erwähnten Leistungsgerechtigkeit möchte ich noch sagen: Ich wundere mich schon, warum ihr immer so viel Wert auf Leistungs­gerechtigkeit legt, wenn auf der anderen Seite genau ihr diejenigen seid, die jegliche Vermögensbesteuerung immer wieder ablehnen – durch die Bank! (Bundesrätin Diesner-Wais: Leistungen ...!) Ja, die Leistungen, aber zumindest den Vermögens­zuwachs könnte man doch gleich hoch besteuern wie die Leistung, die durch kör­perliche Arbeit erbracht wird. Zumindest das könnte man von euch erwarten, wenn man schon von Leistung reden möchte.

Im Übrigen würde ich mir schon wünschen, dass nicht immer nur davon die Rede ist, dass jene Leute Steuern zahlen, die wirtschaften oder arbeiten. Es gibt auch Steuern, die alle zahlen, auch jene, die keine Einkommensteuer zahlen, weil sie zu wenig Einkommen haben. Diese Menschen zahlen trotzdem Umsatzsteuer, sie zahlen trotzdem Mineralölsteuer und sonstige Abgaben. (Zwischenruf des Bundesrates Hensler.) Also da gibt es schon auch etwas, was diese zum Allgemeinwohl beitragen.

Weil die ÖVP heute – ich weiß nicht, wie oft – erwähnt hat, dass sie keine neuen Schulden aufbauen will: Ich glaube, niemand hier sagt, dass er neue Schulden aufbauen möchte, sondern es geht einfach um die Struktur und um die Frage, woher ich es nehme und wohin ich es gebe. Woher ich es nehme, ist meiner Meinung nach in erster Linie eine ideologische Frage. Und gerade da möchte ich noch einmal auf die Vermögensteuer hinweisen, die mir nach wie vor – leider, trotz deines Hinweises auf den Quantensprung und auf eure Handschrift! – in diesem Budget fehlt. (Beifall bei den Grünen. Bundesrat Mag. Klug: Kommt!)

Kollege Kainz hat kurz erwähnt, dass die Bevölkerung verstehe, warum man jetzt sparen muss. Ich glaube, dass die Bevölkerung Budgetmaßnahmen sehr wohl ver­stehen würde, wenn sie sie auch wirklich verständlich serviert bekäme. (Zwischenruf des Bundesrates Kainz.)

Ich kann Ihnen nur Folgendes erläutern: Ich hatte vor Kurzem eine Diskussion in einem Internetforum, wo mich jemand gefragt hat, wie das eigentlich mit dem Gemeinde­budget, dem Landesbudget und dem Bundesbudget ist. Was steht da drinnen? – Das Gemeindebudget habe ich geschickt, das ist relativ einfach, das bekommt man von der Stadtgemeinde.

Zum Bundesbudget kann man jemandem natürlich einen Link schicken, aber ob der es dann versteht, ist eine andere Frage. (Zwischenbemerkung von Vizekanzler Dipl.-Ing. Pröll.Ja, aber ich glaube nicht, dass man dem Otto Normalbürger dieses Bud­get aufgrund der Unterlagen, die im Internet existieren, ernsthaft erläutern kann. Herr Minister, wenn Sie das zusammenbringen, alle Achtung.  Ich glaube es nicht, aber wir gehen einmal ins Wirtshaus, und dann zeigen Sie es mir, ja? – Bitte. (Ironische Heiterkeit bei ÖVP und SPÖ. Bundesrat Stadler: Das war eine richtige Einladung! Zwischenrufe bei der ÖVP.) Dieses Budget ist nicht transparent.

Von einem Landesbudget möchte ich jetzt gar nicht reden, denn wo in Niederösterreich das Landesbudget auf einer Homepage versteckt ist, das ist eine ganz andere Frage. (Zwischenruf bei der ÖVP.) – Das machen wir nachher aus. Das Wirtshaus finde ich schon, wo jemand mit Erklärungsnotstand wartet. (Zwischenbemerkung von Staats­sekretär Dr. Lopatka.)

Also, ganz ehrlich: Wenn Sie sich dieses Budgetbegleitgesetz, das wir heute hier besprechen, anschauen, schon allein mit dieser ersten Seite, die nur Gesetzestitel enthält  meinen Sie ernsthaft, dass das irgendjemand versteht? Kein Mensch! (Staatssekretär Dr. Ostermayer: O ja, wir schon! Frau Kollegin Kerschbaum, wir schon! Wir haben es wirklich studiert und erarbeitet, also der Herr Staatssekretär und die Frau Ministerin!) Ja, okay. Ich hoffe, dass Sie beide das verstehen, und das wird


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ja dann wahrscheinlich ausreichen. Mit vielen Wirtshausbesuchen werden Sie das der Bevölkerung vielleicht auch näherbringen können. (Bundesrat Mag. Klug: Sagen Sie einfach, Sie wollen ein Date! Ruf bei der ÖVP: Dann gehen wir alle ins Wirtshaus!) Nein. So, können wir uns dann wieder auf eine andere Ebene begeben?

Ich glaube, dass die Bevölkerung mit manchen Maßnahmen sehr wohl einverstanden wäre, würde man sie ihr erläutern. Was die Bevölkerung aber sicher nicht versteht, ist, dass man Transparenzdatenbanken verlangt und jede Subvention nachgewiesen haben will, die jede Bürgerin oder jeder Bürger ausbezahlt bekommt (Vizekanzler Dipl.-Ing. Pröll: Warum?), auf der anderen Seite aber nirgends eine Übersicht findet, welche Gelder wofür ausgegeben werden, dass man Zweckbindungen aufhebt, so wie man es zum Beispiel jetzt beim Altlastensanierungsgesetz vorhat, dass man die Mineral­ölsteuer erhöht und auf der anderen Seite aber kein CO2 einspart. – Man kann ja sagen, es ist die „große“ Umweltabgabe und allein dadurch spart man viel CO2 ein, das kann man zwar sagen und auch in Berichte schreiben, aber es stimmt nicht. CO2 ein­sparen werden Sie erst, wenn Sie dann Maßnahmen finanzieren, mit denen die Leute eine Alternative zum Kfz haben. (Vizekanzler Dipl.-Ing. Pröll: O ja, wenn man weniger fährt, dann spart man CO2!)

Ja, wenn man weniger fährt, aber weniger fahren kann man nur dann, wenn man eine Alternative hat. Schauen Sie einmal ins Waldviertel, wie viele Alternativen es dort zum Autofahren gibt – bald gar keine mehr! (Bundesrätin Diesner-Wais: O ja, wir haben einen guten ... im Waldviertel!) Ja, die „super“ Autobusse – bravo! –, und den Wieselbus. Wenn man um 7 Uhr in der Früh aufsteht und sich in den Wieselbus setzt, dann ist man um 10 Uhr in St. Pölten. (Bundesrätin Diesner-Wais: Nein, das stimmt nicht! – Bundesrat Kainz: Elektroräder!) Das sind die Maßnahmen in Niederösterreich zur Förderung des öffentlichen Verkehrs! (Bundesrat Kainz: Ist aber vorbildlich!) Dass ihr da vorbildlich seid, das bildet ihr euch ein, aber niemand anderer glaubt euch das; all die Pendlervereine glauben euch das auch nicht. (Bundesrätin Diesner-Wais: Wir haben aber jetzt ein Waldviertel-Konzept ...!)

Entschuldigung, ein Plus an öffentlichem Verkehr in Niederösterreich gibt es nicht! Es gibt ein Aushungern der Schiene und ein Verlagern auf Busse. (Bundesrat Kainz: Die Mariazellerbahn!) Aber es gibt kein Plus in Niederösterreich. (Bundesrat Kainz: Die Mariazellerbahn wird ausgebaut!)

Die Bürgerinnen und Bürger würden es sehr wohl verstehen, wenn man etwas von ihnen verlangt, gleichzeitig aber sagt, wofür es ausgegeben wird. Das geschieht in die­sem Budget nicht. Das Schlimme daran ist, dass man, statt es transparenter und zuor­denbarer zu machen, gerade das Gegenteil macht. Es geht noch einmal in die Richtung, dass es zum Beispiel viele neue Einnahmen gibt, die wir zum Teil prinzipiell gar nicht so schlecht finden, dass diese Einnahmen aber in den normalen Budget­haushalt fließen und damit auch in den Finanzausgleich und so den Ländern zugute­kommen.

Wir als Länderkammer freuen uns natürlich, wenn die Länder Geld bekommen, aber auf der anderen Seite wäre es auch schön, wenn die Länder dafür Leistungen vorge­schrieben bekämen. Ich sehe überhaupt nicht ein, warum die Länder einen Anteil an den Einnahmen aus der Mineralölsteuererhöhung bekommen. Ich sehe überhaupt nicht ein, warum die Länder einen Anteil an den Einnahmen aus der Flugabgabe oder der Bankensteuer bekommen. (Zwischenbemerkung von Vizekanzler Dipl.-Ing. Pröll.– Nein, ich unterscheide sehr wohl zwischen Ländern und Landesregie­run­gen.

In Wirklichkeit ist es ja so, dass ein Großteil des Geldes von den Landesregierungen ausgegeben wird. Die Länder haben ja diesen Zugang, dass man zwar keine Steuern


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einhebt, das macht die Bundesregierung und bekommt dafür ihre Schimpfer, und auf der anderen Seite können die Landeshauptmänner und -frauen spendabel ihre Be­schlüsse fassen und überall plakatieren, was sie nicht alles an Straßenbauten et cetera schaffen. (Bundesrat Mag. Klug: So einfach ist es auch nicht! Bundesrat Kneifel: Und wer diskutiert mit den Bürgern?)

Ich bin sehr wohl für Föderalismus und sehr wohl auch dafür, dass Länder Gelder bekommen, aber strikt dagegen, dass Länder Gelder bekommen und keine Aufgaben dazu. (Bundesrat Kneifel: Ihr macht es übers Internet, wir reden direkt mit den Leuten!) – Ja, dann erklärt das den Leuten direkt, wie das mit dem Budget ist. Ich höre dann einmal zu, vielleicht lerne ich etwas.

Was ich mir erwarten würde, ist, dass man strukturell etwas ändert, dass man sagt: Okay, es gibt Aufgaben und es gibt Gelder, um diese Aufgaben zu erfüllen, und der­jenige, der die Aufgabe zu erfüllen hat, der bekommt auch das Geld dafür! Derzeit ist es leider – und in diesem Budget bedauerlicherweise überproportional – so, dass es Gelder gibt und die Aufgaben dazu unabhängig verteilt werden. (Vizekanzler Dipl.-Ing. Pröll: Was ...?) Was machen die Länder für die Mehreinnahmen aus der Mineralölsteuer? (Vizekanzler Dipl.-Ing. Pröll: Sinnvolle Maßnahmen!) Ihr Gottver­trauen möchte ich haben vor Weihnachten! (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Es ist aber auch innerhalb des Bundes so. Den Altlastensanierungsbeitrag heben wir an, und gleichzeitig heben wir für ungefähr 25 Prozent davon die Zweckbindung auf. Die Gemeinden heben die Altlastensanierungsbeiträge ein, gemeinsam mit den Müll­ge­bühren, und müssen argumentieren. Früher haben wir argumentiert, das ist für die Sanierung der Altlasten. Wenn wir das jetzt noch sagen, ist es gelogen. (Vizekanzler Dipl.-Ing. Pröll: Warum?)  Weil 25 Prozent nicht mehr für die Sanierung der Altlasten zweckgewidmet sind! Also möchte ich gerne wissen, was wir den Leuten jetzt erzählen! Es ist ein Schritt in die völlig falsche Richtung.

Es ist so, wie es früher mit dem Familienlastenausgleichsfonds war, wo man auch gesagt hat, dass das für die Familien ist, und da zahlen die Leute gerne ein. Und was war? – Für alle möglichen anderen Sachen wurde Geld herausgenommen, sodass jetzt schließlich nichts mehr drinnen ist.

Ich würde mir wünschen ... (Bundesrat Kneifel: Christkind! Bundesrat Mag. Klug: Jetzt kommt Weihnachten!) – Nein, Wünsche ans Christkind habe ich nicht.

Ich komme noch einmal ganz kurz auf die Mineralölsteuererhöhung zurück. (Bundesrat Mag. Klug: Oje!) Da geht es nämlich nicht nur um den einen Nachteil, dass die Ein­nahmen aus der Mineralölsteuererhöhung nicht zweckgebunden sind – dafür, dass man einen Ausgleich schafft und dass die Leute auch Alternativen haben –, es gibt noch einen zweiten Haken an der Geschichte, nämlich dass gleichzeitig die Kfz-Steuer gesenkt wird, und zwar gleich um 30 Prozent. Das ist schon ein ordentliches Zuckerl für die Lkw-Lobby!

Wir haben gehört, welche Straßenbauten überall fehlen und wie teuer der Verkehr ist, aber ich habe heute erst wieder erfahren: Ein Lkw-Zug nach Rom kostet 800 €. Etwas ist da zu billig! Wenn Sie mit den Leuten im Supermarkt sprechen, sagen die Ihnen, dass sie überhaupt nicht verstehen, warum das Mineralwasser aus Italien so billig ist. Es ist deshalb so billig, weil der Lkw-Verkehr nach wie vor viel zu billig ist. Deshalb würde unsere regionale Wirtschaft eher davon profitieren, wenn man entsprechende ... (Bundesrat Krusche: Sagen Sie das der Exportwirtschaft!)

Ich spreche jetzt von der regionalen Wirtschaft und von der regionalen Landwirtschaft, die ja unser Herr Vizekanzler und Ex-Landwirtschaftsminister auch immer so betont hat. (Bundesrat Krusche: Zurück auf die Bäume!)


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Die regionale Wirtschaft wird eher gewinnen, wenn der Transport ein bisschen teurer wird und das kostet, was er wirklich an Kosten verursacht. Das würde ich mir wün­schen! (Vizekanzler Dipl.-Ing. Pröll: Das machen wir jetzt schon!) – Ja, aber gleichzeitig senkt man die Kfz-Steuer. (Vizekanzler Dipl.-Ing. Pröll: Nein! Was hat das mit dem Verkehr zu tun? Da geht es um ...!) – Entschuldigung, das sind aber schon auch Kosten, die die Lkws betreffen, oder? Werden die Lkw-Fahrten damit billiger oder teurer? (Vizekanzler Dipl.-Ing. Pröll: Jetzt wundert mich nicht mehr, dass die Leute das Budget nicht verstehen!) Na wunderbar, dann überlegen Sie vielleicht trotzdem einmal, wie Sie das Budget erklären können!

Es ist jedenfalls eindeutig eine Gegenmaßnahme gegen die Mineralölsteuererhöhung, wenn man gleichzeitig die Kfz-Steuer senkt, und zwar um 30 Prozent. Das ist nicht einsichtig!

Ich möchte euch, obwohl wir nur 20 Minuten Redezeit haben, um hier zur Änderung von 156 Gesetzen unsere Einwendungen oder Anliegen vorzubringen, loben – ein bisschen. Es gibt eine sinnvolle Maßnahme, die ich hervorheben möchte (Zwischen­ruf) – die Fluggebühr habe ich schon genannt, aber da fehlt mir die Zweckbindung –, und zwar die Ausweitung des Begriffes „Werksverkehr“, sodass auch öffentliche Ver­kehrsmittel mehr oder weniger darunterfallen.

Ich finde das prinzipiell sehr positiv. Das ist etwas, das wir immer schon gefordert haben, weil eigentlich nicht einzusehen ist, dass man zwar ein Firmenauto haben kann, dass es aber nicht möglich ist, dass die Firma einem einfach die Benutzung eines öffentlichen Verkehrsmittels zahlt.

Was ich dabei aber nicht ganz verstehe, ist, warum das an die Pendlerpauschale gebunden werden muss. Gerade in Wien, aber auch im Umland von Wien, kommt es oft einmal vor, dass man weniger als 20 Kilometer vom Arbeitsort entfernt wohnt und deshalb leider nicht in den Genuss dieser Regelung kommt.

Es gibt dann noch vieles zu kritisieren, vom Bewertungsgesetz über die Gewerbe­ordnung. Es sind immer alle hier herinnen, insbesondere die Wirtschaft, einstimmig dagegen, dass man Einkaufszentren auf der grünen Wiese ausbaut. (Zwischen­bemer­kung von Vizekanzler Dipl.-Ing. Pröll.) Sie wollen jetzt plötzlich eh Einkaufszentren auf der grünen Wiese?

Ich habe von Frau Bundesrätin Zwazl und anderen immer gehört, dass sich die Wirtschaft nicht besonders darüber freut, und es gibt auch im Land Niederösterreich Regelungen. (Vizekanzler Dipl.-Ing. Pröll: Was hat das mit dem Budget zu tun?) Im Budgetbegleitgesetz ist auch eine Änderung der Gewerbeordnung enthalten. Wir reden ja hier über das Budgetbegleitgesetz und nicht über das Budget. (Bundesrat Mag. Klug: Es ist angeblich schon alles gesagt!)

Wir streichen diese Regelung jetzt aus der Gewerbeordnung, weil es geheißen hat, dass das ohnehin nichts bringt. Auf der anderen Seite wäre es sicher zielführender und sinnvoller, daraus etwas zu machen, was etwas bringen würde. Sich allein auf die Raumordnung der Länder zu verlassen, funktioniert, wie man sieht, leider auch nicht.

Die Regierung kürzt bei der EZA, bei der Entwicklungszusammenarbeit, aber auch bei der Forschung. 70 unabhängige Forschungsinstitute verlieren ihre Basisförderung und haben damit ein großes Problem, werden wahrscheinlich zusperren müssen. Damit wird auch für die Wirtschaft nicht besonders Tolles geleistet, weil gerade die kleineren und mittleren Betriebe damit einen Zugang zur Forschung verlieren. Die können es sich nicht leisten, selbst zu forschen, die müssen jemanden beauftragen.

Sie sparen bei den StudentInnen und bei den Familien. Sie sagen prinzipiell: weniger Geldleistungen, mehr Sachleistungen. Es wäre schön, wenn es wenigstens mehr


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Sachleistungen gäbe; die gibt es aber nicht. (Vizepräsident Mag. Himmer übernimmt den Vorsitz.)

Das Einzige, wo Sie nicht sparen, sind die Länge des Titels und der Umfang dieses Gesetzes. Ich halte es, ehrlich gestanden, für eine veritable Frechheit, 156 Gesetzes­änderungen unter einem Tagesordnungspunkt hier zu diskutieren. Ich habe es mir grob durchgeschaut: Ich würde sagen, ungefähr ein Drittel davon hat überhaupt nichts mit dem Budget zu tun – wie der Herr Minister vorhin bei der Gewerbeordnung fest­gestellt hat. (Zwischenbemerkung von Vizekanzler Dipl.-Ing. Pröll.) Da frage ich mich, warum wir das heute hier in dieser langen Vorlage haben. Wir sollen das mit be­schließen, aber Sie sagen selbst, dass es mit dem Budget eigentlich nichts zu tun hat. Was macht es dann im Budgetbegleitgesetz? (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Es gibt dann noch so spannende andere Dinge wie das Stempelmarkengesetz. Ich finde es zwar super, dass Sie jetzt draufkommen, dass man das abschaffen kann, ich finde es auch ganz toll, dass man das Erdölbevorratungs-Förderungsgesetz – wobei ich, ehrlich gestanden, gar nicht gewusst habe, dass es das gibt – jetzt von Schilling auf Euro umstellt, dass wir jetzt schon so weit sind, dass wir dieses Gesetz umstellen – ihr habt es offenbar auch vergessen, sonst würden wir es nicht erst jetzt von Schilling auf Euro umstellen –, aber ich denke, es wäre fairer und ein bisschen anerkennender der Opposition gegenüber, wenn man nicht 156 Gesetze in einen Antrag hineinpacken würde. Man sollte das zumindest sachlich einigermaßen trennen. Und ihr solltet dann nicht sagen – so wie ihr das getan habt, das hat mich heute wirklich sehr geärgert –, dass ihr die beratende Stimme der Grünen im Ausschuss sowieso nicht gebraucht habt und dass die Redezeit jetzt auf 20 Minuten verkürzt wird.

Ganz ehrlich, wir haben nicht vorgehabt, hier Marathonreden zu halten. Die Idee ist uns erst gekommen, als ihr mit der blöden Redezeitbeschränkung gekommen seid. Ehrlich, wir können nichts dafür, dass ihr das Budgetbegleitgesetz so spät vorgelegt habt. Wir können auch nichts dafür, dass im Nationalrat offenbar ein paar Abstimmun­gen länger gedauert haben. Es fällt auch nicht in unsere Zuständigkeit, dass wir die Sitzung einen Tag nach dem Nationalrat haben und ihr vielleicht noch ein bisschen müde seid, was ich auch verstehen kann.

Nichtsdestotrotz würde ich mir wünschen, dass wir uns hier in diesem Gremium ernst nehmen, dass wir Diskussionen zulassen und nicht alles in einem Aufwasch abhan­deln! (Beifall bei den Grünen. – Bundesrat Mag. Klug: Wenn man etwas zu sagen hat, sind 20 Minuten lang!) – Ja, 20 Minuten, das ist irrsinnig viel.

Ich komme deshalb jetzt auch schon zum Ende meiner Ausführungen. Ich hoffe, Kollege Klug, du hast jetzt alles mitbekommen, was ich gesagt habe.

Meiner Meinung nach ist dieses Budget weder leistungsgerecht noch sozial gerecht. Wir haben auch in unserem Antrag, den ich jetzt einbringen möchte, genau aufgelistet, was uns alles an diesem Budget stört, denn wir haben ja, wie gesagt, nur 20 Minuten Redezeit.

Ich bringe jetzt folgenden Antrag ein:

Antrag

Der Bundesrat möge beschließen:

Der Bundesrat hat beschlossen, gegen den


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 55

Beschluss des Nationalrates vom 20. Dezember 2010 – ich habe gehört, ich brauche jetzt nicht alles vorzulesen, und sage das daher nur so – betreffend das Budget­begleit­gesetz 2011

Einspruch zu erheben.

*****

Diesen Antrag habe ich jetzt ganz offiziell eingebracht. Wir würden uns freuen, wenn ihr alle noch einmal darüber nachdenkt, was Leistungsgerechtigkeit und was Ver­teilungsgerechtigkeit ist. (Bundesrat Mag. Klug: Jetzt kommt noch etwas zu Weihnachten!) Ich würde mir wirklich wünschen, dass die nächsten Budgets anders aussehen, allerdings ist meine Hoffnung – selbst einen Tag vor Weihnachten – eher gering. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

14.03


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Ich gebe bekannt, dass der soeben in seinen Kernpunkten erläuterte Antrag der Bundesräte Elisabeth Kerschbaum, Kolleginnen und Kollegen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates mit der beigegebenen Begründung Einspruch zu erheben, auch schriftlich überreicht wurde und genügend unterstützt ist.

Er steht daher mit in Verhandlung.

Im Hinblick auf den Umfang des Antrages lasse ich ihn gemäß § 43 Abs. 4 der Geschäftsordnung vervielfältigen und verteilen.

Im Übrigen wird der Antrag auch dem Stenographischen Protokoll beigedruckt werden.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Antrag

der BundesrätInnen Kerschbaum, Dönmez und Kickert gem. 43 GO-BR auf Einspruch des Bundesrates gegen das Budgetbegleitgesetz 2011 (981 d.B. und 1026 d.B.)

Der Bundesrat möge beschließen:

Der Bundesrat hat beschlossen, gegen den

Beschluss des Nationalrates vom 20. Dezember 2010 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Verfassungsgerichtshofgesetz 1953, das Verwaltungsgerichtshofge­setz 1985, das Rechnungshofgesetz 1948, das Parteiengesetz, das Publizistikförde­rungsgesetz 1984, das KommAustria-Gesetz, das Allgemeine Verwaltungsverfahrens­gesetz 1991, das Verwaltungsstrafgesetz 1991, das Zustellgesetz, das E-Government-Gesetz, das Bundesstatistikgesetz 2000, das Konsulargebührengesetz 1992, das Aktiengesetz, das Arbeits- und Sozialgerichtsgesetz, das Außerstreitgesetz, das Bau­rechtsgesetz, das Eisenbahn-Enteignungsentschädigungsgesetz, die Exekutionsord­nung, das Firmenbuchgesetz, das Fortpflanzungsmedizingesetz, das Gebühren­an­spruchsgesetz, das Gerichtliche Einbringungsgesetz, das Gerichtsgebührengesetz, das GmbH-Gesetz, die Insolvenzordnung, die Jurisdiktionsnorm, die Notariatsordnung, das Privatstiftungsgesetz, die Rechtsanwaltsordnung, das Rechtsanwalts­prüfungs­ge­setz, das Rechtspflegergesetz, das Gesetz über das Statut der Europäischen Gesell­schaft, das Strafrechtliche Entschädigungsgesetz 2005, das Unternehmensgesetz­buch, das Urkundenhinterlegungsgesetz, das Wohnungseigentumsgesetz 2002, die Zivilprozessordnung, das Strafgesetzbuch, das Suchtmittelgesetz, die Strafprozess­ordnung 1975, das Jugendgerichtsgesetz, das Strafvollzugsgesetz, das Strafregister­


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 56

gesetz, das Gerichtsorganisationsgesetz, das Rechtspraktikantengesetz, das Staats­anwaltschaftsgesetz, das Garantiegesetz 1977, das Unternehmensserviceportalgesetz, das Finanzprokuraturgesetz, das Erdölbevorratungs-Förderungsgesetz, das Einkom­men­steuergesetz 1988, das EU-Quellensteuergesetz, das Körperschaftsteuerge­setz 1988, das Umgründungssteuergesetz, das Umsatzsteuergesetz 1994, das Bewer­tungsgesetz 1955, das Gebührengesetz 1957, das Grunderwerbsteuergesetz 1987, das Kapitalverkehrsteuergesetz, das Versicherungssteuergesetz 1953, das Feuer­schutz­steuergesetz 1952, das Kraftfahrzeugsteuergesetz 1992, das Wohnhaus-Wiederaufbaugesetz, das Bundesgesetz betreffend die Gewährung von Gebühren­befreiungen für Anleihen von Gebietskörperschaften, das Energieabgaben­vergütungs­gesetz, das Investmentfondsgesetz, das Immobilien-Investmentfondsgesetz, das Norm­verbrauchsabgabegesetz 1991, das Kommunalsteuergesetz 1993, die Bundesab­gabenordnung, das Abgabenverwaltungsorganisationsgesetz 2010, die Abgabenexe­ku­tions­ordnung, das Glücksspielgesetz, das Tabaksteuergesetz 1995, das Tabak­monopolgesetz 1996, das Mineralölsteuergesetz 1995, das Finanzausgleichs­ge­setz 2008, das Zivildienstgesetzes 1986, das Vereinsgesetz 2002, das Bundes-Stif­tungs- und Fondsgesetz, das Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz, das Wehr­gesetz 2001, das Heeresdisziplinargesetz 2002, das Heeresgebührengesetz 2001, das Auslandseinsatzgesetz 2001, das Wettbewerbsgesetz, das Mineralrohstoffgesetz, das KMU-Förderungsgesetz, die Gewerbeordnung 1994, das Bundespflegegeldgesetz, das Kriegsgefangenenentschädigungsgesetz, das Bundesbahngesetz, das Behindertenein­stellungsgesetz, das Bundesbehindertengesetz, das Bundes-Behindertengleichstel­lungs­gesetz, Bundessozialamtsgesetz, das Hausbesorgergesetz, das Arbeitsverfas­sungsgesetz, das Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977, das Arbeitsmarktser­vice­ge­setz, das Arbeitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetz, das Insolvenz-Entgeltsicherungs­gesetz, das Sonderunterstützungsgesetz, das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Gewerbliche Sozialversicherungsgesetz, das Bauern-Sozialversicherungsgesetz, das Allgemeine Pensionsgesetz, das Beamten-Kranken- und Unfallversiche­rungs­gesetz, das Bundesgesetz über einen Kassenstrukturfonds für die Gebiets­kran­ken­kassen, das Beamten-Dienstrechtsgesetz 1979, das Gehaltsgesetz 1956, das Ver­trags­bedienstetengesetz 1948, das Richter- und Staatsanwaltschaftsdienstgesetz, die Reisegebührenvorschrift, das Pensionsgesetz 1965, das Bundes-Personalvertretungs­gesetz, das Landeslehrer-Dienstrechtsgesetz, das Land- und forstwirtschaftliche Lan­deslehrer-Dienstrechtsgesetz, das Land- und Forstarbeiter-Dienstrechtsgesetz, das Poststrukturgesetz, das Asylgerichtshofgesetz, das Bundestheaterpensionsgesetz, das Bundesbahn-Pensionsgesetz, das Familienlastenausgleichsgesetz 1967, das Univer­sitäts­gesetz 2002, das Bundesmuseen-Gesetz 2002, das Bundestheaterorganisations­gesetz, das Gesundheits- und Ernährungssicherheitsgesetz, das Altlastensanie­rungs­gesetz, das Emissionszertifikategesetz, das Vermarktungsnormengesetz, das Umwelt­för­derungsgesetz, das Bundesgesetz über das Bundesamt für Wasserwirtschaft und Änderung des Wasserbautenförderungsgesetzes, das Weingesetz 2009, das Patent­amtsgebührengesetz, das Fernmeldegebührengesetz, das Fernsprechentgeltzu­schuss­gesetz, das Postmarktgesetz, das Straßentunnel-Sicherheitsgesetz, das Luft­fahrtgesetz, das Schieneninfrastrukturfinanzierungsgesetz, das Schifffahrtsgesetz und das Wasserstraßengesetz geändert sowie ein Verwahrungs- und Einziehungsgesetz, ein Bundesgesetz zur Rückführung der Kühlgeräteentsorgungsbeiträge der Kon­sumenten, ein Bundesgesetz betreffend die vergleichsweise Bereinigung des Voll­zuges des Bundespflegegeldgesetzes für die Jahre 1993 bis 2009, ein Stabilitäts­abgabegesetz, ein Flugabgabegesetz, ein Luftfahrtsicherheitsgesetz 2011, ein Bundes­gesetz, mit dem das Personal der Heeresforstverwaltung Allentsteig einem anderen Rechtsträger überlassen wird, ein Arbeit-und-Gesundheit-Gesetz, ein Agrarkontroll­gesetz und ein Bundesgesetz, mit dem die Begründung weiterer Vorbelastungen durch die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie genehmigt wird, erlas­


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 57

sen werden und das Stempelmarkengesetz aufgehoben wird (Budgetbegleit­ge­setz 2011) (981 d.B. und 1026 d.B.)

Einspruch zu erheben.

Begründung

Die Grünen wehren sich gegen den rot-schwarzen Zukunftsklau und die Reform­blockade von SPÖ und ÖVP. Das SPÖ-ÖVP-Budget samt Budgetbegleitgesetz  ist mutlos, kurzsichtig und ungerecht. Die Regierung hat die Krise nicht als Chance erkannt, sondern verwaltet den Stillstand. Das Budget ist bildungsfeindlich, frauen­feind­lich, belastet Familien, Pflegebedürftige, Haushalte mit niedrigen Einkommen und Studierende, lässt große Vermögen und Reiche weitestgehend ungeschoren, hat kaum ökologische Lenkungswirkung und beraubt die Jugend ihrer Zukunftschancen. Die Grünen schauen nicht tatenlos zu, wie jenen von SPÖ und ÖVP die Lasten und Kosten der Krise aufgebürdet werden sollen, die sich nicht wehren können, die jetzt schon unter den Folgen der Krise leiden. Dieses Budget ist die falsche Antwort auf die Krise.

Das Budgetbegleitgesetz 2011 ist ein Sammelsurium an Belastungen, das seines­gleichen sucht. In der Folge seien nur einige der Belastungen und Verschlechterungen angeführt:

Gerichtsgebührenerhöhung (Artikel 23):

Die Erhöhung der Gebühren belastet tendenziell niedrige Einkommen höher und er­schwert dadurch den Rechtszugang. Zusätzlich werden sich die Verfahren maßgeblich verteuern.

Gerichtsjahr – Änderungen (Artikel 29 und 48):

Die Verkürzung des Gerichtsjahres von neun auf fünf Monate wird weitreichende Aus­wirkungen auf die Organisation der Amtstage haben, die ein wesentlicher, nieder­schwelliger Rechtszugang gerade an den Bezirksgerichten sind.

Höchstgrenze Haftentschädigung (Artikel 33):

Bisher hat das Gericht über die Angemessenheit einer Entschädigung bei zu Unrecht inhaftierten Menschen entschieden. Es ist zu befürchten, dass ungerechtfertigt inhaf­tierte Personen ab 2012 nicht mehr den nach den allgemeinen Regeln des Schaden­ersatzes angemessenen Betrag bekommen.

Straffreiheit bei fahrlässiger Körperverletzung (Artikel 40):

Betroffen von dieser Einsparungsmaßnahme wären Leidtragende leichter Verletzungen wie Prellungen oder Peitschenschlagsyndrom. Diese müssen nun ihr Schmerzensgeld auf eigene Kosten über den Zivilrechtsweg einklagen.

Befristung Therapiedauer auf 6 Monate (Therapie statt Strafe) (Artikel 42):

Gerade im Bereich der Suchterkrankungen muss es den Gerichten weiterhin möglich sein, eine Einzelfallabwägung zu treffen und daher ist eine generelle Befristung einer Therapie auf 6 Monate abzulehnen.

90 Euro bei Ablehnung des Antrags auf Fortführung eines Verfahrens (Artikel 43 Z. 11):

Die Einführung eines Pauschalkostenbeitrags in der Höhe von 90 Euro bei Abweisung eines Antrags auf Fortführung von eingestellten Strafverfahren führt ein wichtiges Instrument des Rechtsschutzes ad absurdum.

Bankensteuer (Artikel 56)


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 58

Die Bankensteuer ist prinzipiell zu begrüßen, insbesondere, da sie auf den speku­lativen Teil der Bilanz abzielt. Abzulehnen ist jedoch insbesondere, dass der Steuer­satz der Stabilitätsabgabe auf Derivate im Vergleich zum Begutachtungsentwurf von 0,015 auf 0,013 % gekürzt wurde. Dass Österreich – im Gegensatz z.B. zu Deutschland, keine Gehalts-Obergrenzen für Managergehälter von durch den Bund „geretteten“ Banken eingezogen hat, ist weder fair noch nachvollziehbar.

Flugabgabe (Artikel 57):

Als gemeinschaftliche Bundesabgabe kommt die Flugabgabe über den Finanz­ausgleich auch den Ländern zugute. Um durch diese Abgabe einen tatsächlichen Lenkungseffekt (hin zu umweltschonenden Verkehrsmitteln) zu erreichen, wäre eine Zweckbindung dieser Abgabe unbedingt notwendig!

Einkommenssteuergesetz, Werksverkehr (Artikel 58, § 26 Z5):

Die Erweiterung des Begriffs „Werkverkehr“ auf öffentliche Verkehrsmittel stellt eine positive Maßnahme zur Attraktivierung der Nutzung Öffentlicher Verkehrsmittel für PendlerInnen dar. Durch die Bindung dieser Maßnahme an die Bezugsberechtiung einer Pendlerpauschale wird dieser positive Effekt eingeschränkt, wodurch PendlerInnen, die weniger als 20 km von ihrem Arbeitsort entfernt wohnen, nicht von dieser Maßnahme profitieren können.

Bewertungsgesetz (Artikel 63):

Die Verschiebung der für 1. Jänner 2010 vorgesehenen Hauptfeststellung der Einheits­werte für wirtschaftliche Einheiten des land- und forstwirtschaftlichen Vermögens und der Betriebsgrundstücke auf 2015 betrifft in der Folge auch Gemeindeabgaben und ist daher aus Ländersicht abzulehnen.

KFZ-Steuersenkung (Artikel 69):

Die Senkung der KFZ-Steuer für LKW um 30 % (!) betrifft eine gemeinschaftliche Bundesabgabe und ist daher aus Ländersicht abzulehnen.

Entfall freiwillige Verlängerung des Zivildienstes (Artikel 86):

Junge Männer sollen auch weiterhin die Möglichkeit haben ihren Zivildienst zu verlängern und damit ihr Engagement für die Gesellschaft zu bekunden. Gleichzeitig sind die Gebiete in denen Zivildiener Dienstleistungen erbringen essenziell für die Gesellschaft und daher auch die Förderung einer freiwilligen Verlängerung aufrecht­zuerhalten. Schon bisher können laut Ministeriumsangaben knapp 8 % des Bedarfs von Einrichtungen an Zivildienern nicht erfüllt werden. Die mit dem Entfall des § 87a ZDG 1986 erzielbaren Einsparungen stehen in keinem Verhältnis zu den ungünstigen Auswirkungen für die Gesellschaft bei Entfall dieser Möglichkeit. Daher ist die Möglich­keit einer Vereinbarung über eine Beschäftigung für die Zeit unmittelbar im Anschluss an die Ableistung des ordentlichen Zivildienstes und die Förderung derselben wie im § 7a vorgesehen unbedingt beizubehalten.

Gewerbeordnung (Artikel 99)

Durch den Entfall des § 77 Abs 5-9 wird den Ländern die Möglichkeit entzogen, per Verordnung gegen den Wildwuchs von Einkaufszentren an Stadträndern vorzugehen. Anstatt die Bestimmungen gänzlich zu streichen, wären die gesetzlichen Regelungen derart zu verbessern, dass z.B. auch die Verursachung von zusätzlichem KFZ-Verkehr in die Beurteilungskriterien einfließt und diese Genehmigungsvoraussetzung nicht nur amtswegig, sondern auch von AnrainerInnen eingefordert werden kann.

Verschlechterungen im Pflegebereich (Artikel 100)


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 59

Statt der nötigen Strukturreformen im Pflegebereich wird der Zugang zu den Pflege­stufen 1 und 2 erschwert. Nachdem hier ausschließlich auf Kosten der Pflege­bedüftigen gespart wird, sollen diese Verschlechterungen zurückgenommen werden.

Behindertengleichstellungsgesetz (Artikel 105)

Die Verschiebung der Frist für die Herstellung der Barrierefreiheit bei öffentlichen Gebäuden und Verkehrsmitteln von 2016 auf 2020 bedeutet eine Verlängerung der massiven Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen und verstößt gegen die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, die Österreich 2008 ratifiziert hat.

Familienbeihilfe und Mehrkinderzuschlag (Artikel 135):

Die Kürzung des Mehrkindzuschlags soll gänzlich zurück genommen werden. Viele Familien mit mehreren Kindern leben in Armut oder sind von Armut bedroht. Die Streichung dieser Leistung führt zur Benachteiligung der betroffenen Kinder in der Gesellschaft.

Die Streichung der Familienbeihilfe für Männer und Frauen im Alter zwischen 24 und 26 Jahren führt zu einer enormen finanziellen Belastung der Betroffenen. Es besteht die Gefahr, dass zahlreiche junge Menschen ihr Studium beziehungsweise ihre Ausbildung aufgrund des Wegfalls der Familienbeihilfe nicht abschließen werden können.

Verschlechterung im Universitätsbereich (Artikel 136)

Dass die zentrale Datenbank für wissenschaftliche und künstlerische Arbeiten aus budgetären Gründen nicht eingerichtet wird, stellt für den Wissenschaftsstandort Öster­reich eine internationale Blamage dar. Mit der Einrichtung dieser Datenbank kann die Arbeit der Studierenden und der Forschenden in Österreich erleichtert und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

In der Novellierung des UG 2002 wird die Umsetzung des Arbeitsinspektionsgesetzes von 2013 auf 2016 verschoben. Dies bedeutet einen fast schon als fahrlässig zu bezeichnenden Umgang mit dem ArbeitnehmerInnenschutz. Die Arbeitssicherheit von Studierenden und ArbeitnehmerInnen sollte nicht Budgetvorgaben geopfert werden. Aus Sicht der Grünen besteht keine Veranlassung, die bereits jetzt zehnjährige Über­gangsfrist weiter zu verlängern.

Altlastensanierungsgesetz (Artikel 144)

Die Ausnahme von Millionenbeträgen aus der Zweckwidmung des Altlastensanie­rungsfonds ist aus Ländersicht abzulehnen! Die Einhebung der Altlastensanierungs­beiträge erfolgt über Gemeinden (bzw. Abfallwirtschaftsverbände) gemeinsam mit den Müllgebühren und ist nur durch den erheblichen Aufwand für die Sanierung von umweltgefährdenden Altlasten gerechtfertigt. Eine Aufweichung der Zweckbindung gefährdet einerseits die rasche Durchführung von dringend notwendigen Sanierungen und stellt andererseits die Glaubhaftigkeit der Gebührenhaushalte in Frage.

*****

 


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Bundesrat Todt. – Bitte, Herr Kollege.

 


14.04.17

Bundesrat Reinhard Todt (SPÖ, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Sehr geehrte Herren Staats­


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 60

sekretäre! Frau Kerschbaum, in diesen Budgetbegleitgesetzen und auch im Budget sind sehr viele gute Punkte enthalten. (Bundesrätin Kerschbaum: 20 Minuten!) Von denen haben Sie nichts erzählt, natürlich, das steht Ihnen zu. Ich verstehe, dass die Opposition sich eher an der Kritik labt.

Wir hatten weltweit die größte Krise seit über 60 Jahren, sie hat die Staatskassen geleert. Ausgelöst wurde diese Krise von gierigen Spekulanten. In Österreich konnte durch ein rasches und sehr konsequentes Krisenmanagement unserer Bundesregie­rung das Schlimmste verhindert werden.

Zur Erinnerung, auf einige Punkte wurde ja schon hingewiesen: Es gab zwei Kon­junkturbelebungsprogramme – unter deren Maßnahmen eine rückwirkende Steuer­entlas­tung per 1. Jänner 2009 –, und durch eine aktive Arbeitsmarktpolitik hat Öster­reich die zweitniedrigste Arbeitslosigkeit aller Industriestaaten erreicht!

Diese schwerste Krise der Weltwirtschaft seit Jahrzehnten hat leider auch unser Budget schwer belastet. Es ist daher notwendig, die Konsolidierung des Budgets durch­zuführen, auch um – und das ist wichtig – die Bedrohung durch Spekulanten, die gegen Staatshaushalte spekulieren, abzuwehren. Ich denke, ich brauche auf die in Not geratenen Länder nicht näher einzugehen.

Worauf ich aber eingehen möchte und wozu ich mich als Bundessekretär des Pen­sionistenverbandes sehr verpflichtet fühle: Ich möchte ganz gerne vor Augen führen, was in anderen Ländern mit der älteren Generation passiert. Ich bin stolz darauf, Österreicher zu sein, und möchte einige Beispiele aus diesen Ländern nennen.

In Deutschland wird das Pensionsalter auf 67 Jahre angehoben. In Großbritannien werden die Pensionsbeiträge der Arbeitnehmer erhöht, das Pensionsantrittsalter steigt für Männer bis 2018 auf 66 Jahre, für Frauen bis 2020 ebenfalls auf 66 Jahre. In Griechenland werden Rentner, die mehr als 2 500 € an Bezügen erhalten, ihren 13. und 14. Monatsbezug verlieren. In Portugal und Spanien werden die Renten- und Pensionszahlungen 2011 nicht erhöht, sie werden eingefroren.

Für einen Pensionistenvertreter ist es selbstverständlich sehr schmerzlich, dass auch Pensionistinnen und Pensionisten einen Beitrag zur Sanierung dieses Budgets leisten müssen.

Ich möchte Folgendes feststellen: Die ältere Generation trägt mit rund 500 Millionen € zur Sanierung dieses Budgets bei. 286 Millionen € werden 2011 bei den ASVG-Pen­sionen eingespart, 200 Millionen € bei den Beamtenpensionen und 60 Millionen € wer­den eingespart durch die Streichung des Alleinverdienerabsetzbetrages. Trotz alledem ist es gelungen, für Bezieher kleinerer und mittlerer Pensionen eine moderate Erhö­hung zu erreichen. Die Pensionserhöhung 2011 garantiert – das ist schon genannt wor­den – eine Inflationsabgeltung von 1,2 Prozent für Bruttobezüge bis 2 000 €. Bis 2 310 € wird die Erhöhung eingeschliffen, und über 2 310 € gibt es nichts mehr.

Von der Inflationsabgeltung erfasst werden rund 92 Prozent der ASVG-Pensionistinnen und -Pensionisten. Das ist eine Leistung – darauf möchte ich hinweisen –, die die ältere Generation vor allen Dingen Herrn Präsidenten Karl Blecha und dem Prä­sidenten des Seniorenbundes Andreas Khol zu verdanken hat. Im Raum gestanden ist eine Null-Runde für die Pensionistinnen und Pensionisten, und das ist hiermit verhin­dert worden. (Beifall bei der SPÖ und bei Bundesräten der ÖVP.)

Meine Damen und Herren, ich kann Ihnen versichern, dass es für uns im Pen­sionistenverband nicht einfach war, den Menschen diese Maßnahme zu erklären. Wir haben zu diesen Themen Hunderte E-Mails und Anrufe erhalten und mussten diese beantworten. Diese Menschen haben in den Anrufen und E-Mails für uns und für die


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 61

Bundesregierung nicht die feinsten Ausdrücke verwendet, es gab jede Menge Beschimpfungen. Trotz alledem haben wir versucht, es ihnen zu erklären.

Ich weiß von Kolleginnen und Kollegen im Seniorenbund, dass es ihnen ähnlich ergan­gen ist und dass sie ebenfalls große Probleme hatten, das zu erklären. Ich hoffe nur, dass es 2012 zu einer Pensionserhöhung kommen wird und dass zumindest ein kleiner Teil der Härten ausgeglichen werden kann.

Diese Bundesregierung hat durch viele Maßnahmen für die Pensionistinnen und Pen­sionisten sehr viel erreicht. Unser Herr Bundesminister Rudi Hundstorfer hat eine Reihe von Maßnahmen gesetzt, an die ich ganz gerne auch hier erinnern möchte.

Mehr soziale Sicherheit durch Rehabilitationsmaßnahmen: Im Rahmen des I-Pensions­paketes ist es vorgesehen, dass Menschen eine berufliche Rehabilitation absolvieren. Rehabilitation statt Pension bedeutet, dass Menschen wieder in Beschäftigung kom­men und nicht die Invaliditätspension antreten müssen. Wer nach erfolgter Reha­bili­tation keinen Arbeitsplatz findet, kann bis zu 78 Wochen lang Arbeitslosengeld bezie­hen.

Ich denke, das sind richtige Maßnahmen, anstatt das Pensionsalter einfach zu erhöhen und zu sagen: Geht später in Pension! – Sie können es nicht, weil sie keine Beschäf­tigung finden oder nicht mehr in der Lage sind zu arbeiten. Daher ist das eine wirklich richtige und gute Maßnahme. Rudi Hundstorfer, herzlichen Dank dafür! (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Zur Altersteilzeit: Das derzeitige Antrittsalter zur Altersteilzeit wird dauerhaft beibe­halten. Durch die Altersteilzeit können Männer ab 58 Jahren und Frauen ab 53 Jahren ihre Arbeitszeit reduzieren und bekommen einen Lohnausgleich. Um kontinuierliche Altersteilzeiten zu bevorzugen, wird die Ersatzrate für die Unternehmen beim Blocken von 55 auf 50 Prozent gesenkt, bei kontinuierlicher Altersteilzeit bleibt die Ersatzrate bei 90 Prozent.

Es gibt weiters die verbesserte soziale Absicherung von EntwicklungshelferInnen, ein wesentlicher Beitrag – nur zur Erinnerung –, dass in diese Richtung auch Gutes geleistet wurde. Falls Entwicklungshelferinnen nach der Rückkehr aus ihrem Dienst arbeitslos werden, wird nun ihre soziale Absicherung verbessert. Das bessere Ein­kommen zählt.

Invaliditätspensionspaket: Mit „Fit to work“, das in dem neuen Arbeits- und Gesund­heits­gesetz geregelt wird, soll ein flächendeckendes niederschwelliges Beratungs­angebot zur Vermeidung von krankheitsbedingtem frühzeitigen Ausscheiden aus dem Berufsleben gestartet werden.

Rehabilitation vor der Pension: In Zukunft soll jedem Antrag auf Invaliditätspension im­mer ein Antrag auf Rehabilitation vorgereiht sein.

Abschlagsverbesserung bei den I-Pensionen: Die Durchschnittspension von I-Pen­sionisten beträgt bei Frauen 640 €, bei Männern 1 117 € brutto. In Zukunft sollen die I-Pensionen sozial gerechter berechnet werden. Der Abschlag wird von maximal 15 auf maximal 13,8 Prozent reduziert, das heißt, dass I-Pensionisten eine um 1,2 Prozent höhere Pension als derzeit haben.

Abschlagsverbesserung bei Invalidität in Verbindung mit Schwerarbeit: In Zukunft soll bei der Berechnung einer I-Pension, wenn in den letzten 20 Jahren vor Pensionsantritt zehn Jahre lang Schwerarbeit geleistet wurde, ein begünstigter Abschlag von maximal 11 Prozent – statt 15 Prozent – zur Anwendung kommen. Diese Maßnahme ist bis Ende 2015 befristet. Die Voraussetzung für begünstigte Abschläge ist die Bearbeitung einer I-Pension ab dem 57. Lebensjahr.


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 62

Die Langzeitversichertenregelung nach 2013 wurde ebenfalls angegangen. Das Antrittsalter der Langzeitversicherten wird ab 2014 auf 62 statt 60 Jahre für Männer und auf 57 statt 55 Jahre für Frauen angehoben.

Mit einem Antrittsalter von 62 Jahren wird das abrupte Ende der Langzeitversiche­rungsregelung vermieden. Somit gilt für die Langzeitversicherungsregelung das gleiche Antrittsalter wie für die Korridorpension. Während für einen Korridorpensionisten 37,5 Versicherungsjahre, Beitragszeiten und Ersatzzeiten, gelten, und er bei einem Abschlag von 2,1 Prozent pro Jahr in Pension gehen kann, profitiert ein Langzeit­versicherter aufgrund seiner 45 Beitragsjahre von einem Wegfall dieses Abschlages. Für die Zukunft gilt, dass die notwendigen 45 Jahre aus aktiver Erwerbstätigkeit stam­men müssen. – Dies sind nur ein paar Punkte dessen, was alles für die Pen­sionistinnen und Pensionisten, für die Menschen geschehen ist.

Ich möchte aber noch einen Punkt nennen, der mich besonders schmerzt – das schmerzt nicht nur mich, sondern vor allen Dingen 110 000 Pensionistenhaushalte –, und zwar ist das die Streichung des Alleinverdienerabsetzbetrages. Er betrifft 220 000 Personen – in allen Bundesländern, aus allen sozialen Schichten. 85 Prozent der Betroffenen sind nicht die Reichen, die es sich leisten konnten, dass die Frau zu Hause bleibt. Es sind Familien, es sind viele ehemalige Arbeiter- und Angestell­tenfamilien, wo Frauen in Ermangelung von Kinderbetreuungseinrichtungen – und daran sehen Sie, wie wichtig es ist, Kinderbetreuungseinrichtungen zu schaffen – in den 1960er Jahren zu Hause bleiben mussten. (Zwischenruf der Bundesrätin Michalke.) – Ja, Sie sagen: Gott sei Dank!, ich hingegen bin für die Selbstbestimmung der Frau auch in dieser Beziehung. (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn eine Frau zu Hause bleiben will, dann soll sie das können, wenn nicht, dann brauchen wir eben entsprechende Einrichtungen, in denen die Kinder betreut werden. (Bundesrat Mitterer: Dann schafft es, nicht kritisieren!) – Schauen Sie, in den 1960er Jahren gab es diese ganzen Kinderbetreuungseinrichtungen überhaupt nicht. Daher gibt es einen Personenkreis, dem der Alleinverdienerabsetzbetrag gestrichen wurde. (Weiterer Zwischenruf der Bundesrätin Michalke.) – Hören Sie, Sie kommen dann zum Reden und führen dann die Frauendebatte, ich führe jetzt eine andere Debatte. Das möchte ich Ihnen nur sagen. Sie können alles, was Sie hier sagen, einwenden wollen, auch später in Ihrer Rede machen.

Es handelt sich dabei um Pensionen, von denen zwei Personen leben müssen. Es tritt eine Nettokürzung trotz Pensionsanpassung ein. Diese Maßnahme wird bei Vorliegen der Pensionsbescheide Mitte Jänner und der Auszahlung der gekürzten Pensionen am 1. Februar 2011 einen Sturm der Entrüstung auslösen. Viele wissen derzeit noch gar nicht, dass Ihnen etwas weggenommen werden soll.

Was besonders fatal sein wird: Die kleinen Pensionen verlieren dabei am meisten. Da der Alleinverdienerabsetzbetrag ein einheitlicher Betrag ist – 364 € im Jahr bezie­hungsweise 30,34 € im Monat – und die Pensionsanpassung prozentuell ausgeführt wird, kommt es dazu, dass bei kleinen Pensionen die Kürzung am größten ist.

Ein Beispiel: Ein Ehepaar lebt von einer Pension in der Höhe von 1 300 €. Der Verlust beträgt trotz Pensionsanpassung 21 € netto pro Monat. Beträgt das Einkommen eines Ehepaares 2 000 € Pension, schmälert die Streichung des AVAB die Pension netto um 17 €. Bei höheren Pensionen, über 2 310 €, beträgt die Kürzung durch die Nichtan­passung der Pension die vollen 30,34 € monatlich.

Ich möchte Ihnen nur sagen, dass alle im Seniorenrat vertretenen Organisationen derzeit prüfen, ob es diesbezüglich eine Klage beim Verfassungsgerichtshof geben wird. (Bundesrätin Mühlwerth: Wir beschließen es aber schon so!) – Wir beschließen das heute so. Trotz alledem teile ich hier mit, dass die Seniorenorganisationen sich


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 63

darum kümmern, dass genau diese Ungerechtigkeit beseitigt wird. (Weiterer Zwi­schen­ruf der Bundesrätin Mühlwerth.)

Frau Mühlwerth! Ich biete auch eine Möglichkeit, diese Ungerechtigkeit wieder zu verändern, aber man muss natürlich alle Punkte ausschöpfen. Wissen Sie, vieles von dem, was Sie beziehungsweise Ihre Partei früher, als sie noch in der Regierung war, beschlossen hat, hat der Verfassungsgerichtshof später aufgehoben. (Zwischenruf des Bundesrates Mag. Klug.) Wenn ich an all diese Dinge denke, dann ist das, was wir jetzt hier tun, natürlich eine Kleinigkeit.

Aber ich will mit diesen Beispielen nur bekräftigen, dass die ältere Generation einen massiven Beitrag zur Budgetkonsolidierung leistet. Ich erinnere daran, die ältere Generation leistet hiemit 500 Millionen €!

Aber mit diesem Budget – und das muss ich auch dazusagen – ist auch eine Trend­wende verbunden, eine Trendwende in Richtung mehr Steuergerechtigkeit. Hier findet ein Richtungswechsel zu mehr vermögensbezogenen Steuern statt. Und das ist mir sehr wichtig.

Bundeskanzler Faymann hat die Forderung aufgestellt, eine Steuerreform bis 2013 durchzuführen. Bei einer Steuerreform wird sicherlich auch über den Alleinverdiener­absetzbetrag für Pensionistinnen und Pensionisten geredet werden müssen. Dann kann diese Ungerechtigkeit beseitigt werden.

Ich möchte nur noch einmal betonen, dass dieses Budget natürlich ein Kompromiss ist, und zwar ein Kompromiss zwischen zwei ideologisch unterschiedlichen Parteien. Wir Sozialdemokraten treten für mehr Gerechtigkeit ein und wir finden, dass dieses Budget ein Beschluss in die richtige Richtung ist. Daher werden wir diesem Budget auch zustimmen, Frau Kollegin Mühlwerth. (Beifall bei der SPÖ und bei Bundesräten der ÖVP.)

14.21


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bun­desrat Mag. Pisec. – Bitte.

 


14.21.34

Bundesrat Mag. Reinhard Pisec (FPÖ, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dieses Budget ist eine einzige Belastung für die österreichische Wirtschaft. Mit diesem Budget schrauben Sie die Abgabenquote auf rekordverdächtige 45 Prozent. Dies ist eine absolut exzes­sive Quote, die in Europa einmalig ist. Sie ist vor allem mit der Staatsverschuldung von über 70 Prozent einmalig. Mit dieser Abgabenquote schlagen wir sogar die skan­dinavischen Länder. Und das ist spitze!

Sie dürfen sich nicht wundern, wenn wir mit dieser Abgabenquote und mit dieser Staats­verschuldung keine ökonomische Dynamik mehr zusammenbringen. Wir Unter­nehmer leiden darunter. Wir Unternehmer sind immer für die Wirtschaftsleistung ver­ant­wortlich. Wenn wir Vergleiche anstellen, dann vergleichen Sie uns bitte nicht mit Ländern wie Griechenland, Portugal, Spanien und in Zukunft Italien von den EU 27. Wir wollen Vergleiche mit den Nettozahlern, denn Österreich ist Nettozahler. Wir wollen uns den zwölf Nettozahlern stellen.

Ich darf als Beispiel die Schweiz nennen. Die Schweiz hat eine Abgabenquote von 30 Prozent. Trotzdem war das Rezessionsjahr 2009 mit minus 1,5 Prozent wesentlich besser als bei uns. Ein typisches Beispiel dafür, dass man mit niedrigen Steuern zu mehr Erfolg, zu mehr Wirtschaftsleistung kommt. (Beifall bei der FPÖ.)


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 64

Und da bin ich gleich bei der Lohnsteuer. Es ist absolut unverständlich, warum in Österreich die Arbeit, die Leistung so hoch besteuert wird. Was haben Sie gegen Arbeit? Was haben Sie gegen Leistung? Leistung nützt doch jedem, oder? Und auch hier darf ich wieder die Schweiz nennen. Die Schweiz hat bei einem durchschnittlichen Einkommen eine Lohnsteuer, die halb so hoch ist wie bei uns. Und trotzdem ist das Pro-Kopf-Einkommen 2009 um 47 Prozent höher als bei uns gewesen. Diesem Vergleich müssen Sie sich stellen.

Die Folgen dieser hohen Belastung der Wirtschaft werden weitere Abwanderungs­tendenzen sein – weitere Abwanderungstendenzen zu unseren Nachbarn, auch in die Slowakei, nach Bratislava, das nur 50 Kilometer östlich von hier liegt. (Bundesrat Zwanziger: Das stimmt!)

Die Folgen werden weiters Liquidationen und Schließungen von Unternehmen sein, die einfach nicht mehr konkurrenzfähig sein können, weil die Lohnstückkosten angestiegen sind und überhaupt nicht mehr dem internationalen Standard entsprechen. Daher wird auch der Export nicht mehr das Niveau von 2008 erreichen. Ich warte darauf, bis es wieder so weit sein wird.

Die Investitionen sind 2009 enorm eingebrochen, die Investitionen werden noch lange nicht den Stand von 2008 haben. In diesem Budget sehe ich keine einzige inves­titionsfördernde Maßnahme, ich sehe keine einzige Maßnahme, die den Unternehmer dazu veranlassen sollte, Investitionen zu tätigen, um das Umsatzvolumen und die Exporte anzukurbeln.

Diese hohen Belastungen, die Sie mit diesem Budget setzen, zeigen sich natürlich auch in der Schattenwirtschaft. Bereits 15 Milliarden € gehen am BIP – am Bruttoin­landsprodukt – vorbei. Sicher, Sie haben jetzt dieses Betrugsbekämpfungsgesetz ein­ge­führt. Aber ich kann Ihnen jetzt schon sagen, dass dieses Gesetz kaum dazu geeignet sein wird, die Schattenwirtschaft zu bekämpfen.

Es wird nur in jeder Hinsicht die Verwaltung weiter aufgebläht werden. Meine sehr verehrten Damen und Herren, in der Verwaltung sind wir ja Kaiser, denn diese belastet unsere Wirtschaft und das ganze System und vor allem die Staatsverschuldung am meisten. (Beifall bei der FPÖ.)

Aber in diesem Budget sehe ich keinen einzigen Ansatz, wo Sie nachdenken, allein nur nachdenken darüber, wie man bei der Verwaltung einsparen könnte. Sie wissen genau, in der Wirtschaft ist die Perspektive wichtig. Welche Erwartung kann ich in der Zukunft bekommen? Sie wecken keine Erwartungen, denn Sie in der Regierung sind ein einziger Negativmultiplikator. Sie sind kein Vorbild für uns Wirtschaftstreibende. (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Mayer: „Negativmultiplikator“?) – Ja, dieses Wort können Sie sich merken. (Bundesrat Gruber: So gut ist es auch wieder nicht!)

Die Belastungen für die Wirtschaft gehen mit der Bankenabgabe weiter. Die Ban­kenabgabe trifft natürlich die privaten Haushalte und die Wirtschaftstreibenden, das ist gar keine Frage. Bereits seit 2009, mit der Krise, hat sich die Belastung um 1 Prozent erhöht. Wir Wirtschaftstreibende wissen, wer das zu zahlen hat, nämlich wir Unter­nehmer. Es ist auch kein Wunder, dass Sie die Banken nach einem Jahr schon saniert haben. Das wundert mich überhaupt nicht.

Die Folge ist Abhängigkeit, die wir Wirtschaftstreibende von den Banken haben – leider Gottes. Das hat ja schon dieser Mittelstandsbericht von vor zwei Wochen gezeigt, dass die Unternehmenskreditrate eine der höchsten in Europa ist und wir alle darunter leiden. Wir wollen keine Abhängigkeit von den Banken. Wir wollen Unabhängigkeit von den Banken. Wir wollen nicht diese Geiselhaft. Befreien Sie uns davon! Dann geht es uns allen besser. Die Banken sollen mit ihren Problemen alleine sein.


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 65

Meine sehr verehrten Damen und Herren. Was wäre besser? Besser wäre es, endlich steuerliche Maßnahmen zu setzen, um die Wirtschaft zu entlasten. Wir haben heuer – da waren einige Vergleiche falsch – eine Wirtschaftsleistung von 2 Prozent. Das ist richtig, damit kann man zufrieden sein oder auch nicht, aber Deutschland hat 4 Pro­zent, die Schweiz hat 4 Prozent, Schweden hat 5 Prozent, die Slowakei nähert sich auch 5 Prozent. Was ist also gut dabei? Für mich ist das, ehrlich gesagt, zu wenig.

Generell habe ich den Eindruck, dass der Wirtschaftskreislauf von der Wirtschaftspartei ÖVP nicht verstanden wird. – Weil hier der Name Keynes von Herrn Minister Mitter­lehner gekommen ist, muss ich schon sagen, sein Werk, das er 1936 geschrieben hat, „The General Theory of Employment, Interest and Money“ basiert auf einem ganz anderen Wertansatz als Ihr Modell – weil Sie uns hier vormachen wollen, dass Sie ein keynesianisches Modell hätten. Ihr Modell entspricht keinem einzigen ökonomischen Denkansatz, das ist in keinem Buch vorhanden. Das gibt es nämlich überhaupt nicht. Solche Belastungen, die die Wirtschaft drücken und so eine Staatsverschuldung sind einzigartig!

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Kapitalmarkt darauf aufmerksam wird. Darauf bin ich schon gespannt, bis das Rating Österreichs runterfällt. (Bundesrat Gruber: Das ist bestätigt worden, dass es gut ist! Triple-A! Sie sollten Zeitungen lesen in der Früh!) – Noch, noch! Ich warte bis zum nächsten Jahr um dieselbe Zeit. Der Kapitalmarkt ist sehr sensibel, der wird sich schon melden; da mache ich mir keine Sorgen.

Keynes spricht von antizyklischen Maßnahmen. Seit 1970 steigt die Staatsver­schul­dung permanent. Ich war überrascht, als ich heute im Finanzausschuss war und erfah­ren habe, dass nicht einmal mit diesem Budget die Staatsverschuldung unter 70 Pro­zent kommt. Es würde mich interessieren, mit welcher Wirtschaftsleistung Sie rechnen, dass Sie diese Staatsverschuldung nach unten drücken können. Es würde mich wirklich interessieren, nach welchem Kalkulationsschema die nächsten Jahre hier vorge­gangen werden soll. Meiner Meinung nach schaffen wir das nicht, denn die Wirt­schaftstreibenden werden mit dieser Belastung keine Wirtschaftsleistung zusam­men­bringen; die werden gedrückt, geknechtet. (Bundesrat Gruber: Und ausgeplündert – würde Strache sagen!)

Daher ersuche ich darum, ein anderes System zu entwickeln, ein System, mit dem alle zurechtkommen und das letztlich zum Wohlstand aller führt: mit der Senkung der Lohnsteuer, mit der Senkung der Einkommensteuer, mit steuerlichen Maßnahmen, wie den nichtentnommenen Gewinn der Unternehmer steuerlich zu entlasten und frei­zustellen.

Ein anderes Kapitel ist die Subventionswirtschaft in Österreich. Die Förderungen sind aufgrund von gewissen Zwischenrufen vom letzten Mal offensichtlich ein besonderes Anliegen in diesen Reihen hier. Die Förderungen sind oft ungerecht. Die Förderungen bringen Lobbyismus – wie du schon richtig gesagt hast –, der die Ärmsten trifft. Die Ärmsten haben die wenigsten Lobbys.

Förderungen bringen Ungerechtigkeit, Förderungen erhöhen vor allem die Verwaltung. Es macht keinen Sinn, auf der einen Seite den privaten Haushalten, den Wirt­schafts­treibenden das Geld aus der Tasche zu ziehen, aber auf der anderen Seite einen riesigen Verwaltungsapparat zu errichten, aufzublähen und dann so großzügig Sub­ven­tionen zu generieren, so nach dem Motto: Heute ist Weihnachten, heute ist Geburtstag, ihr dürft euch freuen. – Nein, wir Unternehmer wollen das nicht!

Gehen Sie zu den Ursprüngen zurück! Gehen Sie zurück zu den Schaffenden, zu den Leistungsträgern, denn die brauchen Sie, sonst werden Sie nie diese Staatsquote sen­ken können.


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 66

Aus all diesen Gründen, die ich soeben genannt habe – ich habe mich hier kurz ge­halten –, lehnen wir das Budget in jeder Hinsicht ab. Weder hat es Zukunft noch ist es realistisch. Es ist ideologisch, stümperhaft und in jeder Hinsicht abzulehnen. (Rufe bei der ÖVP: Na, na!) – Ich danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FPÖ. – Bun­desrat Gruber: Das war auch keine Offenbarung!)

14.31


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Brückl. – Bitte.

 


14.31.29

Bundesrat Hermann Brückl (FPÖ, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Werte Mitglieder des Bundesrats! Dass das von der Regierung vorgelegte Budget und die dazugehörigen Budgetbegleitgesetze in den vergangenen Tagen und auch heute für Diskussionsstoff sorgen, ist bei näherer Betrachtung durchaus verständlich. Nicht nur, dass dieses Budget entgegen der verfassungsmäßigen Bestimmung nicht zeitgerecht vorgelegt wurde, enthalten diese Begleitgesetze auch Neuerungen beziehungsweise Änderun­gen, die vor allem die Familien in diesem Land stark belasten, aber in einigen Teil­bereichen – und die muss man sich hier wirklich näher anschauen – muss man auch diese Änderungen auf ihre Sinnhaftigkeit hin hinterfragen. So etwa im Justizbereich – ich glaube, die Kollegin hat es heute schon angesprochen – die Verkürzung der Gerichtspraxis für Rechtspraktikanten.

Mir ist keine einzige Stellungnahme, die im Zuge der Begutachtung eingelangt ist, bekannt, in der diese Gesetzesänderung befürwortet worden wäre. – Im Gegenteil! Ange­fangen von der Richtervereinigung, von der Arbeiterkammer, vom Österreichi­schen Gewerkschaftsbund, von der Notariatskammer, vom Rechtsanwaltstag, von den Präsidenten der Oberlandesgerichte bis hin zum Rechnungshof haben alle diese Änderung abgelehnt, die Gerichtspraxis von neun auf fünf Monate zu verkürzen.

Nicht nur, dass diese Maßnahme natürlich auch die Ausbildungsqualität künftiger Juris­ten hier im Land drastisch vermindert, gleichzeitig geht auch der Effekt, dass Richter und Staatsanwälte in ihrer Arbeit durch Rechtspraktikanten unterstützt und dadurch auch entlastet werden können, verloren. Der Wegfall von solchen Kapazitäten im Rechtspraktikantenbereich wird daher zusätzliche andere Kapazitäten binden, nämlich wiederum insbesondere im Richterbereich. Entweder kostet das wieder mehr Geld oder es wird dadurch einfach auch die Zugangsschwelle für die Bürger zum Recht erhöht.

Und im Zusammenhang mit der Verkürzung der Gerichtspraxis muss auch darauf hinge­wiesen werden, dass mit der künftigen Gehaltskürzung bei Rechtspraktikanten, nämlich auf den Betrag von etwa 860 €, also knapp über dem Existenzminimum, ein sehr, sehr trauriges Signal gesetzt wurde. Noch dazu, wenn man bedenkt, dass der Ausbildungsbeitrag – bislang, glaube ich, bei netto etwa 1 100 € – ohnehin seit nunmehr acht Jahren – genau seit dem 1. Jänner 2002 – nicht mehr erhöht wurde.

Und nicht zuletzt – und das ist auch ein sehr schwerwiegendes Argument, denke ich – lässt uns die Richtervereinigung, lassen uns die Richter heute schon wissen, dass es ihnen fast unmöglich erscheint, sich innerhalb von fünf Monaten ein gefestigtes Urteil über die Eignung von sogenannten Übergangswerbern für den Richterberuf zu bilden.

Werte Mitglieder dieses Hauses! Die österreichische Justiz hat bislang weltweit hohes Ansehen genossen, ein hohes Maß an Rechtssicherheit wurde geboten. Das ist ja auch etwas, was unsere Wirtschaft will und braucht, was die Unternehmen, was die Banken wollen: Rechtssicherheit! Diese Rechtssicherheit ist ja gerade für inter­natio­


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 67

nale Unternehmen oft ein sehr wichtiger Faktor bei der Standortsuche für neue Be­triebe.

Unser Grundbuch, der elektronische Rechtsverkehr, die Bürgeranlaufstellen, die Servicestellen wie zum Beispiel im Bezirksgericht Linz sind grundsätzlich Vorzeige­projekte und werden von Delegationen aus ganz Europa, ja zum Teil aus der ganzen Welt, begutachtet. Unter den ständigen Einsparungen in den vergangenen Jahren, gerade im Justizbereich, und der damit einhergehenden Aushöhlung, ja auch der per­sonellen Aushöhlung, leiden nicht nur die Bediensteten – ich nenne nur stressbedinge Erkrankungen, Stichwort Burn-out-Syndrom –, auch der hohe Standard unseres Rechtssystems ist dadurch gefährdet.

Als Beispiel kann ich Ihnen Folgendes nennen: Wenn Sie heute ein Grundbuchgesuch am Bezirksgericht Innere Stadt abgeben, dann haben Sie dort eine Erledigungszeit von drei, vier Tagen. Wenn Sie das gleiche Gesuch am Bezirksgericht Graz abgeben, dann kann es Ihnen passieren, dass Sie dort Wochen beziehungsweise Monate warten – und das nicht, weil die so schlecht oder langsam arbeiten, sondern weil man dort einfach notorisch unterbesetzt ist.

Am vergangenen Freitag in der Fragestunde hat uns Frau Minister Heinisch-Hosek wissen lassen, dass mehr als 20 Prozent aller Lehrlinge, die im Bundesdienst stehen, im Bereich der Justiz beschäftigt sind. Aber wissen Sie, warum das so ist? Nicht, weil die Justiz so sozial ist, sondern weil hier einfach versucht wird, den Dienstbetrieb aufrechtzuerhalten, und zwar insbesondere in den ländlichen Bezirksgerichten mit einer Größenordnung von 20, 30, 35 Mitarbeitern. Diese Lehrlinge erbringen eine quali­tativ hohe Arbeitsleistung, sie erfüllen systemerhaltende Aufgaben, sie arbeiten als Schreibkräfte und als Mitarbeiter in den Fachabteilungen. Aber durch diesen Einsatz bleiben die Ausbildungsinhalte auf der Strecke und auch das Ausbildungsziel wird dadurch vernachlässigt.

Zum Bereich der Gerichtsgebühren ist zu sagen, dass Österreich im internationalen Vergleich mit Sicherheit ein Hochpreisland ist. Die hohen Gebühren mögen zwar in einigen Teilbereichen durchaus gerechtfertigt sein, weil ja eine qualitativ hochwertige Dienstleistung im Gegenzug erbracht wird, den Zugang zum Recht erleichtern sie aber nicht.

Im Bereich des Außerstreitwesens, in Pflegschaftssachen, in Sachwalterschaftssachen sind die Gerichtsgebühren überhaupt ein Fall für sich, denn gerade hier werden jene Menschen zur Kasse gebeten, die aufgrund psychischer oder physischer Beein­träch­tigungen vom Schicksal ohnehin hart gestraft sind. In diesem Zusammenhang darf ja auch nicht unerwähnt bleiben, dass die Vereine für Sachwalterschaften ohnehin völlig überlastet sind.

Sehr geehrte Damen und Herren! Es gäbe noch eine Reihe anderer Punkte zum Kapitel Justiz, über die ich sprechen müsste, allein mir fehlt die Zeit. Jedoch ist schlussendlich zu sagen, dass das von der Regierung vorgelegte Gesamtbudget samt seiner Begleitgesetze den Eindruck vermittelt, ein Flickwerk zu sein, das nicht dazu geeignet ist, den künftigen, vor allem demographischen Entwicklungen im Bereich der Familien entgegenzuwirken und langfristig die Budgetmisere in unserem Land sicher­lich nicht zu lösen sein wird. (Beifall bei der FPÖ.)

14.38


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bun­desrätin Michalke. – Bitte.

 



BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 68

14.38.38

Bundesrätin Cornelia Michalke (FPÖ, Vorarlberg): Herr Vizepräsident! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Staatssekretäre! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Jetzt sind meine beiden Ansprechpartner, Kollege Kneifel und Kollege Klug, leider nicht hier. Ich muss jetzt doch noch ein bisschen eine kurze Replik machen, und zwar zum Kollegen Kneifel.

Allein zwischen 1970 und 1986 ist in Österreich die Staatsschuldenquote um 280 Prozent gestiegen und erreicht jetzt mit einer Verschuldung von über 70 Prozent des BIP einen historischen Höchstwert. Das ist kein Ruhmesblatt, das ist eher eine Schan­de. (Beifall bei der FPÖ.)

Und zur SPÖ: Lediglich unter der Regierung Schwarz-Blau wurden die Staatsschulden von 66,5 Prozent des BIP im Jahr 2000 auf 59 Prozent gesenkt. (Bundesrat Gruber: Weil ihr das ganze Familiensilber verscherbelt habt! Telekom verschleudert!)

Gegen diese Politik haben die Linken damals jeden Donnerstag demonstriert und Europa zum Boykott gegen unsere Heimat aufgerufen – wahrlich eine linke „Glanz­leistung“! (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Gruber: Ihr habt das Familiensilber verkauft und habt euch gegenseitig Provisionen zugeschanzt!)

Nun zu den Budgetbegleitgesetzen. – Wie wenig sich die SPÖ und die ÖVP um das Parlament scheren und dass sie es eigentlich als Abnickanstalt betrachten, zeigt ja die verspätete Vorlage des Budgets, die eigentlich – nicht eigentlich, sondern tatsächlich – einen Verfassungsbruch darstellt. Auch unser aller Präsident Fischer hat dazu nichts zu sagen, obwohl solche Vorgangsweisen geradezu nach einer öffentlichen Rüge seiner­seits schreien.

Jetzt liegt ein Budget vor, das ohne Mut und Vision erstellt wurde – Mut zum Beispiel zu grundlegenden, tiefgreifenden Struktur- und Verwaltungsreformen. Insbesondere für die seit Jahren anstehende Reform des FLAF müsste es einen erkennbaren Reform­willen geben. Und in Richtung von Minister Mitterlehner sei gesagt: Der FLAF war immer schon gut dazu, entsprechende Budgetlöcher zu stopfen.

Die Bundesregierung ist dort über den Zaun gesprungen, wo er am niedrigsten ist, nämlich bei den Familien. Die Familien sollen die Zeche zahlen, nur weil Effizienz­steigerungs- und Einsparungspotenziale, wie Studien von Wirtschaftsfor­schungs­instituten und vom Rechnungshof belegen, nicht genutzt und Verwaltungs- und Bun­des­staatsreformen nicht umgesetzt werden, aber auch, weil die Lobby der Groß­kon­zerne gefürchtet und somit nicht angegriffen wird.

Es ist nicht erklärbar, weshalb Gruppenbesteuerung und Stiftungsbesteuerung nicht reformiert werden. Das entspricht nicht unserer Vorstellung von Gerechtigkeit, wenn internationale Großkonzerne über den Weg der Gruppenbesteuerung keine oder nur stark reduzierte Ertragssteuern in Österreich zahlen oder Stiftungsvermögen steuer­schonend behandelt werden, während die breite Masse der Bevölkerung, nämlich der Mittelstand, die Hauptlast der Steuern zu tragen hat und durch Maßnahmen wie die Erhöhung der Mineralölsteuer oder die Einführung der Bankenabgabe neuerlich einseitig zur Kasse gebeten wird.

Aber das absolut Untragbarste an diesem Budget ist der finanzielle Anschlag auf die Familien. Das ist schlicht und einfach eine Frechheit, und es braucht schon eine Por­tion Unverfrorenheit, aus der Position und den bequemen Polstersesseln des Politikers heraus ein solches Paket zu schnüren. (Ruf bei der ÖVP: Sitzen Sie auf einem Holzsessel?) – Nein, auch ich sitze auf einem Polstersessel, aber ich vertrete die Auffassung: Die Familie ist das Rückgrat einer jeden Gesellschaft, und ohne Familien gibt es keine Zukunft. (Beifall bei der FPÖ.)


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 69

Anstatt also alles daranzusetzen, dass der Staat gerade diese Gruppe entsprechend stärkt, passiert genau das Gegenteil. Die festgelegten Kürzungen sind nicht nur untrag­bar, sondern sie werden noch durch das rasche Wirksamwerden verschärft und lassen Dispositionen durch die Betroffenen nicht zu. Diese Maßnahmen werden von uns daher aus gesellschafts- und familienpolitischen Gründen abgelehnt.

Gott sei Dank hat es in Vorarlberg einen entsprechenden einstimmigen Landtags­beschluss zur Änderung des Familienlastenausgleichsgesetzes gegeben, der da lautet:

„Der Vorarlberger Landtag spricht sich für die Rücknahme des im Budget 2011 vorge­sehenen Sparpaketes in den Bereichen Familie und Pflege aus. Diese Bereiche müs­sen neu verhandelt werden mit dem Ziel, Familien und Pflegebedürftige nicht zu­sätzlich zu belasten.“

Leider hat dieser Beschluss bei der Budgeterstellung keine Berücksichtigung gefun­den, und deshalb wird Vorarlberg auch eine entsprechende Klage einbringen. (Beifall bei der FPÖ.) Es steht wahrscheinlich auch für Landeshauptmann Sausgruber, auch wenn der Herr Kopf vielleicht das jetzt anders gesehen hat, außer Frage, dass diese Kritik richtig ist, und ich freue mich, dass laut Medienberichten die Vorarlberger Bundesräte diesem Gesetz ebenfalls keine Zustimmung erteilen werden, obwohl ges­tern die Nationalratsabgeordneten offensichtlich dem Klubzwang unterlegen sind.

Verfassungsrechtlich betrachtet ergeben sich nämlich Zweifel, ob die raschen Umstel­lungen beziehungsweise die raschen Kürzungen bereits Anfang des Jahres 2011 mit dem aus dem Gleichheitsgrundsatz abgeleiteten Sachlichkeitsgebot und dem Vertrau­ens­schutz vereinbar sind.

Details aller anderen Kürzungen kann ich mir ersparen, die haben wir heute bereits zur Genüge gehört und sind sicher diesem Haus auch bekannt.

Unser Ziel einer verantwortungsvollen Politik muss es in erster Linie sein, den Kern der Gesellschaft, unsere Familien, zu stärken, die Eigenverantwortung des Einzelnen zu unterstützen, Leistung zu fördern und den Schwachen in Notsituationen zur Seite zu stehen. Deshalb stimmen wir diesen Begleitgesetzen nicht zu, aber ich wünsche trotzdem allen frohe Weihnachten, viel Gesundheit und auf ein Neues im Jahr 2011! (Beifall bei der FPÖ.)

14.45


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Zu Wort gelangt nun Herr Bundesrat Ertl. – Bitte, Herr Kollege.

 


14.45.42

Bundesrat Johann Ertl (FPÖ, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Meine sehr verehrten Staatssekretäre! Hoher Bundesrat! Während sich die Familien auf Weihnachten vorbereiten, saniert die Bundesregierung ihr Budget auf dem Rücken der Familien. – Das ist eine einmalige Geschichte in der Zweiten Republik, das hat es noch nie gegeben! Es ist traurig, dass in Österreich gerade bei den Familien gespart wird. (Bundesrat Gruber: Die Einkaufszentren gehen über, die Parkplätze sind zu klein!) Das Budget des Bundes ist unsozial, familien­feindlich, und auf die Bevölkerung kommt eine Belastungslawine zu. (Beifall bei der FPÖ.)

Es explodiert auch die Kriminalität im Land. (Ironische Heiterkeit bei SPÖ und ÖVP.) Laut den Zahlen der Kriminalstatistik eskaliert der Anstieg der Kriminalität im ganzen Bundesgebiet – eine Folge des Budgets. Im Jahre 2009 wurden im Bundesgebiet 592 000 strafrechtlich relevante Delikte zur Anzeige gebracht. Das bedeutet, dass im Schnitt pro Minute eine Straftat verübt wird.


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 70

Alarmierend dabei ist die Steigerung der Brachialgewalt. So sind im Jahre 2009 141 Morde und über 3 000 Raubdelikte zur Anzeige gebracht worden. (Bundesrat Mayer: Budgetbegleitgesetz! – Da gibt es normal keine Morde!)

Aber das Geld fehlt hinten und vorne. Aufgrund dieser negativen Entwicklung der Kriminalität ist die Bevölkerung nicht nur massivst verunsichert, sondern lebt bereits in begründeter Angst, Opfer eines Verbrechens zu werden. Aber was macht unsere Bundesregierung, um die Bevölkerung zu schützen? – Statt die nicht besetzten Planstellen bei der Polizei schnellstens nachzubesetzen, wird darüber nachgedacht, wie das Personal reduziert werden kann.

Dem Landespolizeikommando Wien stünden 4 584 Exekutivbeamte, um über 700 Exe­kutivbeamte weniger als im Stellenplan vorgesehen, zur Verfügung. Der Bevölkerung wurde versprochen: Für die nächsten fünf Jahre werden 1 000 Ausbildungsplätze pro Jahr zur Verfügung gestellt. Noch in der Budgetrede 2009 hat Vizekanzler Pröll verkündet: Sicherheit und Kriminalitätsbekämpfung werden auch in Zukunft oberste Ziele bleiben, daher stellen wir die Budgetmittel für 1 000 Polizisten zur Verfügung!

Wo sind diese versprochenen Polizisten, Herr Staatssekretär? Zurzeit haben wir viele unbesetzte Planstellen. (Zwischenruf bei der ÖVP. – Heiterkeit.) Für 2011 haben wir gegenüber 2010 nur eine geringfügige Erhöhung bei den Planstellen im Exekutivdienst budgetiert. Aber was bringt eine Budgetierung, wenn die Planstellen nicht besetzt werden?

Noch 2009 hat auch Bundesministerin Fekter gesagt: Dieses Budget garantiert Sicher­heit für Österreich! Die gewährleisteten zusätzlichen Budgetmittel gewährleisten konse­quente Aktionen gegen Kriminalität und für ein sicheres Österreich! Dem Finanz­minister ist die Sicherheit ein wichtiges Anliegen! – Zitatende. (Demonstrativer Beifall und Bravorufe bei der ÖVP.)

Weiters haben wir gehört: 1 000 Polizisten in Ausbildung (neuerlicher demonstrativer Beifall und Bravorufe bei der ÖVP), jährliche Erneuerung im Fuhrpark und Baumaß­nahmen in Polizeigebäuden sind die Eckpunkte des Sicherheitsbudgets!

Tatsache ist aber: Für das Innenressort wurden 90 Planstellen geschaffen. Im Rahmen einer Anfragebeantwortung von Frau Innenminister Fekter wurde bestätigt, dass in den folgenden fünf Jahren jährlich 1 000 Exekutivbedienstete aufgenommen und in die Grundausbildung übernommen werden. – Wo sind diese Exekutivbeamten? Wo halten Sie die versteckt? (Bundesrat Boden: Die kommen erst in den nächsten Jahren!) Da ist noch keiner auf der Straße von denen.

Besondere Verlierer in diesem Budget sind – und das ist eindeutig – vor allem die Exekutivbeamten. Nicht nur die minderwertige Bezahlung während der Ausbildung, nein, auch das spätere rein auf Überstunden und Zulagen aufgebaute Gehalt sind ein fürchterlicher Hemmschuh für die Polizisten. (Ruf bei der ÖVP: ... Zulagen!) – Mit Zulagen, ja, aber die Zulagen werden leider nicht bei der Berechnung der Pension berücksichtigt. (Staatssekretär Dr. Lopatka: Besser als die ... von der Finanz!)

Die Bediensteten der Exekutive haben nämlich neben den allgemeinen Verschlech­terungen auch noch zahlreiche berufsspezifische Nachteile zu erleiden. Ich denke hier an die Einschnitte bei den Reisegebühren, aber auch an die Beschränkungen bei der Auszahlung der Zuteilungsgebühren und – das ist ein ganz besonderer Nachteil für diese Berufsgruppe der Exekutivbeamten – an die ersatzlose Streichung des § 83b Gehaltsgesetz. Mit der Streichung des § 83b Gehaltsgesetz wurde nämlich die Rechtsschutzversicherung für Exekutivbeamte ersatzlos gestrichen.

Auch bei den Sachausgaben wird immens gespart. „Die Polizei, dein Freund und Helfer“ – dieser Werbeslogan stimmt schon lange nicht mehr! (Zwischenrufe bei der


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 71

ÖVP. – Bundesrat Kneifel: Stimmt ja nicht! Die Exekutivbeamten sind alle super!) – Zeit haben sie keine mehr. Heute müssen wir auf unseren T-Shirts stehen haben: „Wir machen auch Hausbesuche“ – weil für mehr bleibt keine Zeit. (Bundesrat Kneifel: Das kann man so nicht stehen lassen! – Weitere Zwischenrufe.) Hunderttausende Einsätze jährlich, die alles andere als mit Kriminalitätsbekämpfung zu tun haben, leisten unsere Exekutivbeamten!

Die Polizeidienststellen werden und wurden vom Innenministerium aufgefordert, so­wohl die Zahl der Überstunden als auch die Kilometerleistung der Fahrzeuge zu redu­zieren. Nun, wie soll das funktionieren? Darf dann die Polizei niemanden mehr unterstützen, Herr Kneifel? Dürfen dann weniger wichtige Einsätze der Polizei, die zur Unterstützung der Bevölkerung geleistet werden, nicht mehr durchgeführt werden? Betrachtet man die Zeit, die ein Polizist für die Durchführung eines Einsatzes zur Ver­fügung hat, so stellt man fest. Dieser hat einfach nicht mehr die Möglichkeit, insbe­sondere im Stadtgebiet, unterstützend oder präventiv tätig zu sein.

Ein Einsatz, insbesondere nach einem Raubüberfall, jagt den anderen. Für unter­stützende Einsätze für die Bevölkerung bleibt da sehr wenig Zeit. Im Stadtgebiet ist die Polizei mit unbedingt notwendigen Aufgaben zugeschüttet, und auf dem Land ist die Polizei aufgrund der weiten Entfernungen der Einsatzorte behindert. (Bundesrat Kneifel: Behindert ist die Polizei nicht!) Aber sowohl auf dem Land als auch in der Stadt haben wir ein riesiges Problem. (Bundesrat Kneifel: „Behindert“ kann man nicht sagen!) Das ist das Personalproblem. Überall sind zu wenig Polizisten im Einsatz!

Die budgetierten Planstellen lassen leider den Schluss zu, dass sich auch in den nächsten Jahren nichts ändern wird. Betrachtet man die Eckpunkte des Budgets für Inneres, so sieht man, dass die Sachleistungen alle mit geringeren Beträgen budgetiert sind. Hoffentlich bedeutet das in Zukunft nicht, dass die Polizisten kein Geld mehr dafür haben, ihre Einsatzfahrzeuge zu betanken. (Zwischenruf bei der ÖVP. – Bun­desrat Kneifel: Da musst du selber lachen darüber!) Das hat es leider schon gegeben, dass Polizeifahrzeuge an bestimmten Tankstellen keinen Benzin mehr bekommen haben. (Bundesrat Kneifel: Na, geh bitte! Wo?) Das hat es leider schon gegeben.

Allein in den letzten sechs Jahren wurden vom Innenministerium für Asyl- und Frem­denwesen über eine Milliarde € ausgegeben. (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Kneifel: ... OMV!)

Abschließend darf ich noch auf einige Förderungen des Innenministeriums hinweisen. (Bundesrat Kneifel: Das gibt’s ja nicht, dass die Polizei kein Benzin mehr bekommt!) Das Innenministerium leistet Zuschüsse für den laufenden Aufwand an private Institutionen im Bereich Asyl- und Fremdenwesen. Waren das im Jahr 2009 noch 1,9 Millionen €, sind es im Jahr 2011 bereits 2,0 Millionen €. Das Innenministerium leistet weiters Zuschüsse für den laufenden Aufwand von privaten Institutionen im Bereich Zentralleitung. Waren das im Jahr 2010 noch nur 28 000 €, sind es im Jahr 2011 bereits über 613 000 €.

Weiters budgetiert sind im Innenministerium sonstige Repräsentationskosten für das Jahr 2011 mit über 400 000 €. (Staatssekretär Dr. Lopatka: Wollen Sie keine Aus­zeich­nungen für Polizisten?) – Ich glaube, das sind eher die Reisekosten der Minis­terin. (Heiterkeit und Beifall bei der FPÖ.) Die Blechsterne kosten nicht viel, die wir bekommen.

Weiters budgetiert ist ein Kostenersatz an Länder für die Grundversorgung über 60,4 Millionen €. Während österreichische Kinder keine Schulstarthilfe bekommen – diese wurde ja laut ÖVP durch die 13. Kinderbeihilfe ersetzt, und mittlerweile wurde ja auch diese 13. Kinderbeihilfe gekürzt –, erhalten nichtösterreichische Kinder, Kinder


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 72

von Asylanten unter dem Titel und aus dem Titel Grundversorgung jährlich für jedes Schuljahr eine Schulstarthilfe von 200 €.

Weiters gefördert werden Beiträge für den Fonds zur Integration von Flüchtlingen für das Jahr 2011, budgetiert mit 11,9 Millionen €. Unterstützungsleistungen für Rück­kehrer für das Jahr 2011sind mit 788 000 € budgetiert.

Laut einem Medienbericht der vergangenen Tage – Kollegin Mühlwerth hat es schon angesprochen – können sich 330 000 Menschen eine beheizte Wohnung nicht mehr leisten. Gerade in Zeiten wie diesen ist diese Zahl schockierend. 330 000 Menschen kön­nen sich eine beheizte Wohnung nicht mehr leisten! Das sind 4 Prozent der heimi­schen Bevölkerung, davon 58 000 Kinder, die in der eigenen Wohnung frieren müssen!

Diesem Budget der Grauslichkeiten werden wir unsere Zustimmung verweigern.

Abschließend darf ich Ihnen noch frohe Weihnachten (Bundesrat Todt: Lieber nicht! Darauf können wir verzichten!) und einen guten Rutsch ins neue Jahr wünschen, und ich hoffe, wir sehen uns nächstes Jahr alle gesund wieder. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

14.59


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Zu Wort gelangt nun Herr Bundesrat Zwanziger. 20 Minuten ist die Redezeitbeschränkung. – Bitte. (Zwischenrufe.)

 


14.59.13

Bundesrat Peter Zwanziger (FPÖ, Kärnten): Lei-Lei ist noch nicht, nein. – Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Staatssekretäre! Erlauben Sie mir noch, einen guten Freund von mir zu begrüßen, nämlich unseren ehemaligen National­rat und jetzigen stellvertretenden Landtagschef im Landtagsklub Kärnten. Hallo, Gernot Darmann! Schön, dass du da bist und das hier mitverfolgst.

Wir von den Freiheitlichen werden eine Verfassungsklage einbringen (Zwischen­bemer­kung von Staatssekretär Dr. Lopatka– Herr Staatssekretär, zuhören! –, denn der Fristenlauf ist nicht mehr sichergestellt. (Ruf bei der ÖVP: Der Strache, hat man gesagt, nicht die Partei!) – Strache und Kärnten zusammen mit den Regierungs­mitgliedern werden eine einbringen.

Anscheinend ist das Ganze aus rein taktischen Gründen passiert, weil ja in der Steier­mark die Landtagswahlen waren, weil in Wien Landtagswahlen waren. Gebracht hat es Ihnen ja nichts, wie man gesehen hat. Die armen Wiener müssen jetzt mit einer rot-grünen Koalition leiden. Gut, es kommen ja bald wieder Wahlen, und die Rechnung bekommt dann jeder für sich selbst präsentiert.

Da haben Sie ewig Zeit gehabt, ein ordentliches Budget für die österreichische Bevöl­kerung zu schmieden, und dann kommt für die Menschen ein Belastungspaket, welches unfair gegenüber Familien, Studenten und auch Pensionisten ist. Anstatt Familien zu helfen und ihnen Steuererleichterungen zu geben, reduzieren Sie die Beihilfen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, es wundert mich schon, dass Sie alle hier so dabei sind.

Sie sparen bei den Österreichern und nehmen ihnen vieles weg. Es ist schon ein bisschen eigenartig, dass bis auf Vorarlberg anscheinend ... (Zwischenruf des Bundes­rates Mayer.) Das ist ja etwas ganz Schönes, dass von eurer Seite hier nicht zuge­stimmt wird. Das heißt, es gibt nicht überall einen Klubzwang, so wie es bei uns auch keinen gibt. Vielleicht gibt es ja dann, wenn wir die Abstimmung haben, auch noch andere Bundesräte, die nicht zustimmen. Vielleicht bist du dann auch dagegen. (Bundesrat Stadler: Weißt du überhaupt, bei welcher ... du bist? Bei euch ändert sich das ja!)


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 73

Sie nehmen den Österreichern nicht nur das verdiente Packerl, sondern packeln mit Versicherungen und Banken. Meine sehr geehrten Damen und Herren, auch vor einem Jahr habe ich schon diese Worte gesagt: Alle Jahre wieder kommt das Christkind, und alle Jahre wieder kommt bei Ihnen ein Budget, das nicht durchdacht ist!

Eines ist da auch noch klarer: Die Eurokrise ist auch noch lange nicht vorbei. Jetzt haben wir die Griechen, die Iren, die Portugiesen, die Belgier, und – ich weiß nicht – die Italiener sind jetzt wahrscheinlich auch in einer Wirtschaftskrise. Da müssen Sie mir jetzt schon erklären ... (Bundesrat Stadler: Kärnten!) – Kärnten ist in keiner Wirt­schaftskrise, lieber Kollege! Kärnten ist in keiner Wirtschaftskrise, glauben Sie mir das! (Bundesrätin Blatnik: Hypo!) Da würde ich mich lieber um Niederösterreich kümmern, denn dort sind die Gemeinden fertig, bei uns nicht. Merken Sie sich das einmal! Merken Sie sich das! (Beifall bei der FPÖ.) Hauen Sie nicht immer auf Kärnten hin, schauen Sie lieber auf Ihre Kollegen rundherum! (Bundesrat Stadler: Hypo!)

Da müssen Sie mir jetzt schon erklären, wie ein paar Länder halb Europa auffangen sollen. Wir von den Freiheitlichen haben ja immer davor gewarnt. Wir haben vor dem Euro gewarnt. Wir haben vor dem EU-Beitritt gewarnt. Wir haben auch vor Schlepperbanden gewarnt. (Zwischenruf des Bundesrates Kainz. – Bundesrat Stadler: So lange bist du ja noch gar nicht freiheitlich!)

Ihrerseits, liebe große Koalition, ist das Ganze immer schön unter den Tisch gekehrt worden, nach dem Motto: Die Probleme gibt es ja nicht! – Und heute muss das kleine Österreich, das mittlerweile, wenn es so weitergeht, selbst in finanzielle Notlage kommt, da mitzahlen. Anscheinend gibt es ein Fass ohne Boden in halb Europa. (Bun­desrat Kneifel: „Anscheinend“, wie ist das gemeint?) Es kann ja nicht sein, dass hier ein paar Länder das alles auffangen müssen, Herr Kneifel! (Zwischenruf bei der ÖVP.) – Orange! Wollen Sie etwas? Orangen.

Meine Damen und Herren, noch ein paar Fakten zu Ihrem Sparpaket der Grauslich­keiten – dieser Begriff ist ja heute schon einige Male gefallen! Zum Thema 13. Fa­milienbeihilfe: Bisher wurde sie im September doppelt ausgezahlt. Neu ist es, dass die Familienbeihilfe jetzt gestrichen wird, und nur noch für 6- bis 15-Jährige pauschal ein­mal 100 € ausgezahlt werden.

Zur Familienbeihilfe für Studenten und Personen in Ausbildung mit über 24 Jahren: Bisher haben Studierende und Personen in Ausbildung bis zum 26. Lebensjahr Familienbeihilfe und zusätzlich noch 58,40 € pro Monat Kinderabsetzbetrag bekom­men.

Nach der Änderung schaut es jetzt so aus: Die Beihilfe wird nur noch bis zum 24. Lebensjahr ausgezahlt. Somit fällt auch der Kinderabsetzbetrag von zirka 700 € jährlich weg. Im Ganzen verliert jetzt ein Student zirka um die 2 600 € in zwei Jahren. Die Geschwisterstaffelung fällt für Familien auch weg, wenn ein Kind aufgrund des Alters keine Kinderbeihilfe mehr erhält.

Ihr habt dann halt eine Schonfrist eingeführt. Die schaut so aus, dass es bezüglich der Streichung der Familienbeihilfe eine Schonfrist bis zum 1. Juli 2011 für 24-Jährige und 25-Jährige gibt. Anscheinend soll das das Ganze ein bisschen beruhigen.

Beim Mehrkinderzuschlag schaut es so aus: Bisher gab es einen Zuschlag von 36,40 € pro Monat für das dritte und jedes weitere Kind. Früher waren das 36 €, jetzt sind es nur noch 20 €. Gerade Familien mit mehreren Kindern werden dadurch wieder bestraft. Somit trifft diese Kürzung natürlich auch Studenten, die mehrere Geschwister haben.

Viele weitere Begünstigungen für Studenten – vor allem zum Beispiel bei Verkehrs­betrieben – sind an den Bezug der Familienbeihilfe gebunden und fallen damit in Zukunft weg.


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 74

Im Studienjahr 2008/2009 haben 22 000 Studenten ihr Studium abgeschlossen, davon waren 16,5 Prozent jünger als 24 Jahre. Ein gutes Viertel schloss das Studium vor dem 26. Lebensjahr ab. Somit wird ausgesagt, dass über 80 Prozent der Studenten nicht mit 24 Jahren mit ihrem Studium fertig werden und ab nun keine Familienbeihilfe und keinen Kinderabsetzbetrag mehr erhalten.

Zur Familienbeihilfe nach Beendigung der Berufsausbildung: Bisher war es so, dass jene Lehrlinge, die dem Finanzamt einen erfolgreichen Lehrabschluss gemeldet haben, die Familienbeihilfe noch drei Monate länger bekommen haben. Neu ist der Entfall der Gewährung der Familienbeihilfe für drei Monate nach Beendigung der Berufsaus­bildung.

Für Arbeitsuchende bei der Familienbeihilfe schaut es jetzt so aus: Früher hat es einen Anspruch auf Familienbeihilfe für volljährige Kinder zwischen dem 18. und 21. Lebens­jahr gegeben, wenn das Kind beim AMS als arbeitsuchend vorgemerkt war. Das ist komplett gestrichen worden.

Aber es gibt auch noch positive Dinge. Als Kärntner Abgeordneter ist es natürlich immer wieder schön, vor allem auch heute als Letztredner über das familien­freundlichste Bundesland zu reden (ironische Heiterkeit bei der SPÖ), das es ja nach wie vor ist. (Bundesrätin Blatnik: Das glauben Sie ja selbst nicht! – Weitere Zwi­schenrufe bei der SPÖ.) Ich verstehe die Aufregung nicht. (Beifall bei der FPÖ.) Hört doch zu! Da könnt ihr noch einiges lernen!

Der Familienzuschuss ist bei uns für sozialbedürftige Familien von früher 15 € auf 75 € pro Monat erhöht worden. (Bundesrat Todt: Ist da schon ... auch dabei? – Zwischenruf des Bundesrates Mag. Klug.) Zuhören! Ja, da würde ich als Steirer ein bisschen aufpassen, lieber Herr Klubchef! Und ich würde mich lieber um das Murtal kümmern! Ich würde mich dort um die Straßen und solche Sachen kümmern, denn im Murtal schaut es so aus, dass man glaubt, dort hat eine Bombe eingeschlagen! (Bundesrat Gruber: Und die Leistungen zahlt ihr mit euren Haftungen?!) Schaut nicht auf Kärnten, sondern saniert eure Straßen! Kümmert euch um Familien und andere Geschichten!

In Kärnten gibt es auch das Babygeld mit 500 € – als einziges Bundesland! Das heißt, wenn du noch einmal Kinder haben möchtest, dann komm gerne zu uns, lieber Herr Klug, dann bekommst du dort 500 €. (Staatssekretär Dr. Ostermayer: Aber wie viel war es bisher? Um wie viel habt ihr es einschränken müssen? Von 800 auf 500 €?)

Müttergeld gibt es bei uns. Kärnten ist das einzige Bundesland, Herr Staatssekretär, das Frauen unterstützt, die über 65 Jahre alt sind und mindestens ein Kind groß­gezogen haben, aber sonst keine Einnahme gehabt haben.

Dann kommen wir noch zum Teuerungsausgleich – das wird die Ana jetzt freuen! –: Der Teuerungsausgleich ... Hörst du mir gar nicht zu! Ana, es geht um Kärnten! Aufpassen! (Bundesrätin Blatnik: Dann frage ich doch, warum ihr die ... macht! Warum brauchen wir einen Teuerungsausgleich?) Der Teuerungsausgleich soll sozial bedürftigen Menschen als finanzielle Einmalunterstützung dienen. Bezugsberechtigt sind ... (Zwischenrufe bei den Grünen.) – Ihr Grünen, kommt!

Bezugsberechtigt sind Personen, auf die mindestens eines der folgenden Kriterien zutrifft und Sie den Hauptwohnsitz seit mindestens zwei Jahren in Kärnten haben: Pensionisten mit einer Ausgleichszulage, Bezieher der allgemeinen Wohnbeihilfe, Bezie­her des Kärntner Müttergelds, Bezieher des Kärntner Familienzuschusses. Die Auszahlungshöhe liegt dann zwischen 100 €, und für Familie mit mindestens drei Kindern gibt es dann 150 €. (Bundesrat Gruber: Das wird bar ausbezahlt?!)

Weiters gibt es dann auch noch ein Schulstartgeld. Das ist sozial gestaffelt, so wie der Teuerungsausgleich. Das sind bei uns gestaffelte Zahlungen.


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Man sieht also, meine sehr geehrten Damen und Herren ... (Bundesrat Mag. Klug: Peter, sagst du noch etwas zur Bankenabgabe?) – Zur Bankenabgabe? Was möchtest du denn hören? (Bundesrat Mag. Klug: Als Stellungnahme!) – Ach so. Jetzt ist Familie dran!

Meine Damen und Herren, zum Abschluss sieht man halt schon: Wenn eine frei­heitliche Bewegung an vorderster Front arbeitet und es auch ein Sparpaket gibt, dann werden nicht die Familien, Pensionisten und Studenten fertiggemacht, sondern bei uns ist es so, dass wir auf die Familien schauen und sie entlasten. – Danke schön. Und frohe Weihnachten Ihnen allen! (Beifall bei der FPÖ.)

15.10


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Nächster Redner ist Herr Bundesrat Dönmez. Da es sich um die zweite Wortmeldung handelt, weise ich darauf hin, dass noch 7 Minuten Restredezeit sind. – Bitte.

 


15.10.44

Bundesrat Efgani Dönmez, PMM (Grüne, Oberösterreich): Herr Präsident! Ich halte mich kurz. Man kann auch viel reden und nichts sagen (Bundesrat Mag. Klug: Ja! Genau! – Heiterkeit im Saal), wie manche Vorredner es bewiesen haben. Aber das ist nicht der Grund, warum ich ans Rednerpult gekommen bin.

Liebe KollegInnen der FPÖ! Kollegin Michalke, wenn du hier von der schwarz-blauen Errungenschaft sprichst, welch ausgeglichenes Budget sie denn zu ihren Lebzeiten vollbracht haben, dann möchte ich nur eines anmerken: Das ist so, wie wenn der blöde Bub das hart erarbeitete Familienerbe der Eltern und der Großeltern verscherbelt und sagt: Ich bin reich! – Nichts anderes war es, was aus dieser Zeit geblieben ist.

Wenn wir die Wortmeldung von Nationalratsabgeordnetem Kickl hernehmen, der ja gesagt hat: Die Zogajs und Zegejs und Zeges – und wie sie alle heißen – sind die kriminellen Elemente in diesem Land und das Problem!, dann möchte ich eines festhalten: Nicht die sind das Problem (Bundesrätin Mühlwerth: Das Problem ist ...!), sondern das Problem heißt Plech, Flöttl, Meischberger und Grasser – und wie sie sonst noch alle heißen, diese korrupten Personen. (Bundesrat Zwanziger: Der Joschka Fischer ... verdienen dort Millionen! Fischer! Schröder!) Das ist das Problem in dieser Republik. Lenken Sie nicht von anderen Themen ab! (Beifall bei den Grünen.)

Weil diese Herrschaften missgewirtschaftet haben und in die eigene Tasche hinein­lukriert haben, müssen die ÖsterreicherInnen den Gürtel noch enger schnallen. Das ist das Politikverständnis von eurer Regierungsbeteiligung gewesen! – Das ist das eine.

Das andere: Ich habe in der ersten Rede gesagt, wenn wir in wesentlichen Bereichen – sei es in der Verwaltungspolitik, in der Bildungspolitik oder im Gesundheitsbereich – nicht wesentliche Veränderungen in absehbarer Zeit – und zwar bevor ich und manche andere von uns in Pension gehen – vornehmen, dann brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn die Rechtspopulisten in diesem Land immer stärker werden und auch nationalistische Gruppierungen aus den Herkunftsländern oder auch islamistisch-fundamentalistische Gruppierungen zur Polarisierung dieser Gesellschaft beitragen. (Bundesrat Zwanziger: Warum werden die Grünen immer schlechter?)

Dieses Budget ist aus unserer Sicht familienfeindlich. Es ist kurzsichtig, weil es die Jugend der Zukunft beraubt und jene, die für die Krise, in der wir stecken, wenig bis gar nichts können, am meisten belastet. Das ist am schärfsten abzulehnen.

Ich hoffe, dass wir in diesem Haus noch die Punkte, die ich angesprochen habe, intensiv thematisieren werden und auch eine Lösung, die für die meisten tragbar ist, erar­beiten werden.


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 76

Ich möchte Ihnen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr wün­schen. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

15.13


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall.

Die Debatte ist geschlossen.

Wir gelangen nun zur Abstimmung.

Die Abstimmung über die gegenständlichen Beschlüsse des Nationalrates erfolgt ge­trennt.

Wir gelangen zunächst zur Abstimmung über den Beschluss des Nationalrates vom 20. Dezember 2010 betreffend ein Budgetbegleitgesetz 2011.

Es liegt hiezu ein Antrag der Bundesräte Elisabeth Kerschbaum, Kolleginnen und Kollegen vor, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates mit der beige­ge­benen Begründung Einspruch zu erheben.

Ich bitte jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Antrag zustimmen, um ein Handzeichen. – Das ist die Minderheit. Der Antrag, Einspruch zu erheben, ist somit abgelehnt.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Ausschussantrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Ausschussantrag zustim­men, gegen den vorliegenden Beschluss keinen Einspruch zu erheben, um ein Hand­zeichen. – Das ist die Stimmenmehrheit. Der Ausschussantrag, keinen Einspruch zu erheben, ist somit angenommen.

Nun kommen wir zur Abstimmung über den Beschluss des Nationalrates vom 20. De­zember 2010 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Beschäf­tigung parlamentarischer Mitarbeiter sowie das Bundesgesetz über die Bezüge der obersten Organe des Bundes, der Mitglieder des Nationalrates und des Bundesrates und der von Österreich entsandten Mitglieder des Europäischen Parla­ments geändert wird.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmeneinhelligkeit. Der Antrag ist somit angenommen.

Die Tagesordnung ist erschöpft, aber ich bitte Sie, noch nicht aufzubrechen.

Ich darf Ihnen frohe Weihnachten wünschen und übergebe den Vorsitz. (Präsident Preineder übernimmt den Vorsitz.)

Verlesung eines Teiles des Amtlichen Protokolls

 


Präsident Martin Preineder: Geschätzte Damen und Herren! Es liegt mir das schriftliche Verlange von fünf Mitgliedern des Bundesrates vor, das Amtliche Protokoll hinsichtlich der Tagesordnungspunkte 1 und 2 über die Beschlüsse des Nationalrates vom 20. Dezember 2010 betreffend ein Budgetbegleitgesetz 2011 und ein Bundes­gesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Beschäftigung parlamentarischer Mitar­beiter, Parlamentsmitarbeitergesetz, sowie das Bundesgesetz über die Bezüge der obersten Organe des Bundes, der Mitglieder des Nationalrates und des Bundesrates und der von Österreich entsandten Mitglieder des Europäischen Parlamentes, Bundes­


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 77

bezügegesetz, geändert werden, zu verlesen, damit dieser entsprechende Teil des Amt­lichen Protokolls mit Schluss der Sitzung als genehmigt gilt. Dadurch soll die umge­hende Beschlussfassung ermöglicht werden.

Ich werde daher so vorgehen und verlese nunmehr den entsprechenden Teil des Amtlichen Protokolls.

„Amtliches Protokoll (gemäß § 64 GO-BR) der 792. Sitzung des Bundesrates vom 23. Dezember 2010

TO-Punkt 1: Beschluss des Nationalrates vom 20. Dezember 2010 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Verfassungsgerichtshofgesetz 1953, das Verwaltungs­gerichtshofgesetz 1985, das Rechnungshofgesetz 1948, das Parteiengesetz, das Publizistikförderungsgesetz 1984, das KommAustria-Gesetz, das Allgemeine Verwal­tungsverfahrensgesetz 1991, das Verwaltungsstrafgesetz 1991, das Zustellgesetz, das E-Government-Gesetz, das Bundesstatistikgesetz 2000, das Konsulargebührengesetz 1992, das Aktiengesetz, das Arbeits- und Sozialgerichtsgesetz, das Außerstreitgesetz, das Baurechtsgesetz, das Eisenbahn-Enteignungsentschädigungsgesetz, die Exeku­tions­ordnung, das Firmenbuchgesetz, das Fortpflanzungsmedizingesetz, das Gebüh­ren­anspruchsgesetz, das Gerichtliche Einbringungsgesetz, das Gerichtsgebühren­gesetz, das GmbH-Gesetz, die Insolvenzordnung, die Jurisdiktionsnorm, die Notariats­ordnung, das Privatstiftungsgesetz, die Rechtsanwaltsordnung, das Rechtsanwalts­prü­fungsgesetz, das Rechtspflegergesetz, das Gesetz über das Statut der Europäischen Gesellschaft, das Strafrechtliche Entschädigungsgesetz 2005, das Unternehmens­gesetz­buch, das Urkundenhinterlegungsgesetz, das Wohnungseigentumsgesetz 2002, die Zivilprozessordnung, das Strafgesetzbuch, das Suchtmittelgesetz, die Strafpro­zess­ordnung 1975, das Jugendgerichtsgesetz, das Strafvollzugsgesetz, das Strafregis­tergesetz, das Gerichtsorganisationsgesetz, das Rechtspraktikantengesetz, das Staats­anwaltschaftsgesetz, das Garantiegesetz 1977, das Unternehmensservice­portal­gesetz, das Finanzprokuraturgesetz, das Erdölbevorratungs-Förderungsgesetz, das Ein­kommensteuergesetz 1988, das EU-Quellensteuergesetz, das Körperschaftsteuer­gesetz 1988, das Umgründungssteuergesetz, das Umsatzsteuergesetz 1994, das Be­wer­tungsgesetz 1955, das Gebührengesetz 1957, das Grunderwerbsteuergesetz 1987, das Kapitalverkehrsteuergesetz, das Versicherungssteuergesetz 1953, das Feuer­schutzsteuergesetz 1952, das Kraftfahrzeugsteuergesetz 1992, das Wohnhaus-Wie­deraufbaugesetz, das Bundesgesetz betreffend die Gewährung von Gebührenbe­freiungen für Anleihen von Gebietskörperschaften, das Energieabgabenver­gütungs­gesetz, das Investmentfondsgesetz, das Immobilien-Investmentfondsgesetz, das Norm­verbrauchsabgabegesetz 1991, das Kommunalsteuergesetz 1993, die Bundes­abgabenordnung, das Abgabenverwaltungsorganisationsgesetz 2010, die Abgaben­exe­kutionsordnung, das Glücksspielgesetz, das Tabaksteuergesetz 1995, das Tabak­monopolgesetz 1996, das Mineralölsteuergesetz 1995, das Finanzausgleichsgesetz 2008, das Zivildienstgesetz 1986, das Vereinsgesetz 2002, das Bundes-Stiftungs- und Fondsgesetz, das Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz, das Wehrgesetz 2001, das Heeresdisziplinargesetz 2002, das Heeresgebührengesetz 2001, das Auslandsein­satzgesetz 2001, das Wettbewerbsgesetz, das Mineralrohstoffgesetz, das KMU-Förde­rungsgesetz, die Gewerbeordnung 1994, das Bundespflegegeldgesetz, das Kriegs­gefan­genenentschädigungsgesetz, das Bundesbahngesetz, das Behindertenein­stel­lungsgesetz, das Bundesbehindertengesetz, das Bundes-Behindertengleich­stellungs­ge­setz, das Bundessozialamtsgesetz, das Hausbesorgergesetz, das Arbeitsverfas­sungsgesetz, das Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977, das Arbeitsmarktservice­gesetz, das Arbeitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetz, das Insolvenz-Entgeltsicherungs­gesetz, das Sonderunterstützungsgesetz, das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Gewerbliche Sozialversicherungsgesetz, das Bauern-Sozialversicherungsgesetz, das Allgemeine Pensionsgesetz, das Beamten-Kranken– und Unfallversiche­rungs­ge­


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 78

setz, das Bundesgesetz über einen Kassenstrukturfonds für die Gebietskran­ken­kassen, das Beamten-Dienstrechtsgesetz 1979, das Gehaltsgesetz 1956, das Ver­trags­bedienstetengesetz 1948, das Richter- und Staatsanwaltschaftsdienstgesetz, die Reisegebührenvorschrift, das Pensionsgesetz 1965, das Bundes-Personalvertre­tungs­gesetz, das Landeslehrer-Dienstrechtsgesetz, das Land- und forstwirtschaftliche Lan­des­lehrer-Dienstrechtsgesetz, das Land- und Forstarbeiter-Dienstrechtsgesetz, das Poststrukturgesetz, das Asylgerichtshofgesetz, das Bundestheaterpensionsgesetz, das Bundesbahn-Pensionsgesetz, das Familienlastenausgleichsgesetz 1967, das Univer­sitätsgesetz 2002, das Bundesmuseen-Gesetz 2002, das Bundestheateror­ganisations­gesetz, das Gesundheits- und Ernährungssicherheitsgesetz, das Altlastensanierungs­gesetz, das Emissionszertifikategesetz, das Vermarktungsnormengesetz, das Umwelt­förderungsgesetz, das Bundesgesetz über das Bundesamt für Wasserwirtschaft und Änderung des Wasserbautenförderungsgesetzes, das Weingesetz 2009, das Patent­amtsgebührengesetz, das Fernmeldegebührengesetz, das Fernsprechentgeltzu­schuss­gesetz, das Postmarktgesetz, das Straßentunnel-Sicherheitsgesetz, das Luft­fahrtgesetz, das Schieneninfrastrukturfinanzierungsgesetz, das Schifffahrtsgesetz und das Wasserstraßengesetz geändert sowie ein Verwahrungs- und Einziehungsgesetz, ein Bundesgesetz zur Rückführung der Kühlgeräteentsorgungsbeiträge der Kon­sumenten, ein Bundesgesetz betreffend die vergleichsweise Bereinigung des Voll­zu­ges des Bundespflegegeldgesetzes für die Jahre 1993 bis 2009, ein Stabilitäts­abgabegesetz, ein Flugabgabegesetz, ein Luftfahrtsicherheitsgesetz 2011, ein Bun­desgesetz, mit dem das Personal der Heeresforstverwaltung Allentsteig einem anderen Rechtsträger überlassen wird, ein Arbeit-und-Gesundheit-Gesetz, ein Agrarkontroll­gesetz und ein Bundesgesetz, mit dem die Begründung weiterer Vorbelastungen durch die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie genehmigt wird, erlas­sen werden und das Stempelmarkengesetz aufgehoben wird (Budgetbegleit­ge­setz 2011) (981 d.B. und 1026 d.B. sowie 8437/BR d.B. und 8439/BR d.B.)

TO-Punkt 2: Beschluss des Nationalrates vom 20. Dezember 2010 betreffend ein Bun­desgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Beschäftigung parlamentarischer Mitar­beiter (Parlamentsmitarbeitergesetz) sowie das Bundesgesetz über die Bezüge der obersten Organe des Bundes, der Mitglieder des Nationalrates und des Bun­desrates und der von Österreich entsandten Mitglieder des Europäischen Parlaments (Bundesbezügegesetz – BbezG) geändert werden (1027 d.B. sowie 8438/BR d.B. und 8440/BR d.B.)

Es liegt ein Antrag der Bundesräte Gottfried Kneifel, Mag. Gerald Klug, Kolleginnen und Kollegen gemäß § 47 Abs. 5 GO-BR vor, die allgemeine Redezeit für die gegenständliche Debatte auf 20 Minuten zu begrenzen (Beilage I und II/1).

Der Antrag (Beilage I und II/1) wird mit Stimmenmehrheit angenommen.

Die Bundesrätin Elisabeth Kerschbaum, Kolleginnen und Kollegen bringen den Antrag betreffend § 43 Abs. 1 GO-BR (Beilage 1/2) ein, gegen den Beschluss des National­rates vom 20. Dezember 2011 betreffend ein Budgetbegleitgesetz mit der beigege­benen Begründung Einspruch zu erheben.

Der Präsident ordnet gemäß § 43 Abs. 4 GO-BR die Vervielfältigung und Verteilung des gegenständlichen Antrages an.

Abstimmungen:

Zu TO-Punkt 1: Der Antrag der Bundesräte Elisabeth Kerschbaum, Kolleginnen und Kollegen, gemäß § 43 Abs. 1GO-BR (Beilage 1/2), gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates mit der beigegebenen Begründung Einspruch zu erheben, wird mit Stimmenmehrheit abgelehnt.


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 79

Der Ausschussantrag der Berichterstattung, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, wird mit Stimmenmehrheit angenommen.

Zu TO-Punkt 2: Berichterstattung: Antrag, keinen Einspruch zu erheben. Wird ange­nommen (mit Stimmeneinhelligkeit).

Es liegt ein schriftliches Verlangen von 5 Mitgliedern des Bundesrates gemäß § 64 Abs. 2 GO-BR auf Verlesung des Amtlichen Protokolls hinsichtlich der Tages­ordnungspunkte 1 und 2 vor (Beilage B).“

Erheben sich Einwendungen gegen die Fassung oder den Inhalt dieses Teiles des Amtlichen Protokolls? – Das ist nicht der Fall.

Dieser Teil des Amtlichen Protokolls gilt daher gemäße § 64 Abs. 2 der Geschäfts­ordnung des Bundesrates mit Schluss dieser Sitzung als genehmigt.

Einlauf

 


Präsident Martin Preineder: Ich gebe bekannt, dass seit der letzten beziehungsweise in der heutigen Sitzung insgesamt 11 Anfragen, nämlich 2783/J bis 2793/J, einge­bracht wurden.

Schlussansprache des Präsidenten

 


Präsident Martin Preineder: Geschätzte Damen und Herren! Geschätzte Herren Bundesminister! Herren Staatssekretäre! Geschätzte Vizepräsidentin! Herr Vizeprä­sident! Geschätzte Mitglieder des Bundesrates! Der Weihnachtsbaum, der sich in der Säulenhalle unseres Parlamentes befindet, ist ein Gruß meiner Region, meiner Heimat. Er ist ein Signal dafür, dass Weihnachten unmittelbar vor der Tür steht, aber auch ein Zeichen dafür, dass sich das Jahr dem Ende zuneigt.

Es neigt sich jetzt auch meine Präsidentschaft dem Ende zu, und für mich geht damit ein sehr interessantes halbes Jahr zu Ende.

Begonnen wurde dieses Jahr die Präsidentschaft von Präsident Peter Mitterer. Ich durfte dann ab der zweiten Hälfte dieses Jahres, ab 1. Juli 2010, die Präsidentschaft übernehmen und darf mit 1. Jänner das Staffelholz an Präsident Gottfried Kneifel übergeben. Es war, wie gesagt, ein spannendes, herausforderndes und interessantes halbes Jahr für mich.

Wer alle seine Ziele erreicht hat, hat sie sich als zu niedrig gewählt, sagte Herbert von Karajan. Mein Ziel als Präsident war es, den Bundesrat als Regionalrat zu positio­nieren, die Zukunft des Bundesrates außer Zweifel zu stellen und etwas frischen Wind in dieses Gremium zu bringen. Was ist davon geblieben? – Manchmal ein kalter Wind, der mir entgegengeweht ist, denn die Frage nach der Auflösung des Bundesrates war sicher die meistgestellte, die ich während meiner Präsidentschaft zu beantworten hatte.

Möglicherweise ist es eben auch die Zukunft des Bundesrates, die durch die Vergan­genheit, die wieder bei der anderen Tür hereinkommt, begleitet wird. Es scheint näm­lich zum sicheren Repertoire sogenannter Reformer zu gehören, die Abschaffung des Bundesrates zu fordern. Manchmal werden Verwaltungs- und Verfassungsreform verwechselt. Ich darf aber all jenen, die das fordern, in ihr Stammbuch schreiben: Die­se Forderung ist nicht neu, und sie ist schon gar nicht einfallsreich!

Gerade im vergangenen Jahr 2010 hat der Bundesrat die größte Aufwertung seit Langem erfahren. Durch die Umsetzung der Lissabon-Strategie, des Vertrages von Lissabon, haben wir eine zusätzliche bedeutungsvolle Aufgabe als Bundesrat erhalten.


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 80

Wir selbst haben dieses Verfassungsgesetz im Mai eingebracht. Der Nationalrat hat es im Juli beschlossen, und wir haben es am 22. Juli genehmigt. Bei diesem Gesetz ist klar, dass die Regionen rechtzeitig ein Mitspracherecht erhalten, dass wir als Bun­desrat zum Sprachrohr der Regionen, der Länder und der Landtage werden und dass wir als Bundesrat eine Vertretung der Regionen und der Länder in Brüssel wahr­nehmen. Mit Subsidiaritätsrüge, Subsidiaritätsklage und Ministerbindung haben wir entsprechende Mittel in der Hand. Diese Möglichkeiten, die uns zur Hand gegeben sind, gilt es aber letztlich mit Leben zu erfüllen.

Diese Umsetzung sah ich auch als Teil meiner Arbeit. Dieses Thema war Schwerpunkt bei der Landtagspräsidentenkonferenz in Bozen, bei der es darum ging, eine verstärkte Zusammenarbeit des Bundesrates mit den Landtagen herbeizuführen. Es ging darum, die Lissabon-Strategie entsprechend umzusetzen und auch die Öffentlichkeitsarbeit für die Landtage und den Bundesrat zu verstärken. Es ist bereits am 24. November gelungen, ein bei dieser Landtagspräsidentenkonferenz geschaffenes Koordinations­gremium zwischen Bundesrat und Landtagspräsidentenkonferenz zu konstituieren, ins Leben zu rufen und mit Aufgaben zu erfüllen.

Ich darf in diesem Zusammenhang und an dieser Stelle Herrn Landtagspräsidenten Herwig van Staa herzlich danken, der diese Initiative entsprechend mitgetragen hat.

Ich darf aber auch eine Bitte anbringen, nämlich an meinen Nachfolger und an die Vizepräsidenten, und zwar die Bitte, die Zusammenarbeit mit den Landtagen auch engagiert fortzusetzen, weil es nur dann eine dauerhafte, eine bleibende Einrichtung sein kann.

Konrad Adenauer sagte: „Die Einheit Europas war ein Traum weniger. Sie wurde zur Hoffnung vieler. Sie ist heute eine Notwendigkeit für alle.“ – Zitatende.

Mit der Europakonferenz in St. Pölten haben wir an die Subsidiaritätskonferenz von 2006 angeschlossen. Zwei Themen leiteten diese Europakonferenz, und zwar die euro­päische Regionalpolitik und die Donauraumstrategie – beide sind als Chance für Mitteleuropa zu sehen – und klarerweise die Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Gemeinden, die ich hier speziell betone, bei der Umsetzung des Lissabon-Vertrags. Bundeskanzler Werner Faymann, Landeshauptmann Erwin Pröll, Kommissar Johan­nes Hahn, Außenminister János Martonyi, Außenminister Michael Spindelegger sowie Albrecht Konecny und Georg Keuschnigg waren Referenten bei dieser Veranstaltung.

Es war mir in meiner Eigenschaft als Bundesratspräsident auch wichtig, die Regionen stärker in den Mittelpunkt zu stellen. Die Präsentation der Regionen Österreichs hier in der Säulenhalle im Parlament mit Vizekanzler Josef Pröll und unserem Landesrat aus Niederösterreich, Stephan Pernkopf, war ein Genuss und hat genau diese Regionalität zum Ausdruck gebracht und den Regionen vielleicht auch einen Geschmack gegeben.

Robert Jungk sagt: „Die Welt kann verändert werden. Zukunft ist kein“ unausweich­liches „Schicksal“.

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Wir als Bundesrat haben Instrumente in der Hand, um die Zukunft zu gestalten, und wir müssen sie daher auch entsprechend ein­setzen.

Ich habe mich auch bemüht, mit dem Bundesrat zu aktuellen Themen Stellung zu nehmen. Wir haben das mit der Enquete zum Thema „Autonome Schule – Moderne Schulverwaltung“ getan, bei der Frau Bundesminister Claudia Schmied und Frau Bundesminister Karl ihre Meinung, ihre Stellungnahme zum Thema Schulreform abgegeben haben. Aber was vielleicht noch wichtiger und interessanter war, ist, dass beide auch den Redebeiträgen bis zum Ende Gehört geschenkt haben.


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 81

Geschätzte Damen und Herren! Diese halbe Jahr war auch von außenpolitischen Kontakten geprägt. Ich hatte viele Botschafter zu Besuch und konnte einige Bot­schaften von innen kennenlernen. Im August hatte ich ein Treffen mit der schwei­zerischen Ständeratspräsidentin Forster-Vannini in Bregenz, und erst vor Kurzem, nämlich im Dezember, konnte ich den Vizepräsidenten der ungarischen Nationalver­sammlung Istvan Jakab nach Wien einladen und Gespräche mit ihm führen.

Ebenso wurden Gespräche mit der serbischen Parlamentspräsidentin Slavica Djukic-Dejanovic, mit dem ukrainischen Parlamentspräsidenten Wolodymyr Lytwyn sowie mit dem tschechischen Senatsausschuss für Wirtschaft und Landwirtschaft geführt.

Ein Höhepunkt war sicherlich mein Staatsbesuch in Rumänien, bei dem es viele interessante Gespräche gab – Gespräche mit dem Senatspräsidenten, dem Wirt­schafts­minister, dem Außenminister, dem Kanzleramtsminister, dem Landwirtschafts­minister und auch mit dem Staatspräsidenten Traian Băsescu.

Während meiner Präsidentschaft gab es aber auch viele Staatsakte und Fest­veranstaltungen. Ich darf da beispielsweise die Bundesversammlung zur Angelobung unseres Herrn Bundespräsidenten und die Festveranstaltung 90 Jahre Bundesver­fassung, zu der ich gemeinsam mit unserer Frau Präsidentin Prammer einladen durfte, erwähnen. Es wurde auch ein neues Thema, nämlich die Idee eines Familien­wahl­rechtes, platziert. Und ich durfte die internationale Parlamentariertagung der Welt-AIDS-Konferenz eröffnen. Es gab weiters eine Buchpräsentation zum Thema „Neues von der Wiener rechtstheoretischen Schule“ in Anwesenheit von Bundespräsident Heinz Fischer und Bundespräsident a.D. Roman Herzog.

Im Gegenzug, vielleicht als Gleichgewicht, gab es die Eröffnung des Jugend­parla­ments. Drei Schulklassen, drei fünfte Schulstufen aus Niederösterreich spielten sozu­sagen Parlament und lernten dabei den Parlamentarismus selbst kennen.

Und uns allen ist sicher noch die Festveranstaltung zum 90. Jahrestag der ersten Sitzung unseres Bundesrates in Erinnerung.

Vieles davon fand wenig Beachtung im Österreichischen Rundfunk. So verfasste ich einen Brief an Herrn Generaldirektor Wrabetz. Vielleicht sind die zwei Kameras heute im Raum auch ein Ergebnis dessen. (Bundesrat Dönmez: Die sind ausgeschaltet! – Bundesrätin Kerschbaum: Das sind nur Attrappen!)

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Der Bundesrat hat klare Aufgaben in der Republik. Eine Aufwertung und eine Anerkennung des Bundesrates können nur von uns selbst erarbeitet werden. Es gilt, dass wir uns stärker in den politischen Prozess einbringen, dass wir mehr Netzwerke erarbeiten, uns mit den Landtagen und in den Landtagen stärker einbringen, und dass der Bundesrat eigenständige Öffent­lichkeits­arbeit leistet. Wir brauchen unsere Existenzberechtigung nicht zu suchen, denn für all jene, die sich mit der Länderkammer beschäftigen, steht diese außer Zweifel.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vor einem halben Jahr war ich mir nicht sicher, ob ich die Aufgabe als Präsident auch entsprechend erfüllen kann. Ich habe mich aber in dieser meiner Aufgabe sehr wohl gefühlt, und es war ein interessantes halbes Jahr.

Ich möchte nun all jenen ein Danke sagen, die mich dabei unterstützt haben. Das waren die Mitarbeiter der Veranstaltungsabteilung, der Außenpolitischen Abteilung und natürlich mein Büro im Bundesrat. Ich darf da Frau Dr. Susanne Bachmann und meiner Sekretärin Frau Fritz stellvertretend für alle Mitarbeiter des Bundesratsdienstes ein herzliches Dankeschön sagen. Ebenso möchte ich auch dem Parlament beziehungs­weise der Parlamentsdirektion, den Parlamentspräsidenten und vor allem dem Präsidium des Bundesrates für deren Unterstützung herzlich danken.


BundesratStenographisches Protokoll792. Sitzung / Seite 82

Ich durfte gleich am 1. Juli die erste Sitzung meiner Präsidentschaft leiten, und leite heute am 23. Dezember die letzte. Kollege Mitterer hat gesagt, die Präsidentschaft beginnt mit der ersten Sitzung, die man leitet, und endet mit der letzten. Möglicher­weise ist meine Präsidentschaft eine der längsten überhaupt im Bundesrat.

Liebe Kollegen! Es war ein schönes halbes Jahr, für das ich unter der Fahne Niederösterreichs euer Präsident sein durfte. Ich darf mich dafür bedanken.

Abschließend darf ich frohe Weihnachten und alles Gute für das kommenden Jahr wünschen und Ihnen ein Dankeschön für die Zusammenarbeit sagen. (Allgemeiner Beifall.)

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Ein paar organisatorische Dinge gilt es noch zu erledigen.

Die Einberufung der nächsten Sitzung des Bundesrates wird auf schriftlichem Wege erfolgen. Als Sitzungstermin wird Donnerstag, der 3. Februar, 9 Uhr, in Aussicht ge­nom­men.

Für die Tagesordnung dieser Sitzung kommen jene Beschlüsse in Betracht, die der Nationalrat bis dahin verabschiedet haben wird, soweit sie dem Einspruchsrecht beziehungsweise dem Zustimmungsrecht des Bundesrates unterliegen.

Die Ausschussvorberatungen sind für Dienstag, den 1. Februar, ab 14 Uhr, vorge­sehen.

Diese Sitzung ist geschlossen.

15.33.50Schluss der Sitzung: 15.34 Uhr

 

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